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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sofort zu ihm hinunter, legte einen Arm um seine Schultern und begann, sanft und ermutigend auf ihn einzureden. Tommy war zu weit weg, um die Worte verstehen zu können. Er konnte bloß den Tonfall hören, aber nach einer Weile kletterte Jack wieder hinauf. Er schwang sich heraus und verlor wieder mittendrin den Schwung, aber diesmal ließ er los, rollte sich ab und landete sauber auf seinem Rücken. Mario kam lachend herunter, klopfte Jack auf die Schulter und ging pfeifend weg, um sich umzuziehen. Als Tommy zu ihrem Wohnwagen kam, drehte sich Mario um und sagte: »Hast du gesehen, was auf dem Trapez passiert ist? Der Chandler-Junge hat immer gebettelt, raufkommen zu dürfen und zu schaukeln, da habe ich schließlich ›okay‹ gesagt.«
    »Ich hab’s gesehen.«
    »Aber der Junge ist in Ordnung. Er ist gleich wieder raufgegangen.«
    »Ja, nachdem du ihm zehn Minuten zugeredet hast.
    Geh aus dem Weg, ja. Ich will aufräumen, wenn es dir nichts ausmacht.«
    Mario nahm das Handtuch von seinem tropfnassen Gesicht. »Was hast du denn?«
    »Mann, du hast dich vielleicht verändert. Ich weiß noch, als Barbie an der Stange eingefroren ist, da hast du Liss raufklettern lassen, und sie mu ss te die Stange losmachen, und sie fallenlassen.«
    Mario hob die Schultern. »Du kannst nicht jeden gleich behandeln. Ich wollte den Jungen nicht entmutigen.«
    Tommy schnaubte. »Ich weiß noch, als du mich das erste Mal hast raufkommen lassen. Du hast mir gesagt, wenn ich bloß herumspielte, sei es am besten, wenn ich so früh wie möglich dav on genug hätte. Wenn ich mir so was auf dem Trapez geleistet hätte, hättest du mich davongejagt, und ich wäre nie wieder hinaufgegangen –und das habe ich gewu ss t! Und ich weiß noch, als mir mal auf dem Trapez schwarz vor Augen geworden ist und mir schlecht wurde. Du hast mich auch gleich wieder raufgeschickt, ob mir nun schlecht war oder nicht.«
    Mario legte das Handtuch auf einen Stuhl. »Sieh mal, Tom«, sagte er, »du warst ein geborener Flieger, und du hast hoch oben gearbeitet, seit du aus deinen kurzen Hosen raus bist. Ich durfte dich nicht verhätscheln.«
    »Wenn der Junge verhätschelt werden mu ss , verstehe ich nicht, warum du es überhaupt tust.«
    »Er war den ganzen Sommer hier und hat mir die ganze Saison lang bei der Arbeit zugesehen. Und was geht es dich überhaupt an? Warum machst du so eine Sache daraus?«
    »Weil ich weiß , warum du dir mit Kindern in dem Alter so viel Mühe gibst. Ja, du magst sie, wenn sie gerade vierzehn sind, nicht? Ich hätte es wissen sollen.«
    Mario wurde totenbla ss unter seiner Bräune. »In Ordnung. Du hast es gesagt. Es ist raus und jetzt nimm es zurück oder ich bringe dich um!«
    »Versuch’s doch«, zischte Tommy zwischen den Zähnen. »Ich bin nicht mehr fünfzehn. Du willst jemanden um dich haben, mit dem du einen Riesenärger machen kannst, wenn dir danach ist, den du ins Bett schleppen kannst, wenn dir danach ist und den du verprügeln kannst, wenn es dir gefällt. Na, dann fang besser gleich an, um den kleinen Kerl herumzuscharwenzeln, weil, Alter, ich die letzten fünf Jahre damit verbracht habe zu lernen, auf mich selbst aufzupassen. Und wenn du mir eine runterhaust, werde ich so verdammt hart zurückschlagen, dass du im Knast wieder aufwachst.«
    »Tom, nimm die Bemerkung über den Jungen zurück.«
    »Wieso meinst du, seine Ehre verteidigen zu müssen?«
    fragte Tommy mit gespitzten Lippen, und Mario schlug ihn. Ohne einen Moment zu zögern, ballte Tommy seine Faust und schlug hart in Marios Zwerchfell. Mario krümmte sich mit einem »Uff« zusammen und sprang dann auf Tommy zu. Ein Stuhl ging zu Bruch, als sie stürzten und auf dem Boden weiterkämpften.
    Jemand hämmerte an die Tür. Mario war augenblicklich wieder auf den Füssen. »Moment«, sagte er und ri ss die Tür auf. Paul Reddick starrte auf seine aufgesprungene Lippe und den umgeworfenen Stuhl.
    »Was, zum Teufel…«, sagte er. »Was, zum Teufel…«
    Mit dem erschreckenden, fürchterlichen Gefühl eines Déjà-vu – er konnte fast Angelos Gesicht sehen – richtete sich Tommy auf. »Um Gottes willen, Matt«, sagte Reddick. »Blanding könnte dir für eine Schlägerei auf dem Platz eine Strafe aufbrummen.«
    Mario wischte Blut von seiner Lippe. »Dies ist keine Schlägerei, Paul, das ist ein Familienstreit.«
    »Dann seid besser ruhig.«
    Tommy holte ein Taschentuch heraus und hielt es an seine Nase, die angefangen hatte zu bluten. »Wer hat gesagt, dass du

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