Trapez
kämpfend zusammen zu Boden. Aber in Tommy wurde ein Bewu ss tsein wach, als er Mario in einen Ringergriff einklemmte. Zum ersten Mal war es nicht ein verzweifelter, ungleicher, machtloser Kampf. Er war stärker als Mario.
Seine Kraft flo ss wie durch einen brechenden Damm durch ihn hindurch, als er Mario um die Taille ergriff und ihn auf den Fußboden drückte.
Mario kämpfte verbissen, war aber verblüfft über die Brutalität des Angriffs.
»Tommy, verdammt noch mal, was ist…«
»Steh auf«, zischte Tommy.
Tommy stürzte sich wieder auf ihn und schlug dreimal mit zielsicherer Genauigkeit zu – Rippen, Auge und Kopf. Mario schaffte auch ein paar Schläge, aber dann traf ihn Tommy hart mit einem Aufwärtshaken, der ihn zu Boden warf. Tommy saß auf ihm.
»Okay, verdammt«, sagte er atemlos, »das Blatt hat sich gewendet. Ich werde dies nicht tun, wenn jemand anders dabei ist, aber ein für alle Mal , Matt Gardner, wenn du jemals wieder deine Faust gegen mich erhebst, mein Hals wird es nicht sein, der dabei gebrochen wird. Ich dachte mir, ich zeig’ dir das, bloß einmal. Wenn du mich aus dem Haus und die Treppe runterwerfen willst, gehe ich. Oder wenn du dich noch mehr schlagen willst, okay.
Ich beweise es dir noch einmal, dass ich dich jederzeit durch den Wolf drehen kann. Aber so oder so, dies ist der letzte Kampf, den wir haben werden. Kapiert?«
Mario lag immer noch auf dem Fußboden , bla ss und erstaunt. Sein Mund blutete, und aus seiner Nase tropfte Blut.
»La ss mich aufstehen, Lucky«, sagte er schließlich .
Tommy ließ ihn los, und Mario setzte sich hin, stützte sich mit beiden Händen ab und bewegte sich nicht.
Schließlich stand er auf und setzte sich auf das Bett. Er streckte seine Hand aus.
»Schlag ein, Lucky. Das habe ich wohl verdient.«
Tommy nahm seine Hand, aber er zuckte zusammen, als sich Marios um seine schlo ss . Mario drehte Tommys Hand um und sah sie an. »Das habe ich wohl schon seit langem verdient, Junge.«
Sie saßen nebeneinander auf dem Bett, merkwürdig friedvoll, fast wie zur Bestärkung eines alten Schwurs.
Dann lachte Tommy.
»Los, Matt, wasch dein Gesicht, oder ich kriege von Lucia alles Mögliche , nur kein Abendessen.«
Mario schlo ss die Tür auf, nahm sich ein Handtuch und ging auf den Flur. Plötzlich hielt er an und drehte sich wieder zu Tommy.
»Wie hast du mich gerade genannt?«
Tommy zwinkerte. »Matt«, sagte er langsam und überrascht.
» Weißt du, dass du das vorher nie getan hast?«
»Ja, ich weiß .«
»Du wirst wohl erwachsen. Du bist nicht mehr mein Junge.«
Tommy ging zu ihm hinüber, nahm Marios Hand in seine und hielt sie eine Weile. »Ich glaube, ich werde immer dein Junge sein, irgendwie jedenfalls.« Dann gab er ihm einen kleinen Schubs.
»Los Matt, wasch dein Gesicht.«
Sie gingen Schulter an Schulter die Treppen hinunter.
Im E ss zimmer schenkte Angelo Wein ein, drehte sich um und starrte auf Marios geschwollenen Mund und auf den dunkelblauen Fleck über Tommys Auge.
»Gesù e Maria, che – was, zum Teufel, ist mit deinem Auge passiert, Tom?«
»Ich bin gegen eine Tür gelaufen«, sagte Tommy.
Angelo schüttelte den Kopf. »Das sieht aber nicht so aus – was ist mit deinem Mund passiert, Matt? Hast du…«
Mario sagte nüchtern: »Ich bin gegen eine Tür gelaufen.«
»Mit anderen Worten, kümmere dich um deine Sachen, okay, ragazzi. Wie ihr wollt. Matt ist gegen eine Tür gelaufen, und Tommy ist gegen eine Tür gelaufen. Das muss vielleicht eine Tür gewesen sein.« Er sah sie beide an und schüttelte den Kopf.
»Ich glaube, ich dreh’ besser das Licht aus und suche ein paar Kerzen«, sagte er schließlich . »Wir wollen ja nicht, dass Lu viele Fragen stellt.«
KAPITEL 7
Drei Tage nach Reeders erstem Besuch bi ss Mario in ein Stück Toast beim Frühstück, spuckte, sprang dann auf, und sein Stuhl rutschte heftig vom Tisch zurück.
»Habe ich dich in eine m Schweinestall erzogen, Matt?« sagte Lucia ärgerlich.
»Tut mir leid«, sagte er gedämpft durch eine Serviette.
»Mir ist gerade eine Füllung oder so was rausgefallen, autsch.«
»Dr. Ashlands Nummer ist in dem kleinen Buch im Flur«, sagte Lucia. »Ruf sofort den Auftragsdienst an, und er kann dich dann wahrscheinlich heute Morgen als Notfall behandeln.«
» Heute Nachmittag kommen die ganzen Leute für diese Reklamesache mit Reeder …«
»Bis dahin bist du fertig, wenn er dich behandelt, sobald er seine Praxis aufmacht«, sagte Angelo. Er blickte
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