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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dich einmischen sollst?«
    Reddick ignorierte ihn. »Matt, soll ich dir Eis für deine Lippe holen? Es wird bei der Vorstellung wunderschön aussehen.« Er wandte sich Tommy zu. »Du lausiges Miststück. Wie, zum Teufel, kommst du auf die Idee, dass du einfach so die Artisten zusammenschlagen kannst? Ich sollte dich vom Platz jagen!«
    »Versuch’s doch«, sagte Tommy wütend, aber Mario schob Reddicks Hand auf dessen Arm weg.
    »Sei ruhig, Tom«, befahl er. »Geh an deine Arbeit, bevor wir den Bo ss auf dem Hals haben.«
    »Blanding…« Tommy wollte sagen, was Blanding tun konnte, als er Marios Augen sah. Darin lag eine verzweifelte Bitte.
    »Sieh mal Paul«, sagte Mario zu Reddick, »der Junge und ich haben uns ständig gekabbelt, seit er keine kurzen Hosen mehr anhat.«
    Sein Blick sagte: Ich übernehme Reddick. Tommy murmelte: »Ja, klar«, und verließ den Wohnwagen. Er hörte Reddick lachen, noch bevor er außer Hörweite war und ging vor Wut zitternd auf den Pferdeplatz zu. Er war soweit, direkt zu seinem Auto zu gehen, vom Platz wegzufahren und aus Marios Leben zu verschwinden. Ihm wurde übel bei der Erinnerung an Marios Arm um Jack Chandlers Schultern, an die Erniedrigung und Bereitwilligkeit , mit der Mario – Mario Santelli von den ›Flying Santellis‹ – sich vor Paul Reddick erniedrigt hatte. Aber eine alte Gewohnheit führte ihn zum Trapez, um es vor der Show zu überprüfen.
    La ss es nicht auf die Plattform. Das war vor allem die Krux an der Sache. Mario hatte mit dem Chandler-Jungen gearbeitet.
    In der Pause eilte Tommy zurück zum Wohnwagen, während Mario sein Trikot anzog. »Setz dich«, sagte er.
    »Ich bring’ dein Gesicht in Ordnung.«
    »Okay, das muss auch in Ordnung gebracht werden.«
    Tommy öffnete die Schublade, in der Mario seine Schminksachen aufbewahrte. Er bedeckte die aufgesprungene Lippe mit hautfarbenem Pflaster und rieb getönte Creme auf den dunkler werdenden Bluterguss um sein Auge. Aus Gewohnheit, ohne zu merken, was er tat, bis er sich dabei ertappte, nahm er Marios Kamm und kämmte das dicke Haar mit den gleichen Bewegungen, die er vor Jahren gelernt und nie vergessen hatte. Mario griff nach oben und nahm Tommys Hand in seine.
    »Du hast deinen Beruf verfehlt, Junge. Du könntest allemal dein Geld in Hollywood als Maskenbildner verdienen.«
    »Das ist gut zu wissen, irgendwann. Ball deine Fäuste.«
    Tommy nahm die Rolle Klebeband.
    »Leg es schön fest an, das ist das, welches ich mir gebrochen habe.« Aber als Tommy anfing, seine Handgelenke zu umwickeln, schlo ss Mario die Augen. »Gott, Junge, wir sind genau wieder da, wo wir waren, nicht?
    Bei der kleinsten Sache fangen wir an, uns zu zerreißen …«
    »Hör auf! Hör auf!« schnauzte Tommy. »Nicht vor einer Vorstellung. Bist du verrückt, oder was?«
    Mario begann herzlich zu lachen.
    »Ragazzo«, sagte er. »Du bist zu gut, um wahr zu sein.
    Okay, Junge.«
    Aber obwohl er munter sprach, war da etwas hinter der Stimme, das Tommy nachdenklich machte.
    Mein Gott, er ist ein Wrack, wenn er mit dem Gerede anfangen kann, fünf Minuten bevor er aufs Trapez geht!
    Was hatten diese Jahre sonst noch bei Mario hinterlassen, was man nicht auf der Oberfläche sehen konnte?
    Er kam nach der Abendvorstellung zu ihrem Wohnwagen zurück und fand dort Mario, der Speck mit Eier briet.
    Tommy wusch ab, ohne zu sprechen, suchte in der Schublade nach Messer und Gabel und setzte sich. Sie aßen , ohne zu reden, bis Tommy seinen Teller wegschob.
    Dann stützte Mario beide Ellenbogen auf den Tisch.
    »Junge, hör zu, das ist wieder dieselbe alte Leier.«
    Tommy starrte auf sei nen Teller, der mit Ei und Krü meln verschmiert war. »Ich hab’ auch darüber nachgedacht. Wenn dies zu hart ist, kann ich immer noch meine Sachen packen und weiterfahren. Wenn wir wieder mit dem alten Kram anfangen und uns gegenseitig schlagen –sieh mal, als wir Kinder waren, war es etwas anderes, aber jetzt sind wir ein paar kräftige Athleten. Und wenn wir noch ein paar von solchen Kämpfen haben, bringt einer von uns den anderen noch um. Wie wär’s, Mann, soll ich von der Show abhauen und mich einfach – aus dem Staub machen?«
    Mario legte sein Gesicht auf seine geballten Fäuste. Er sprach in sie hinein, und von seiner Stimme war nichts als Erschöpfung übrig. »Ich hab’ kein Recht, dich zu bitten zu bleiben, aber – aber ich bitte dich darum. Wenn du wieder fortgehst, weiß ich nicht mehr, was ich tun soll.«
    Tommy sah ihn bestürzt an. Er

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