Trapez
was du wolltest, Johnny. Ich weiß , dass du nicht mehr fliegen willst, lieber irgendwo auf der geschäftlichen Seite arbeiten, ob es Zirkus oder Fernsehen ist.«
»Es ist eine Idee«, sagte Johnny, »aber ich muss darüber eine Menge nachdenken.«
»Gut, du denkst darüber nach, und wir sprechen später darüber«, sagte Fortunati. »Aber vergessen wir das Geschäft für eine Weile. Was gibt es für Neuigkeiten in der Familie? Was macht Angelo?«
KAPITEL 9
Am nächsten Tag, als sie für die letzte Probe und die Fernsehübertragung hinunterfuhren, wollte Mario mit Johnny und Stella in ihrem Wagen fahren. Tommy sollte mit Bart Reeder im MG fahren. Zu Tommys großer Erleichterung erwähnte Bart nicht einmal mit einem Blick das Thema ihrer letzten Unterhaltung. Er deutete auf das Steuer. »Willst du fahren?«
Bart zeigte ihm peinlich genau jeden der Knöpfe, bevor sie losfuhren, und zeigte ihm, wie man jeden einzelnen Gang bei dem Auto einlegen mu ss te.
»Was ist überhaupt die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn?«
»110 nach dem Gesetz, aber eigentlich alles, was der Verkehr aushält«, sagte Bart. »Ich bin bis 160 raufgegangen, wenn kein Verkehr war. Die Straße ist so gebaut, dass sie es aushalten kann. Andererseits kannst du einen Strafzettel für 70 bekommen, wenn du dich zur Stoßzeit immer von Spur zu Spur einund ausfädelst. Fahr so schnell du willst, solange du dich sicher fühlst.«
»Ich bin mal 210 auf der Autobahn gefahren. Ein Kumpel von mir hatte einen Mercedes.«
»Nun, es gibt verdammt viel Autobahn zwischen hier und Tijuana. Viel Spaß !«
Es war etwas zuviel Verkehr für Tommy, um sich bei einer Geschwindigkeit über 140 wohlzufühlen. Trotzdem fuhr sich der silberne MG wie ein Traum. Und er rutschte in die seltsame Mischung aus wacher Aufmerksamkeit und Erregung, die alle Fahrer charakterisiert, die ein Auto aus purer Liebe fahren. Eine Zeitlang verlor er jedes Gefühl für Zeit und Raum, und ihm war bloß die Straße bewu ss t, der Verkehr, die Instrumente und die stille Anwesenheit und nahe Verständigung mit dem Mann an seiner Seite. Nach einer langen Zeit warnten eine Reihe von Schildern vor der nahenden mexikanischen Grenze, und er verlangsamte voll Bedauern das Tempo und bekam sein gewohntes Bewu ss tsein zurück.
»Wie spät ist es überhaupt, Bart?«
»Viertel vor elf. Wir haben Zeit genug, um hier unten was zu Mittag zu essen, wenn du willst.«
»Klar! Wie weit ist es noch? Ungefähr 130 Kilometer bis zum Winterquartier?«
»Etwa. Magst du mexikanisches Essen?«
Tommy kicherte. »Ich bin mit Texas-Chili aufgewachsen. Je schärfer, desto besser.«
Bart nickte. »Ich mag es auch auf diese Art. Scharf genug, um dir ein Loch in den Mund zu brennen, und mit viel Bier.«
»Okay, aber ich passe li eber auf mit dem Bier. Ich hab’ noch eine Show vor mir.«
»Ich kenne ein Restaurant, wo alle Leute nach den Rennen hingehen.« Er ging um das Auto herum und rutschte unter das Steuer. Tommy setzte sich auf den Beifahrersitz, streifte Barts Blick, und der ältere Mann streckte seine Hand aus und legte sie auf seinen Arm. Aber er sagte nichts, und Tommy war erleichtert.
Das Restaurant war klein und anspruchslos, aber das halbe Dutzend Autos, das vorne geparkt war, ließ Tommy mit plötzlichem Neid zwinkern.
»Wie schon gesagt, die ganzen Rennleute kommen hier oft her«, sagte Bart. Er blickte Tommy plötzlich vertraulich an und warnte ihn dann. »Hör zu, Autofanatiker sind meistens so ›normal‹, dass es weh tut. Ich würde gerne deine Hand halten, aber dies ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, verstehst du?«
Tommy lachte. »Von mir aus, Bart«, sagte er, und irgendwo in seinem Hinterkopf wu ss te er, was zwischen ihnen passierte. Eine Reihe kleiner Barrieren wurden eine nach der anderen abgerissen. Er war sich nicht sicher, ob es genau das war, was er wollte. Zum Teil war er froh, dass Bart als normal durchging, dass er nicht sofort als schwul ausgemacht werden konnte – und er glaubte, dass es bei ihm wohl kaum anders war –, aber sonst war ihm das Gefühl, ein Geheimnis mit Bart Reeder zu teilen, nicht ganz willkommen.
Wir kommen aus der gleichen Ecke. Warum sollte es mich stören? Und als eine weitere Schranke verschwand, erkannte er, dass es ihm überhaupt nichts ausmachte, dass es gut war zu wissen, dass er mit einem Mann zusammen war, der sein Gefühl des Andersseins verstehen und teilen konnte.
»Hey Bart«, rief jemand von der Theke, als sie
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