Trapez
Mario. »Ich fluche, wenn ich wütend werde, und Blanding spricht kein italienisch.«
Paul Reddick grinste Mario liebevoll an. »Bob, du hast Matt und mir versprochen, dass wir nicht länger als eine Woche unser Trapez aufbauen müssen. Und wenn Matt hier einen erfahrenen Mann für dich anschleppt, solltest du zugreifen!«
»Okay, okay«, sagte Blanding und wandte sich zu Tommy. »Kannst du sonst noch was? Kannst du reiten?
Wir könnten noch jemanden in der Reiternummer gebrauchen.«
Tommy gab zu, dass er nicht reiten konnte. »Aber ich bin im Zirkus aufgewachsen. Ich kann turnen, Seilhang, festes und fliegendes Trapez.«
Blanding sah Tommy an. »Warum willst du diesen Job? Du siehst klug genug aus, um einen besseren zu kriegen.«
Tommy sah Blanding direkt in die Augen und merkte, dass dies einer der Momente war, wo eine Lüge weitaus anständiger war als die Wahrheit. »Ich bin gerade aus der Armee gekommen und habe meinen Bruder seit fünf Jahren nicht gesehen.«
»Okay. Ich hab’ dem anderen Mann dreißig Dollar bezahlt. Ich geb’ dir fünfundzwanzig, bis ich weiß , was du wert bist. Und ich will deine Entlassungspapiere sehen.
Ich stelle keinen Fahnenflüchtigen ein.«
Tommy ging zu Marios Wohnwagen zurück, um die Papiere aus seinem Koffer zu holen. Er gab das Zertifikat seiner ehrenhaften Entlassung Blanding, der scharf daraufschaute.
»Zane? Ich dachte, du wärst sein Bruder?«
»Stiefbruder«, sagte Mario. »Aber wir vergessen es immer. Wir sind schon zusammen, seit der Junge dreizehn ist.«
»Okay, Feldwebel, hm? Was hast du in der Armee gemacht?«
»Körpertraining, ein bi ss chen Drill.«
»Ach ja? Ich war auch eine Weile dabei. Hab’ ein Verwundetenabzeichen aus der Schlacht bei Leyte«, sagte Blanding. Er schob Tommy ein Vertragsformular zu.
»Ich nehm’ dich. Kein Trinken auf dem Platz, kein Klauen, kein Betrügen. Dies ist eine saubere Show.«
Tommy war ziemlich ausgelastet damit, sich um alle Trapeze in der Show zu kümmern. Er und Mario verfielen bald wieder in ihre alte Gewohnheit zu üben, bevor ihr Arbeitstag anfing. Und zumindest für Tommy fing er früh an.
Die ersten zwei Wochen waren fast wie eine Heimkehr.
Mit dem merkwürdigen Unterschied, dass sie allein waren, ohne ihre Familien oder irgendjemanden , der störte. Als er einmal ein Trapez in einer kleinen Stadt im Norden von Texas aufbaute, bemerkte Tommy, dass dies schon gefährlich nah an einen seiner Teenager-Tagträume herankam: Er und Mario reisten zusammen mit irgendeiner Show, wo sie zusammen arbeiten konnten, soviel sie wollten…
Er war fünf Jahre lang nicht auf einem Trapez gewesen, aber er merkte, dass er schnell den alten Dreh wiederfand, das alte Tuning. Es war bloß eine Frage der Zeit, bis die unbenutzten, eingerosteten Muskeln sich wieder verhärteten. Wenn sie zusammen übten, fing Mario, wie er es getan hatte, als sie zuerst zusammen arbeiteten. Nach ein paar Wochen Training hatte Tommy genügend Selbstvertrauen entwickelt, dass er nicht zögerte, als Mario ihm zurief: »Glaubst du, dass du noch den Doppelten rückwärts kannst?« Aber als er in Marios Händen landete und schaukelte, bemerkte er, dass Paul Reddick am Fuß des Trapezes stand und ihnen zusah.
Als sie herunterkamen, grinste Mario Reddick an.
»Hab’ dir doch gesagt, der Junge ist ein Flieger.«
»Scheint, dass du auch ein Fänger bist.«
»Ja, als wir angefangen haben, war ich der Fänger, weil ich der Größere war. Ich hab’ Tommy Fliegen beigebracht – hab’ ihn gefangen, seit er groß genug war, um an die Trapezstange zu kommen.«
Tommy lachte, ermuntert durch das Training und das Erfolgsgefühl. »Sie sollten uns mal bei einem freien Pa ss sehen.«
Reddicks Augenbrauen hoben sich. »Wollt ihr es versuchen? Ich glaub’, ich kann noch einen fangen.«
»Das haben wir eigentlich nicht…« Mario sah ihn strafend an, und Tommy war still.
Paul Reddick begann am Seil heraufzuklettern, als Mario und Tommy zu ihrer Seite des Trapezes gingen.
»Was soll denn das Ganze ?« fragte Mario.
»Ich versteh’ dich nicht. Ich würde es bloß gern mal versuchen.«
»Na, das mu ss t du jetzt auch. Und du setzt es auch besser nicht in den Sand.«
»Na gut«, sagte Reddick, als sie alle wieder auf dem Boden waren. »Nicht schlecht. Also, was bist du? Jim Fortunatis unehelicher Sohn oder was?«
Tommy fühlte sich, als ob Reddick ihn geschlagen hätte , aber aus alter Gewohnheit sagte er nichts. Er ging zum Wohnwagen zurück und zog
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