Trapez
und wir haben unseres. Bleibt es nicht Matt und mir überlassen, wie wir unseren Akt organisieren ?«
»Stimmt schon«, sagte Angelo, »überhaupt nicht meine Sache, aber du warst selbst ein ziemlich guter Flieger, und jetzt steht er im Scheinwerferlicht und lä ss t dich ihn fangen. Es wäre schlimm, wenn du dich opfertest…«
»Opfern, Quatsch. Ich bin der Fänger für den besten Flieger, den es gibt. Ich tue alles, weil ich es so will.«
»Hör auf.« Angelo ballte seine Faust und schlug damit auf die Stuhllehne. »Warum gibst du es nicht zu und sagst, es ist weil…« Er brach ab, stand auf, drehte sich herum, und für einen Moment dachte Tommy, Angelo würde aus dem Zimmer gehen, unfähig seinen Satz zu beenden. Tommy wu ss te, was Angelo sagen wollte: Weil du ihn liebst. Und wenn Angelo das verstehen konnte –mit einer plötzlichen, zaghaften Hoffnung öffnete Tommy seinen Mund, um etwas zu sagen, aber Angelo wandte sich wieder zu ihm und sagte: »Sieh mal, ich glaub’, ich sollte das sagen. Ich weiß nicht, ob Matt es dir jemals erzählt hat oder nicht, aber – da ich weiß , was ich über Matt weiß , bekomme ich das vielleicht in den falschen Hals.«
»Du sagst mir nichts, was ich nicht weiß «, sagte Tommy. Er war überrascht, dass seine Stimme so fest war.
»Das frage ich mich auch, Angelo, ob du es weißt .
Kannst du wirklich verstehen, warum die Dinge so zwischen mir und Matt sind?«
»Ich habe versucht, mir zu sagen, dass ich es einfach nicht verstehe, ragazzo.«
Der alte, kindliche Name minderte seine Abwehr, Angelo hatte sie ohne Unterschied alle so genannt, als sie Jungen waren. »Dann versuche es zu verstehen. Matt und ich – wir brauchen uns. muss ich wirklich noch mehr sagen, Angelo? Können wir es nicht so belassen?«
Angelo lief bis zu seinen dunklen Haarwurzeln rot an.
Er machte seine Zigarette in einem Porzellanaschenbecher aus, der die Umrisse von Kalifornien hatte, und drückte gründlich darauf herum, um seine Verlegenheit zu verbergen. »Ich vergesse immer, was für ein Kind du bist, Tom. Sieh mal, zwei erwachsene Männer sollten nicht…«
Trotz seiner Verlegenheit fühlte Tommy, wie i hm glü hende Hitze ins Gesicht stieg. »Angelo, um Gottes willen , ich war vier Jahre in der Armee – du brauchst mich nicht aufzuklären!«
»Aber es wird verdammt Zeit, dass es jemand tut«, erwiderte Angelo. »Nein, hör du zu, Tom. Ich weiß , da ss du verdammt verknallt in ihn warst, als du ein kleiner Junge warst. Ich dachte, dass sich das geben würde, das ist bei Kindern meistens so. Bei Matt war ich mir eine Zeitlang nicht so sicher, aber dann suchte er sich ein hübsches Mädchen, heiratete und hatte ein Kind. Ich wollte es nicht glauben, ich hab’ nie diesen Dreck geglaubt, den Coe Wayland verbreitet hat – ich hab’ mir immer gesagt, Coe Wayland sei bloß ein neidischer Säufer mit schmutzigen Gedanken. Sogar nach dem, was ich gerade unten gesehen habe…«
Was konnte er gesehen haben? Nichts, aus dem man sich nicht herausreden könnte. Tommy merkte, dass er fast vergessen hatte zu atmen und holte tief Luft. »Verdammt, das – wir haben bloß Quatsch gemacht«, sagte er.
Er sah, wie Angelos Blick sich erhellte und wu ss te, dass Angelo glauben würde, was er glauben wollte.
Und alles würde so weitergehen, wie schon seit Jahren, mit einer Lüge… Mit einem so heftigen Gefühlsumschwung, dass ihm davon einen Moment übel war, wusste er, dass er nicht dastehen und Angelo wieder belügen konnte.
»Sieh mal«, sagte er, »es tut mir leid, wenn es dich stört, Angelo, aber das ist mit Matt und mir schon lange so. Du hast mal von mir wissen wollen, warum wir uns getrennt haben. Na ja, wir sind auf eine Schwarze Liste gekommen. Wayland hatte was gesehen und geredet. Und wir wu ss ten, dass es dem Akt schaden würde, der Familie schaden würde – das bedeutete Matt mehr als alles andere. Lionel Fortunati sagte, dass er Matt wieder eine Chance geben würde, wenn wir uns trennten. Matt hat das Richtige getan, glaube ich. Es war bloß überhaupt nicht das Richtige. Es hat uns beide fast zerstört.« Er ereiferte sich, damit Angelo verstand.
»All diese Jahre, die er sich herumgetrieben hat… Du weißt nicht, was er durchgemacht hat. Und ich habe kein Recht, es dir zu sagen. Es gibt Dinge, die er mir nicht gesagt hat. Dinge, die er nicht mal einem Priester bei der Beichte anvertrauen würde. Als ich ihn in dieser dreckigen, kleinen Show in Texas gefunden habe – oh,
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