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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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silbrigen Kostümen trug noch zu diesem Gefühl bei.
    Komm, verdammt, ermahnte er sich. Es sind bloß Mario und Stella in altmodischen Kostümen! Er ging die Nummer im Kopf durch. Gerader Übergang – Stella, Eineinhalbfacher – Mario, Passage, und der verdammte Doppelte mit Pirouette. Wenigstens muss ich ihn heute nicht bei einem Dreifachen fangen, aber dieser ist schon schlimm genug. Später wollen sie sicher noch eine Menge Ersatzszenen drehen, um sie in Barts Einstellungen hineinzuschneiden …
    Er hörte irgendwo im Unterbewu ss tsein die ungewohnte Musik der altertümlichen Dampforgel, die sie draußen aufgebaut hatten. Er nahm an, dass sie später Musik einfügen würden, die extra für den geschrieben worden war.
    Stella griff auf der Plattform nach der Stange. Er ließ sich kopfüber hinunter, legte seine Fußgelenke an die gepolsterten Stützen des Fangtrapezes, und als er anfing zu schaukeln und seinen Schwung an Stellas anzugleichen, setzte die jahrelange Disziplin ein.
    Genau wie jeder andere Trapezakt.
    Und dann setzten die Reflexe ein, die nichts mehr mit bewu ss tem Denken zu tun hatten.
    Sie ließen die Nummer glatt durchlaufen. Nach einer Pause wiederholten sie noch einmal für das, was der Regisseur »Sicherheitsaufnahmen« nannte. Dann wurde ihnen gesagt, dass sie den Nachmittag damit verbringen würden, Stürze aufzunehmen, um so viele Extraaufnahmen wie möglich zu bekommen, die dann in letzter Minute gebraucht werden könnten, wenn sich der Regisseur dazu entschlo ss oder die Cutter sie benötigen würden.
    Mittags wurde ihnen das Essen auf Tabletts gebracht.
    Bart kam, immer noch im Kostüm, zu ihnen und legte sorgfältig ein Handtuch um sein silbernes Oberteil.
    Nach einer Weile fing Bart an, mit Mario über Leute und Begebenheiten zu reden, die Tommy nicht kannte.
    Tommy, der ihnen folgte, ohne etwas zu sagen, dachte, dass ein Zuhörer keine Schwierigkeiten haben würde, die zwei zu entlarven. Nicht, dass es etwa offensichtlich war.
    Das war es nicht. Ist es bloß , weil ich sie beide so gut kenne? dass ich bei dem, was sie sagen, die Zwischentöne heraushöre? Dazu muss man wohl selbst einer sein … Es war eine ganze Weile her, seit er Mario – befreit von der ständigen Spannung – ausgelassen und lachend gesehen hatte. Er konnte es nicht übers Herz bringen, ihn wieder zur Vorsicht zu ermahnen und zu sehen, wie Bitterkeit die Fröhlichkeit in Marios Augen wieder verdrängte.
    Bart erzählte Mario von den Aufnahmen, die auf dem Filmgelände gemacht wurden.
    »Sie haben ein Trapez in einem der Studios aufgebaut, eine Attrappe mit Plattform und Trapezstange, ungefähr drei Meter hoch und ein Fangtrapez etwa in der gleichen Höhe. Wir machen alle Aufnahmen daran, und wenn sie erst mal mit dem Schnitt fertig sind, sagen sie, dass jeder beschwören wird, dass ich da rauf geklettert bin.« Er zeigte auf das Trapez in der Hauptmanege. »Und direkt in einen Dreifachen abgesprungen bin. Ich fühle mich wie ein Schwindler, weil ich weiß , dass mein Gesicht dafür herhalten mu ss .«
    Mario sagte lachend: »Vielleicht würden du und ich zusammen eine anständige Imitation von Parrish abgeben.
    Aber man braucht zwei von uns, wenn man einen von seiner Sorte machen will.«
    »Ich weiß nicht«, wandte Bart ein. »Ich habe Parrish nie gesehen, bevor ich alt genug war, um zu erkennen, was ich sah. Aber nach dem, was die Leute sagen, bist du gar keine so schlechte Imitation.«
    »Glaub mir«, sagte Mario ruhig. »Wenn du Parrish hättest fliegen sehen, würdest du den Unterschied erkennen.«
    »Ich wollte, ich hätte ihn damals gesehen. Mason wollte jedenfalls ein paar Aufnahmen von mir am Trapez da oben haben.« Er zeigte darauf. »Und der Vertreter des Produzenten rannte hinaus und rief …«, er imitierte ein hohes, akzentuiertes Quietschen: »›Hey, was ‘n hier los!
    Kennste nich’ das Gesicht? Es is’ versichert für ‘n paar Mille! Wozu, glaubste, gibt’s hier Stuntmen…?‹«
    Mario warf seinen Kopf zurück und lachte. »Was ist es für ein Gefühl zu wissen, Darling, dass dein schönes Gesicht so viel wert ist?«
    Bart sagte mit einer affektierten Geste: »Ich kann gar nicht sagen, wie wertvoll ich mich fühle … Ich meine, es ist schön geliebt zu werden, aber dies ist lächerlich!«
    Mario sah ihn warnend an. »Pa ss auf, Bart. «
    »Hab’ ich ein bi ss chen zu sehr…«
    »Viel zu sehr«, sagte Mario warnend.
    »Entschuldigung. Ich vergesse es immer. Normalerwiese tue ich das

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