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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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bloß mit erhobenen Augenbrauen einen Moment lang nachdenklich an. Dann sagte er: »Du hast gehört, was er gesagt hat, Jim. La ss das Netz etwas lockern.«
    Tommy kletterte hinauf, um den Umbau zu beaufsichtigen. Nach einer Weile kam er herunter und sagte: »Okay, Matt, sieh dir das mal an.«
    Mario zog sich ins Netz hoch und überprüfte es, indem er darin auf und ab hüpfte. »Uff«, sagte er, »bis zur Hüfte.«
    Mason schüttelte den Kopf. »Das geht nicht«, sagte er.
    »Wir brauchen ein paar Aufnahmen von euch Fliegern, wie ihr da hineinfallt, und es muss genauso gespannt sein wie heute Morgen .«
    Es dauerte noch eine Stunde, bis ein angemessener Kompromi ss erreicht wurde zwischen Masons Wunsch nach einem straffen Netz, das für dramatische Sprünge und Stürze sorgte, und Tommys Forderung nach einem Netz, das locker genug war, um Mario zu gestatten, wiederholt Dreifache mit den unvermeidlichen Stürzen zu versuchen. Einmal wurde Mason wütend: »Was soll dieser ganze Aufstand eigentlich? Fortunati hat mir gesagt, mit euch wäre es leicht zu arbeiten …«
    »Hören Sie zu«, sagte Tommy, als er aus dem Netz kletterte und ihm gegenüberstand, »Matt ist kein professioneller Stuntman. Aber ich bin einer, und ich weiß , was wir schaffen können. Rufen Sie einen Gewerkschaftsvertreter an, lassen Sie ihn herkommen und fragen Sie ihn!« Das war beinahe das erste, was Angelo ihm gesagt hatte: wenn er an seiner Fähigkeit zweifelte, einen gefährlichen Stunt durchzuführen, sollte er darauf bestehen, dass ein Gewerkschaftsvertreter einen sicheren Kompromi ss aushandelte.
    »Ihr Gewerkschaftler haltet uns immer bloß auf«, schimpfte Mason.
    Fortunati sagte: »Mario, ich habe dich schon mit einem strafferen Netz arbeiten sehen.«
    »Klar, bei einem Auftritt«, sagte Tommy, »wenn er den Dreifachen nur einmal versucht hat, oder vielleicht zweimal, wenn’s nicht geklappt hat. Dies ist ein Probennetz für zehn, zwanzig Versuche.«
    Mario zuckte die Achseln und schlug einen Kompromi ss vor. »Pa ss auf, ich werde es dreimal so, wie es jetzt für die Show aufgebaut ist, probieren. Einmal verfehle ich, vielleicht zweimal. Danach lockern wir das Netz für die restlichen Stürze. Okay?«
    Tommy hatte immer noch Zweifel, aber auch ihm schien es ein vernünftiger Kompromi ss zu sein. Es stimmte eindeutig, dass Mario in den Jahren, in denen er am Dreifachen gearbeitet und ihn perfektioniert hatte, gelernt hatte, unter allen Bedingungen zu fallen. Es war besser, es so zu versuchen, als Mario deswegen in einen Wutanfall zu treiben.
    Er fühlte sich selbst langsam ein wenig erschöpft. Die normalen Trapezakte waren kurz; das Training konnte zwar ausgedehnt werden, aber nicht unter solchem Druck. Mario kletterte auf die Plattform und gab das Zeichen für den ersten Dreifachen.
    Tommy begann Schwung zu holen, ließ sich nach hinten herunter und richtete sich nach Marios Bewegungen aus. Es herrschte völlige Stille. Mario ließ sein Trapez los, überschlug sich, noch mal, noch mal – noch bevor er Zeit hatte, es bewu ss t wahrzunehmen, ahnte Tommy, dass Mario verfehlt hatte und fiel. Einen Moment lang dachte er, dass Mario völlig am Netz vor beifallen und auf die Spannseile schlagen würde, aber im letzten Bruchteil einer Sekunde schaffte er es, sich noch enger zusammenzurollen und rutschte auf die Mitte zu.
    Tommy hoffte, dass die Kameraleute das aufgenommen hatten und dass es das war, was sie wollten. Er atmete selbst etwas unregelmäßig . Er wu ss te, dass er sich nie, niemals, solange er lebte, darauf verlassen konnte, dass alles gut ging, wenn Mario einen Dreifachen verfehlte.
    Stella war auf der Plattform und bedeckte ihre Augen mit ihren Händen. Verdammt, machen ihr ihre Augen immer noch zu schaffen? Stella war so gefügig, so sehr daran gewöhnt, Befehle entgegenzunehmen, dass sie sich nicht beschweren mochte, wenn etwas nicht stimmte.
    Sollte er noch eine Unterbrechung verlangen? Aber er wollte auch gern mit dieser Sequenz fertig werden. Er fing wieder an, seinen Schwung perfekt für die Wiederholung des Dreifachen auszurichten. Er wu ss te, dass Mario losgelassen hatte und auf ihn zuscho ss . Dann griffen Hände und Handgelenke ineinander, der Augenblick fast unerträglicher Belastung, bevor der Schwung des Trapezes das Hauptgewicht übernahm. Er konnte bloß Marios Gesicht unter sich sehen, verzerrt und verschwommen. Nur am Rand nahm er die messerscharfe Trapezstange wahr, etwas stimmte nicht ganz… Mario schlug

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