Trapez
dem Winter gelernt hatten. Aber durch einen unglücklichen Zufall arbeitete Angelo gerade nicht. Jeden Nachmittag kam er ohne Ausnahme hinunter und sah ihnen von der Tür aus zu und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Seine Augen verließen sie nie.
Eines Nachmittags verlor Mario die Beherrschung. Er ging zu Angelo und sagte: »Verdammt, was ist mit unseren alten Hausregeln hier unten passiert? dass niemand zusieht, außer wenn er eingeladen ist.«
»Gibt es hier unten etwa s, das ich nicht sehen sollte?« fragte Angelo.
Mario brannte vor Zorn und sagte: »Nichts, aber mach die Zigarette aus!«
Angelo zuckte die Achseln, drückte die Zigarette aus, aber nach einer Weile roch Tommy wieder Rauch und wu ss te, dass Angelo sich erneut eine angezündet hatte.
Vielleicht war es reine Geistesabwesenheit.
Es lag auch noch etwas Ungreifbares in der Luft, das sie sicher wissen ließ , dass er Clay gewarnt hatte. Der Junge schien frech zu sein, und er weigerte sich, sich zu Tommy und Mario zu gesellen, wenn seine drei jungen Freunde nicht dabei waren.
Eines Nachmittags, als sie alle im Übungsraum waren, kam Tessa die Treppen heruntergelaufen und platzte lautschreiend herein: »Matt, du wirst am Telefon verlangt –
ich glaube, es ist der Mann vom Studio.«
Durch puren Zufall war gerade niemand am Trapez.
Mario tauchte von der Brücke ins Netz, machte einen Überschlag auf den Fußboden und ging zu dem Mädchen hinüber. Er stand drohend vor ihr. »Teresa Santelli«, fragte er. »Wie alt bist du?«
»Dreizehn«, sagte sie und ließ ihren Kopf wegen seines offensichtlichen Zornes hängen.
»Und du bist in einer Zirkusfamilie aufgewachsen?
Und du hast nicht genug Sinn dafür – sieh mal, Tess, ich will es dir mit ganz einfachen Worten sagen. Du rufst niemals, niemals, niemals jemandem am fliegenden Trapez etwas zu. Und wenn du noch einmal so was verdammt Blödes machst, wie gerade eben, dann…« Er brach ab, schlo ss seinen Mund und sah Angelo an, der in der Tür stand.
»Du würdest es nicht wagen, mir irgendwas anzutun«, sagte sie frech. »Mein Papa würde es nicht zulassen.«
»Vielleicht nicht, aber ich werde es Lucia sagen. Und wir wollen mal sehen, w as sie dazu zu sagen hat. Also, warum, zum Teufel, kommst du hier kreischend angelaufen?«
Sie sagte zitternd, jetzt den Tränen nahe: »Du wirst am Telefon verlangt. Lucia hat mich geschickt, es dir zu sagen.«
»Nun, wenn wir hier unten einen Unfall wegen deines verdammten Schreiens gehabt hätten, hätte es ziemlich lange gedauert, bis jemand ans Telefon gegangen wäre, nicht? Jetzt mach, dass du hier rauskommst.«
Sie stellte sich neben Angelo und appellierte an seine Autorität. »Papa…«
Angelo sah verärgert aus. Es war schwer zu sagen, ob sein Zorn Tessa oder Mario galt. Er sah sie beide gleichermaßen verdrießlich an. »Er hat recht, Tess. Du darfst Leuten nichts zurufen, wenn sie fliegen. Es ist nicht sicher. Ich dachte, du hättest mehr Verstand. Geh jetzt besser rauf zu Lucia und hilf ihr in der Küche. Aber ich möchte nicht, Matt, dass du so mit meiner Tochter sprichst. Wenn du dich über irgendetwas zu beschweren hast, dann sag es mir, und ich kümmere mich darum.«
Mario öffnete den Mund, um ärgerlich zu antworten, und Tommy hoffte fast, dass eine Explosion die Luft reinigen würde, aber Angelo fügte hinzu: »Du gehst jetzt am besten rauf ans Telefon, nicht? Es könnte ja was Wichtiges sein. Ich kümmere mich hier unten um alles.«
Er sah zur Plattform hinauf, wo Bobby den Sicherheitsgürtel umlegte. Er sagte: »Hier, ich halte die Sicherung.«
Und nahm die schweren, hölzernen Griffe in die Hände.
Tommy, der sie von unten trainierte, rief Bobby zu:
»Okay, los…« Und der Junge schwang sich heraus, kam von der Stange los und tauchte auf Phil im Fangtrapez zu.
Er verfehlte, und Angelo pa ss te auf und trat einen Schritt zurück und verlangsamte den Fall des Jungen mit den gespannten Seilen des Sich erheitsgurtes. Die anderen Jun gen lachten. Angelo ließ die Seile los und kam auf das Netz zu und half Bobby dabei, die Seile des Ledergeschirrs zu lösen.
»Es ist nicht sehr clever, so auf die Füße zu kommen.
Nicht mal, wenn du einen Sicherheitsgürtel anhast. Es muss ganz automatisch werden, dass du dich auf deinen Rücken rollst, damit du nicht anders fallen kannst«, sagte er. Tommy hörte zu und dachte, es klingt fast wie in alten Zeiten, als er mit mir arbeitete und den anderen… Ärger vermischte sich mit einem
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