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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gewöhnt, die von jedem Winkel aus hineingeschnitten werden konnten. Aber die Eintönigkeit machte Stella nervös, und nach nicht allzu vielen Wiederholungen wurde auch Mario nervös und gereizt. Als sie dann tatsächlich auf das Trapez kletterten, um für die letzte Probe durch das Programm zu gehen, konnte Tom my sehen, dass er schwitzte, seine Augen waren gegen das Licht zusammengekniffen. Als sie die Leiter hinaufkletterten, murmelte er: »W enn ich uns noch mal so was ein brocke, Tom, tritt mich, ja?«
    Es wurde einfacher, als sie schließlich tatsächlich durch die Nummern gingen, die sie so oft im Übungsraum trainiert hatten. Als Mario und Stella in der Passage aneinander vorbeiflogen, gab es einen Beifallssturm von den paar verstreuten Zuschauern auf den Sitzen. Tommy, der das Trapez bediente, dachte, sie sind gut zusammen, sehr gut.
    Und dann war er einen Moment lang schmerzhaft eifersüchtig. In ihrer alten Duo-Nummer hatte er diese Art perfekter Synchronität mit Mario gehabt. Das Herz tat ihm weh, als er dachte: Als Flieger bin ich nicht ihre Klasse, überhaupt nicht.
    »Du bist dran.« Stella boxte ihn in die Rippen, und er schob alle persönlichen Gedanken beiseite und war sich nur noch der dickumwickelten Trapezstange unter seinen Fingern bewu ss t, und wie Johnny seinen Schwung beschleunigte, um sich dem seinen anzupassen. Er wirbelte von der Stange weg in den doppelten Vorwärtssalto und merkte nicht einmal, dass er seinen eigenen Rhythmus in der Luft änderte, um sich an Johnny anzugleichen. Er legte seine Stirn in Falten, als sie zusammenschwangen, an den Handgelenken verbunden, und ihm kam der Gedanke: Johnny ist kein so guter Fänger, wie er glaubt.
    Stella würde sogar noch besser mit einem besseren Fänger aussehen. Dann flog er wieder frei in dem Sekundenbruchteil von Angst und Verzückung, dem atemberaubenden Stoß des freiwerdenden Adrenalins, das ihn mit Hitze durchströmte, als er auf der Plattform landete.
    Die Wiederholungen und Sonderaufnahmen für die Zeitlupensequenzen dauerten länger, mit mehr Wiederholungen und Neuaufnahmen. Sie arbeiteten durch bis neun Uhr abends, und hinterher gingen alle vier zum Abendessen in ein Steakhouse. Mario war still, versunken in die Depression nach der Show, aber Johnny triumphierte.
    »Reeder hat gesagt, er hätte Leute hier, die mit dem Parrish-Film zu tun haben. Das wird für uns alle eine große Sache werden. Wenn ich ihm jetzt bloß ein bi ss chen Sicherheit geben kann«, sagte er und blickte Mario an.
    Als Tommy sah, dass Mario zusammenzuckte, nahm er sich Johnny unter einem Vorwand beiseite, während die anderen in einer Nische im Restaurant Platz nahmen.
    »Hör zu, John, ich muss dir was sagen.«
    »Was, zum Teufel, liegt dir denn auf der Seele?« fragte Johnny.
    »Sei leise, verdammt. Wenn du anfängst, heute Abend auf Matt wegen des Dreifachen rumzuhacken und ihn ganz durcheinander bringst, wo er morgen seine Show hat, werde ich dir persönlich die Hucke vollhauen.
    Kannst du nicht sehen, was du ihm antust?«
    »Aber Tommy, was sollen wir denn machen? Du weißt so gut wie ich, dass er nicht wieder in Ordnung kommt, bis er es wieder schafft. Sieh mal, ich versuche nicht, ihm weh zu tun. Du tust so, als ob ich sein Feind wäre oder so. Du bist nicht der einzige auf der Welt, der will, dass er wieder der Alte wird.«
    »Ich hätte es nicht so sagen sollen. Vielleicht braucht er jemanden, der es übernimmt und ihm die Hölle heiß macht , so wie Papa Tony es immer gemacht hat. Ich sage bloß für heute Abend , bei dieser Last auf seinen Schultern, hör auf, okay?«
    »Ich höre damit auf, bis dieses Ding im Kasten ist.
    Aber ich werde ihn nicht immer weiter mit Samthandschuhen anfassen. Je eher du das kapierst, desto besser ist es für uns alle. Verstanden?«
    »Hey, ihr zwei, wir warten«, rief Stella. Johnny zog seine Augenbrauen hoch und sagte: »Wozu die Eile, mu ss t du einen Zug erwischen oder was?« und rutschte neben Stella in die Nische. Als Tommy seinen angestammten Platz neben Mario einnahm, begrüßte er zum ersten Mal bewu ss t das Familienarrangement, das ihm dies ohne Kommentar erlaubt hatte.
    Es gibt bloß zwei Dinge, die du in diesem Beruf nicht zugeben darfst. Das andere ist, ein Kommunist zu sein.
    Was, zum Teufel, ist los mit mir? Ich tue so, als ob ich mir einen Saal mieten und jeden wissen lassen wollte, dass ich schwul bin!
    Stella sagte ungeduldig: »Tommy, die Kellnerin wartet auf deine Bestellung. Schläfst du oder

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