Trapez
Klar, als er zuerst erfunden wurde, war es etwas Besonderes. Wie lange hat Barney Parrish dazu gebraucht? Vier Jahre, fünf? Aber jetzt dauert es nicht so lange. Es wird immer viel aufgebauscht, wie schwer Fliegen ist«, fügte er hinzu, und Tommy merkte, dass die Worte eine Herausforderung waren. »Verdammt, ich kann ein Kind in drei Monaten in einen Trapezakt stecken, wenn es macht, was ihm gesagt wird.«
Cleo sagte betont: »Ich hab’ drei Jahre lang Klavierstunden genommen, als ich ein Kind war, und ich konnte alles aus dem Gesangbuch spielen, aber das macht mich noch nicht zu einem Wladimir Horowitz. Es gibt Tricks am Trapez, Johnny, und es gibt das Fliegen.« Sie streckte ihre kleine sommersprossige Hand über den Tisch nach Mario aus. »Deswegen habe ich gehofft, dass du ihn noch einmal machst.«
»Vielleicht ein anderes Mal, Cleo.«
»Er würde nicht in diese Show passen, wirklich nicht«, sagte Stella und überraschte alle. »Ich weiß , dass Johnny nicht mit mir darüber einer Meinung ist, wir hatten schon Streit darüber, aber es würde wirklich nicht passen. Der Dreifache…«, sie bi ss sich auf ihre Lippe und suchte nach Worten. »Es ist ein – ein Meisterwerk – etwas Großartiges , aber diese Show – der ganze Flugträume-Akt – es soll etwas sein, das perfekt, einfach und fast traumhaft aussieht. Der Dreifache, das ist eine Sensation. Aber wir wollen keine Sensationen. Es – es…«, wieder suchte sie nach Worten, »es muss alles aus einem Gu ss sein, ohne Stars, bloß perfekte Teamarbeit und Einfachheit.« Sie brach ab. »Ich kann das nicht so gut sagen.«
Im Gegenteil, dachte Tommy, du sagst es verdammt gut, und ich hoffe, dass Johnny es kapiert.
Cleo nickte nachdenklich. »Ich weiß , was du meinst«, sagte sie. »Deswegen habe ich es bloß ein paarmal gemacht und nur einoder zweimal in der Manege. Die Leute haben immer darüber geredet, dass ich die erste Frau war, die es geschafft hat. Und ich merkte, dass es ihnen eigentlich egal war, wie es gemacht wurde oder wie gut, sondern bloß , dass ich die einzige Frau war, die es konnte.«
Stellas Augen leuchteten auf. »Oh, du verstehst es. Ich habe es Johnny nicht erklären können. Genau deswegen möchte ich es nicht tun, Mrs. Fortunati.« Sie hatte ihre Schüchternheit vergessen.
»Cleo, Liebes, um Himmels willen.«
Marios Augenbrauen hoben sich zu dem alten, teuflischen Grinsen. »Im College habe ich mal so was gelesen, irgend so ein alter Bock hat vor über hundert Jahren mal gesagt, da ss , wenn eine Frau eine Rede hält, es das gleiche ist, als ob ein Bär auf seinen Hinterbeinen geht. Man erwartet nicht, dass es gut ist, weil es überraschend genug ist, dass es überhaupt klappt.«
Jim Fortunati lachte. »Wer dieser alte Knabe auch war, er hatte keine Ahnung vom Zirkus. Da erwartet man, dass ein Bär auf seinen Hinterbeinen gehen kann.«
Stella beachtete ihn nicht und sagte: »Auch wenn ich es täte, würde sich niemand darum kümmern, wie gut ich es täte oder warum. Bloß , dass ich die einzige Frau wäre, die es macht. Oh, ich weiß , man braucht Werbung. Ein gewisses Maß Trara, aber – aber das möchte ich nicht.«
Johnny machte ein gequältes Gesicht. »Matt auf der einen Seite, Stella auf der anderen und ich mittendrin. Ist es da ein Wunder, dass ich mit dem Fliegen aufhören möchte , wenn diese Flugträume Sache vorbei ist? Es gibt einfach nicht viel, was man im Fernsehen mit Zirkussen machen kann.«
Fortunati sagte: »Deshalb wollte ich mit dir reden, John. Würdest du gerne Manager für die Luftabteilung der Show sein?«
»Starr? Großer Gott, meinst du das ernst, Jim?«
»Todernst. Ich würde es gerne Cleo übergeben, aber Starr würde mir die Hölle heiß machen, wenn ich einer Frau den ganzen Kram anvertraue.«
»Das ist nicht fair«, sagte Stella.
Fortunati zuckte die Achseln. »Das brauchst du mir nicht zu erzählen, Kleines. Cleo weiß mehr als drei Männer. Sie hat die letzten zehn Jahre jede Fliegerin auf dem Platz trainiert, aber so ist das nun mal. Wie wär’s, John?«
Stellas Augen leuchteten, aber Johnny schüttelte zweifelnd seinen Kopf. »Ich weiß nicht, Jim, es klingt gut, aber ich weiß nicht, wieviel Zukunft heutzutage in einem Zirkusjob liegt. Ich brauche etwas Zeit zum Nachdenken.«
»Ich werde einfach einen Termin für ein Gespräch mit Randy Starr ausmachen, über Geld und so. Ich weiß , dass die Show bei dir in guten Händen wäre.«
Stella sagte leise: »Es klingt genau wie das,
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