Trapez
das Restaurant betraten. »Kommst du Sonntag?«
»Darauf kannst du dich verlassen«, sagte Bart. Sie setzten sich zu einer Gruppe in einer der großen Ecknischen.
»Dies ist Tom Zane. Tom, du kommst doch übermorgen zur Rallye, nicht?«
Tommy zögerte bloß einen Augenblick. Dann würde die Flugträume -Show schon vorüber sein. Es wäre eine willkommene Abwechslung von seiner ständigen Beschäftigung. Nicht vom Fliegen – das machte ihm nichts aus –, sondern von seiner ständigen Sorge darüber, ob Mario lange genug für die Show durchhalten würde.
»Klar«, sagte er. »Gern!«
Wie Bart versprochen hatte, war das mexikanische Essen sehr scharf und sehr gut. Als sie aßen , hörte Tommy mehr zu, als er sprach. Die Unterhaltung drehte sich hauptsächlich um Autos, und er fühlte sich nicht so sehr als Außenseiter , wie er befürchtet hatte.
»Fährst du auch selbst, Tom?« fragte einer der Männer.
»Absoluter Laie.«
Bart lachte und sagte: »Er ist bescheiden. Er hat den MG runtergefahren, und er hat den Dreh raus.«
»MG ist Laienkram. Früher oder später wirst du einen Ferrari wollen.«
»Ich kann alles mit dem MG machen, was du mit dem Ferrari machen kannst«, erwiderte Bart, und dann verloren sie sich wieder in einer Diskussion über Spitzengeschwindigkeiten und trainierten Schleudern.
Sie aßen schnell, immer ein Auge auf der Uhr. Bart sagte: »Ich fahr’ weiter. Du willst doch da nicht ganz kaputt auftauchen.« Als er hinter das Lenkrad glitt, lächelte er Tommy wieder kurz und vertraulich an. »Und auch nicht ganz verwirrt.«
Im Winterquartier wartete Mario im Probenzelt schon im Trikot, er ging ruhelos auf und ab und hatte schlechte Laune.
»Wo, zum Teufel, habt ihr zwei gesteckt? Habt ihr euch verfahren oder so was?«
Tommy blickte zur Verteidigung auf seine Uhr. »Ich hab’ immer noch eine halbe Stunde. Ganz ruhig, ja?«
»Du bist noch nicht einmal umgezogen.« Mario war aufgebracht.
»Um Himmels willen, Matt, wie lange brauche ich, um mir ein Trikot anzuziehen? Wo ziehen wir uns um?«
»Männerumkleidezelt, gleich da drüben.« Er zeigte hin.
»Unsere Taschen sind auch da. Johnny und ich haben Zimmer in einem Motel reserviert, aber wir sind noch nicht eingezogen, okay?«
»Klar. Sieh mal, ich hab’ Bart gesagt, dass ich am Ostersonntag mit ihm zu dieser Rallye gehen würde. Ist dir das recht?«
»Lucky, du brauchst mich nicht um meine Erlaubnis zu fragen, wenn du irgendwo hingehen willst, zum Teufel.«
Im Umkleidezelt waren ein halbes Dutzend Fremde.
Tommy fand seine und Marios Taschen, zog sich eilig aus und stieg dann in sein Kostüm. Bart sah sich neugierig um und schien sich jedes Detail des Zeltes zu merken.
Tommy ahnte, dass es eine wertvolle, unverzichtbare Gelegenheit für einen Schauspieler war, die Welt kennenzulernen, in der der Mensch lebte, den er verkörperte.
Er verlor seine Nervosität, die er wegen Bart gehegt hatte. Der Mann mochte e iner der »offensichtlichen« Ty pen sein, die er seit sein er Kindheit verabscheut hatte –aber bloß vor denen, die er kannte und denen er vertraute.
Vor Außenstehenden , so verstand Tommy langsam, konnte er so diskret und normal sein wie Tommy selbst.
Sie lächelten sich flüchtig und wissend an, als Bart Tommy half, den silbernen Gürtel des Kostüms zu richten.
Als sie aus dem Zelt gingen, sagte er leise: »Klar, Tom, in meinem Metier kannst du ein Gauner sein, ein Vergewaltiger, ein Erpresser, alles, was du willst, aber solange das Publikum glaubt, dass du ein verlä ss licher Bürger bist, steht dir die Verwaltung bei. Es gibt bloß zwei Dinge, die du in diesem Beruf nicht zugeben darfst. Das andere ist, ein Kommunist zu sein.«
Im Probenzelt waren die Tribünen für das Live-Publikum aufgestellt worden, und die Fernsehleute richteten ihre Scheinwerfer aus. Tom kam zu den anderen am Fuß des Trapezes. Es erschien ihm seltsam, stromlinienförmiges Silber und Weiß zu tragen und nicht das Grün und Gold der Santellis. Stella sah bla ss aus, und Mario war so angespannt wie eine Geigensaite.
Johnny ging hinüber, um sich mit einem der Kameraleute zu besprechen. »Okay, Jungs, wir machen einen Durchlauf. Die Show wird morgen live gesendet, aber sie brauchen ein bi ss chen Film von uns, um ihn für den Vorspann zu benutzen. Zuerst wollen sie Aufnahmen davon, wie wir da drüben durch den Eingang kommen…«
Von seiner Arbeit als Stuntman war Tommy an die endlosen Wiederholungen, Neuaufnahmen und »Reserveaufnahmen«
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