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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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so wie es im Moment aussieht.
    Klar, du mu ss t dich auch um dein Kind kümmern, aber ich sehe nicht, dass du ihr mehr als das schuldest.«
    Mario atmete aus. »Das wu ss te ich«, sagte er, » bloß als ich versuchte, es mir selbst klarzumachen, bin ich wie in einem Hamsterkäfig rumgerannt. Deshalb konnte ich sie nicht anrufen oder ihre Briefe beantworten. Es macht mir nichts aus, Suzy zu unterstützen. Gerade jetzt ist es etwas knapp, aber wenn Susan b ereit ist, vernünftig zu sein –und das ist sie für gewöhnlich –, kratze ich schon was zusammen. Geld war nie ein Problem, wenn ich arbeiten kann. Und nach der Show gestern Abend mache ich mir darüber keine Sorgen mehr.«
    Die ruhige, sachliche Art, mit der er es sagte, sagte Tommy mehr als jeder Protest, dass die Wunde schon mehr verheilt war, als er angenommen hatte. Mario fügte sanft hinzu: »Und nach – na ja, nach gestern Nacht –weiß ich noch etwas anderes. Ich werde ihr mit Suzy helfen, aber ich werde nicht zurückgehen und mit ihr leben.
    Wenn ich das noch mal versuche, wird von mir nicht genug übrig sein, um davon Zigaretten zu kaufen.« Er fragte: »Hat sie dir eine Telefonnummer gegeben?«
    »Sie sagte, ich soll dir sagen, dass sie im Buch steht und dass du wü ss test, wo sie wäre.«
    Marios Grinsen war freudlos. »Verdammt, da kennt sie mich ziemlich gut.« Er griff nach dem Telefon.
    Tommy ging sich rasieren. Er hörte nicht bewu ss t zu, aber die Wände des Badezimmers waren dünn, und er konnte es nicht verhindern, Marios Stimme zu hören, ruhig, fremd, entfernt.
    »Hallo, Mrs. Susan Gardner, bitte. Susan? Oh – la ss mich mit Mami reden, Schatz.« Eine lange Pause. Tommy, der vor Verständnis für die Qual, die Mario bevorstand, zitterte, ri ss sich zusammen. Sie hatten immer zueinander gesagt, ich kann nicht für dich fallen. Das war immer im Innersten ihrer Beziehung gewesen, der unzerstörbare Kern. Jetzt mu ss te er sich mehr denn je zurückziehen, um das intakt zu halten. Nichts konnte jetzt von draußen das berühren, was zwischen ihnen war.
    Schließlich hörte er Marios Stimme wieder. »Sue? Hier ist Matt. War das Suzy am Telefon? Mein Gott, sie klang so erwachsen… Nein, natürlich habe ich ihr nicht gesagt, wer ich bin. Sie würde es sowieso nicht mehr wissen.«
    Dann wieder Stille. »Ich hab’ vor einer Weile deine Nachricht bekommen. Ich hoffe, ich habe dich nicht aufgeweckt… Ja, das weiß ich, Kleines. Es ist eine lange Geschichte. Ich war pleite und hab’ mich die meiste Zeit rumgetrieben… Ja, natürlich, deswegen rufe ich an… Oh, gleich, nehme ich an, außer du gehst zur Kirche.« Er drehte sich um und bedeckte die Muschel mit seiner Hand. »Tom, holt dich Bart mit seinem Auto ab?« fragte er. Auf Tommys Antwort fragte er: »Ist es dann in Ordnung, wenn ich den Chrysler nehme?«
    »Klar, warum nicht.«
    »Susan, ich bin gleich da. Wie komme ich da hin? … O
    klar, das kann ich finden… Oh, das brauchst du nicht, Kleines. Ich kann im Hotel frühstücken… In Ordnung. Ich bin dann in einer halben Stunde da. Gib Suzy einen Ku ss von mir… ja sicher, ich würde gern mit ihr reden…«
    Tommy drehte die Dusche voll auf. Als er herauskam, war Mario angezogen. In seinem leichten Sommeranzug, dem dünnen blauen Hemd, mit dunklem Schlips, sah er wie ein Fremder aus. Wie jemand, den Tommy noch nie gesehen hatte. Mario sagte, beinahe geistesabwesend: »Ich muss einen Laden auftreiben, der geöffnet hat und ein Osternest für Suzy kaufen, einen ausgestopften Hasen oder so was.«
    »Es gibt so was im Geschenkladen im Motel.«
    »Stimmt, ja! Grüß Bart von mir.« Plötzlich lachte er kehlig. »Zum Teufel, gib ihm ‘nen Ku ss von mir.«
    Er nahm die Autoschlüssel von der Kommode, ging auf die Tür zu, drehte sich dann um und kam zurück. Er legte einen Arm um Tommy, drückte ihn an seine Schulter und streifte seine Wange mit seinen Lippen. Er hatte das nicht mehr getan, seit Tommy ein Kind war. Er sagte flüsternd: »Alles klar, Lucky«, und ging hinaus. Tommys Augen füllten sich wieder mit Tränen. Mario konnte es nicht sagen. Er konnte es nie sagen, aber Tommy wu ss te, dass Mario auf seine eigene Weise gesagt hatte – so wie er noch nie wieder fähig gewesen war, es zu sagen, seit sie sich wiedergefunden hatten –ich liebe dich.
     
    Zum Frühstück gingen Bart und Tommy dahin, wo der Sportwagenclub sich versammelte. Dort war es voll von Teenagern und Männern und Frauen in jedem Alter und aus allen sozialen

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