Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
gelegen hätte…«
    »Wenn du falsch gelegen hättest«, sagte Mario, »gäbe es eben eine weitere schmutzige Geschichte darüber, dass das Ballett voll von Schwulen ist, die immer hinter Kindern her sind. Und wenn auch, es gibt immer ein paar Leute, die sagen würden, dass ich hätte normal werden können, wenn du nicht…«
    »Komm, Junge«, sagte Reeder sanft, »das mu ss t du doch wohl besser wissen. Du hättest einmal mitmachen können, weil du mich mochtest oder weil du neugierig warst und wissen wolltest, wie es ist. Vielleicht zweimal, weil wir Freunde waren, und du nicht meine Gefühle ver letzen wolltest. Aber wenn es nicht das gewesen wäre, was du wirklich wolltest, tief im Inneren, hättest du mir früher oder später gesagt, meine Sachen zusammenzukramen und hättest dir ein Mädchen gesucht. Gerade Tänzerinnen gibt es ja wohl genug.« Er glättete seine Unterhosen und stieg in seine Hose. »Ich hab’ die Schnauze voll davon, dass diese Kinder ganz unschuldig losplappern , dass ihr Vater sagt, alle Tänzer wären Tucken. Als ob das schlimmer wäre als der Tod oder so was. Selbst wenn es wahr wäre – was nicht stimmt.«
    Tommy sagte: »Aber so denken die Leute nun mal.
    Und das ist alles. Man hat keine Ahnung davon, bis man – bis man anfängt, es selbst zu fühlen, und dann ist es zu spät. Aber die Leute, die nicht so fühlen, wie kann man es ihnen verständlich machen?«
    »Vielleicht«, sagte B art mit unterdrückter Wildheit, »wenn wir das machten, wovor wir uns heute bei diesen Jungs gerade gedrückt haben. Wenn wir es ihnen geradeheraus sagen. Wenn wir so was sagen wie: ›Pa ss auf, Junge, ich bin schwul, aber das macht mich nicht zu einer wichsenden Tunte, und ich versuche auch nicht, jeden Jungen, den ich sehe, anzumachen.‹«
    Mario lächelte gezwungen. »Und dann würden wir alle bis zum Hals im Dreck stecken.«
    »Natürlich«, sagte Bart plötzlich mutlos. In seiner Aufregung hatte er seinen Schlips schief gebunden. Er löste ihn wieder und knotete ihn gewissenhaft noch einmal.
    »Es ist, als ob man ein Spion ist, ein Doppelagent oder so was. Wenn man ständig für Liebe und Romantik auf der Leinwand eintritt und die ganze Zeit – Gott, ich hab’ so die Schnauze voll davon! Die Frauen reden über mich, und ich kriege Liebesbriefe, und ich will immer aufstehen und schreien: ›Das bin ich nicht. Das bin ich überhaupt nicht!‹« Seine Stimme war unsicher. Er zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an.
    Mario sagte: »Ich weiß , wie du dich fühlst, Bart. Das tun wir wohl alle. Aber so ist die Welt nun einmal, und es gibt nichts, was wir tun können, außer wir kommen auf das Buch zurück, das du mir gegeben hast, als ich ein Junge war. Die Griechen und ihre Armeen von Liebhabern.« Er lächelte Bart leicht an, als er Worte zitierte, die ihn Tommy vor Jahren hatte sagen hören: »›Liebe und Freundschaft finden sich in ihrer reinsten Form zwischen Männern. In Sparta hatte jeder Junge von gutem Charakter einen erwachsenen Liebhaber, der ihm Lehrer und Beispiel für Tapferkeit war‹ – o verdammt, ich habe die Worte vergessen. So was wie ›sowohl der Liebhaber als auch der Jüngling würden eher sterben, als sich in den Augen des anderen auf irgendeine Weise unehrenhaft zu benehmen‹.«
    »Du und deine verdammten Griechen«, sagte Bart mürrisch. »Ja, das kenne ich. Die Griechen konnten dies und konnten das, und die Griechen konnten noch was. Und was, zum Teufel, nützt mir das jetzt?«
    Mario legte einen Arm für einen Moment leicht auf Barts Schultern. Tommy fiel ein, dass sie mal Liebhaber gewesen waren. Jetzt wu ss te er, dass es mehr als das war.
    Sie waren Freunde gewesen. »Vielleicht fühlst du jetzt so, aber du weißt nicht, was es für mich bedeutet hat. Du hast gesagt, als ich aufs College ging, dass ich mich mit griechischer Literatur vertraut machen sollte. Weißt du nicht, wie mich das alles getroffen hat, Bart? Bis dahin dachte ich, ich sei der einzige auf der Welt, außer ein paar gemeinen, entarteten Typen, und dass ich so sein würde, egal was auch kommt. Und dann habe ich dich getroffen und gemerkt, dass es – anständige Männer gab, die homosexuell waren. dass ein Mann schwul sein konn te und trotzdem – ehrenhaft und ehrlich und hingebungsvoll sein konnte und – und sogar ein Künstler…« Sein Arm griff fest um Barts Schultern. »All dieses Zeug über Inspirationen und Vorbild der Tapferkeit, Gott, weißt du denn nicht, was du damals

Weitere Kostenlose Bücher