Trapez
nicht.«
Tommy, der schweigend dieser Unterhaltung zugehört hatte, bemerkte plötzlich, dass sie alle drei Stella vergessen hatten. Wu ss te sie, was los war? Oder tat sie es als Exzentrik von Schauspielern ab? Dann sah er ihr schwaches, zurückhaltendes Lächeln …
Sie weiß Bescheid. Na ja, sie hat sich auf einem Rummelplatz herumgetrieben, als sie klein war. Sie kann auch nicht so unschuldig sein. Und sie muss gehört haben, wie Johnny Reeder die größte Tunte in Hollywood nannte.
Das heißt , dass sie auch über Matt Bescheid weiß . Und unsinnigerweise war er beunruhigt. Er wollte Stella beschützen, dieses Wissen von ihr abhalten.
Das Mädchen m it dem Notizblock kam wieder zu ihnen.
»Mr. Reeder, bitte in die Dekoration, Mr. Santelli…«
Sie sah zögernd von Mario zu Tommy und entschied sich schließlich für Mario. »Sie hätten gern ein paar Aufnahmen von Ihnen beiden, wo Sie beide das Gleiche tun, in derselben Umgebung.« Sie fügte für Tommy und Stella hinzu: »Sie hätten Sie beide gern später mit Mi ss Benson und Mr. Haynes.«
Ein Maskenbildner kam zu Bart und hantierte an ihm herum, richtete sein Haar, strich mit einem S chmink pinsel über seine Mundwinkel, tupfte einen glänzenden Fleck von seiner Nase und staubte pingelig unsichtbare Fusseln von seinem Trikot ab. Bart ertrug diese Behandlung mit einem hämischen Grinsen und sah dann zu, wie der Maskenbildner es an Mario wiederholte.
Stella sah ihnen lächelnd zu, als sie weggingen.
Nach einer Weile sagte sie: »Sie sind alte Freunde, nicht wahr, Tommy?«
»Ja, ich glaub’, sie haben sich kennengelernt, als Matt noch ein Teenager war.«
»Waren sie…« Stella unterbrach sich, ihr Gesicht unter dem ungewohnten roten Haar sah etwas besorgt aus. »Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll. Du weißt , was ich meine, nicht?«
In ihrer sanften Stimme lag nicht ein Schimmer von Verurteilung, aber Tommy senkte seine Augen. Schließlich murmelte er: »Ich glaube schon.«
Also wu ss te Stella Bescheid. Gleichzeitig war Tommy erleichtert – dass sie, obwohl sie es wu ss te, keinen von ihnen zurückwies – und verstört. Er merkte, dass er nicht wollte, dass Stella so von ihm dachte.
»Du hast davon gewu ss t, Stel? Und dir – dir macht es nichts aus?«
»Warum sollte es mir was ausmachen?« fragte sie und öffnete ihre Augen sehr weit. »Du bist der beste Freund, den ich je gehabt habe, Tommy. Ich hab’ immer gedacht, dass wir irgendwie gleich sind, du und ich. Wir waren beide irgendwie – irgendwie in der Familie verloren.
Anders. Es ist so, als ob du wirklich mein Bruder wärst.
Bloß , dass ich nie einen Bruder hatte – oder eine Schwester. Ich hatte niemals irgendjemanden .«
»Du hattest mich, Stel. Immer«, sagte er und bedeckte ihre kleine Hand, so dass sie fast in seiner verschwand.
»Ich glaub’, ich hab’ mich ganz zu Anfang in Johnny verliebt, weil er der erste anständige Kerl war, den ich kennengelernt habe. Er hat sich nicht nur anständig aufgeführt, um mich – mich ins Bett zu kriegen. Er hat mich zu sich nach Hause gebracht und mich wie eine aus der Familie behandelt, als ob ich ein anständiges Mädchen wäre, wie Liss oder Barbie…«
»Du warst ein anständiges Mädchen«, sagte er heftig.
»Das warst du immer, Stella!«
»Ich habe es versucht. Ich war bloß so jung, als Dad starb, und ich mu ss te immerzu kämpfen, und als Johnny mich nach Hause mitnahm und ich – ich ein Teil der Familie war – oh, ich kann dir gar nicht sagen, was das für mich bedeutete. Sie waren alle so gut zu mir!«
»Stel«, sagte er zärtlich. »Du hast uns auch ziemlich gut getan. Du bist die beste Fliegerin, die sie seit Lucia je in der Familie hatten!«
»Hoffentlich. Das wollte ich auch sein«, sagte sie. »Du warst bloß eher – eher wie meine Leute. Du kamst auch von draußen . Als ich sah, wie sie dich aufnahmen, konnte ich – konnte ich glauben, dass ich eines Tages auch zu ihnen gehörte, genauso. U nd glaubst du, ich seh’ nicht –ich seh’ nicht, was dir an Mario liegt?« sagte sie tastend.
»Mario ist so etwas Besonderes. Oh, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, ohne dass du auf falsche Gedanken kommst. Versteh mich nicht falsch – ich liebe Johnny, er ist mein Mann, aber was ich für dich empfinde, ist etwas anderes, etwas Besonderes. Und was ich für Mario empfinde – er ist etwas, etwas – o Gott, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, ohne dass du auf falsche Gedanken kommst! Es ist mehr als
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