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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und zusehen?«
    Bart sah die eifrigen Gesichter der Kinder an und zuckte die Achseln. »Klar, warum nicht.«
    »Ihr mü ss t euch aber alle hinsetzen und ruhig sein«, warnte Mario. »Kein Krach und kein Unsinn, oder ihr geht raus. Clay, zieh dich noch nicht um, okay? Ich möchte, dass du auf die Plattform kommst und diesmal die Trapeze für uns bedienst.«
    Clay glühte vor Aufregung. Er ging zu seinen Freunden, um mit ihnen zu reden, während sie sich wieder umzogen, aber er schien schon ein wenig entfernt von ihnen zu sein. Er war ein Santelli. Ein Mitglied der Familie. Ein ernsthafter Luftakrobat im Training für das Familiengeschäft.
    Mario und Tommy standen am Fuß des Trapezaufbaus und sahen, wie die Jungen in den Umkleideraum gingen.
    Bart murmelte: »Nette Jungs. Sehen gut aus. Es ist wohl, wie sie sich bewegen.«
    Mario nickte. »Ich weiß . Hübsche Gesichter bedeuten mir auch gar nichts. Ich bemerke die Körper.«
    »Das hätte ich mir denken können«, sagte Bart stichelnd , aber Mario schüttelte den Kopf.
    »Das meine ich nicht. Ich meine die Bewegung, körperliche Perfektion.«
    »Ich weiß , was du meinst. Diese Art Schönheit kann ich sogar bei Frauen schätzen«, sagte Bart.
    Mario nickte. »Ich weiß . Sieh dir mal Stella an, sie ist nicht mal hübsch. Sie ist ein dürres Nichts. Aber mein Gott, wenn sie fliegt. Das ist das Schönste, was ich je gesehen habe.«
    Bart sagte: »Habe ich bemerkt, in den Flugtraumsequenzen . Wenn ich nicht Bescheid gewu ss t hätte, hätte ich beschworen, dass ihr ein Liebespaar seid, so wie ihr euch zusammen bewegt habt.«
    Mario sah aus, als ob er weit weg wäre. Er sagte: »Ich weiß . Auch als ich ein Kind war, beim Ballett mit Liss.
    Daran habe ich jahrelang nicht gedacht.«
    Bart sagte lachend. »Nun, ich muss zugeben, wenn ich deine Jungs so angucke, das ist schon was für mich.«
    Mario lachte auch und sein Gesicht verlor den verschlossenen, eingefrorenen Ausdruck. Er murmelte: »Das sind nicht meine Jungen, Bart. Was mich betrifft sind sie im Sperrbezirk. Und für dich auch.«
    Bart senkte seine Stimme. »Oh, ich verstehe, glaub mir, heutzutage bin ich so vorsichtig, dass es weh tut. Ich rühre keinen an, der noch nicht volljährig ist. Ich denk’ nicht mal dran. Wenn ich so überlege, war ich eigentlich nie so sehr hinter diesen Gefängnisködern her. Und am Hingucken ist nichts Schlimmes dran, wenn es was Schönes zum Hingucken gibt, wie diese Jungen oder Stella.«
    Carl, Phil und Bobby kamen zurück und setzten sich, um zuzusehen. Mario und Bart kletterten hinter Clay auf die Fliegerplattform. Tommy, der an seiner Seite des Trapezaufbaus am Seil hochkl etterte und sich ins Fangtrapez setzte, als ob es eine Schaukel wäre, beobachtete, wie Clay neben Mario auf der Plattform stand. Wie ähnlich sie sich waren! In dem dünnen, langbeinigen Jungen mit zerzaustem dunklen Haar und dem geflickten, abgetragenen Übungstrikot, das schon dünn an den Knien war und an den Fü ss en gestopft, konnte er einen jüngeren Mario erkennen. Ganz lange, dünne Arme, die dreiste Frechheit und eine Art kindische unbewu ss te Anmut, die sich schon mit der Eleganz des Athleten verband. Tommy fühlte eine fast schmerzhafte Zärtlichkeit. Mario war immer so viel älter gewesen. Als sie sich trafen, war Mario schon ein Mann, und Tommy, der sich immer beeilt hatte, um an ihn heranzukommen, hatte seine Jugend mit beiden Händen von sich gestoßen , so schnell er konnte.
    Es tat ihm weh zu sehen, wie Mario als Junge gewesen war. Was Mario gewesen war, bevor sie sich kennengelernt hatten.
    Es überrascht mich nicht, dass Reeder sich in ihn verliebt hat…
    »Wie wär’s, Clay? Glaubst du, du kommst ohne Sicherheitsgürtel rüber? Bart sollte ein bi ss chen Übung mit der Bedienung der Trapeze bekommen, und du wirst dir inzwischen nicht mehr weh tun, wenn du fällst.«
    Clay nahm die Stange aus Reeders Händen. Plötzlich wich das Grinsen aus seinem Gesicht, und er sah zweifelnd und ängstlich aus. Tommy, der sich in die Fängerposition herabließ , sah Marios Hand auf Clays Schulter.
    Er konnte nicht hören, was Mario sagte, aber er konnte es sich vorstellen. Er hatte es sooft selbst gehört.
    Schließlich sah Tommy Clay herausschwingen, ein verschwommenes, fliegendes Bündel aus Armen und Beinen. Tommy wölbte seinen Rücken, stieß seinen eigenen Schwung höher, und di e dünnen Handgelenke des Jungen klatschten hart in seine ausgestreckten Hände. Die Hände schlossen sich um

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