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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hat?«
    »Das ist Tommy, ja. Tom, mein Bruder, Johnny Gardner.«
    »Hi«, Johnny streckte seine Hand aus. Er hatte lockiges, widerspenstiges, blondes Haar und ein kleines sichelförmiges Muttermal oder eine Narbe über dem Auge, die eine Augenbraue ständig hochgezogen erscheinen ließ und seinem Gesicht diesen Ausdruck von ›was kostet die Welt?‹ gab. Er war so blond wie Mario dunkel war, aber sah genauso anziehend gut aus. Sie standen sich gegenüber, Mario lächelte nervös, Johnny stand da, seine Daumen in den Hosentaschen, fröhlich und angriffslustig.
    »Willst mir wohl den Wind aus den Segeln nehmen, Signor Mario? Ich komme unwahrscheinlich eingebildet hier an und geb’ damit an, dass ich einen Manager ausgetrickst habe, eine Nummer platzen ließ , ‘nen Partner gefunden habe und für die nächste Saison ausgebucht bin, und Papa Tony schneidet mir ganz ruhig das Wort ab und sagt: Oh, übrigens, dein großer Bruder hat in der letzten Saison den Dreifachen geschafft. Das muss vielleicht ‘ne Vorstellung gewesen sein. Tommy hat seinen ersten Auftritt, und du bringst überall Dreifache fertig. muss irgendwas in der texanischen Luft sein.« Er legte seine Hand auf Marios Schulter und schüttelte sie leicht. »Gut gemacht, großer Bruder. Hätte ich gerne gesehen.«
    »Wirst du schon noch. Was war das mit ›Partner gefunden‹, Johnny?« Johnny wirbelte sie beide herum, einen Arm bei Mario untergehakt, den anderen an Tommys Ellenbogen, und zog sie ans Feuer. »Setzt euch hin, und ich erzähle euch alles.«
    Tommy setzte sich auf eine Holzbank mit hoher Lehne, die im rechten Winkel zum Feuer stand. Johnny ließ sich anmutig auf dem Fußboden nieder und streckte seine Hand nach einem blonden Mädchen aus, das auf einem der Kissen saß . Sie beugte sich vor, lächelte und rutschte neben ihn auf den Fußboden .
    »Leute, das ist Stella Kincaid, und zu eurer Information, wir sind für den ganzen Sommer bei den ›Moorcock Shows‹ gebucht!«
    Stella Kincaid war klein und schlank, so klein wie ein Kind, in kariertem Rock und flauschigem Pullover. Sie hatte ein kleines, spitzes Gesicht, helle Haut und sehr kurzes, sehr lockiges silberblondes Haar, das sich in kleinen Büscheln um ihre zarten Schläfen rankte. Ihre Hände waren knochig mit roten rissigen Knöcheln, ihre Beine dünn, sie sahen komisch aus in den schmutzigen Reitstiefeln.
    Mario lächelte sie hö flich an. »Tänzerin? Akrobatin? Ballerina?«
    »Flieger«, sagte Johnny herausfordernd. »Aber sie hat Kopfstand gemacht und Überschläge, und wir haben diese Saison mit einer Doppeltrapeznummer beendet. Wir traten auf als Frankie und Johnny‹. Kannst du dir das vorstellen?«
    »›Moorcock Shows‹, das ist eine Jahrmarkttruppe, nicht?«
    »Gemischt«, sagte Stella leise. »Sie bauen ihren Rummel auf Festplätzen auf, aber sie lassen freie Gruppen auftreten, um die Massen anzuziehen.«
    »Wir sind hergekommen, um für nächstes Jahr eine gute Nummer auszuarbeiten und Lucia nach Kostümen und so zu fragen«, erklärte Johnny. »Papa Tony war wirklich großartig . Ich hatte halbwegs erwartet, dass er bei uns die Komm-nie-mehr-durch-meineTür Nummer abziehen würde, aber er sagte nur: Klar, hier ist für jeden von uns Platz, was ziemlich anständig von ihm war, angesichts …«
    »Er ist überhaupt ein zi emlich anständiger alter Knabe. Vergiss das ja nicht, Bruder John!«
    »Hey, hört zu«, sagte Johnny. »Wir haben einen Haufen verschiedener Geräte geerbt, und als wir abhauten, haben wir bloß alles in den Kofferraum geworfen. Ich weiß nicht mal, was das alles ist, ist nicht Teresas alte ›Wolkenschaukel‹ hier noch irgendwo? Lu sagt, du wüsstest Bescheid. Ich hab’ Stella erzählt…«
    Tommys Aufmerksamkeit ließ nach. Er versuchte, sich zurechtzufinden. Papa Tony hatte ihn begrüßt und war dann irgendwohin verschwunden. Ihm war, als ob er von fremden Schatten umgeben war, die kamen und gingen, nicht ganz wirklich. Sogar Mario schien in dieser Umgebung schemenhaft und unwirklich zu sein. Johnnys eindrucksvoll schneidige Erscheinung, Lucias beherrschende Art sogar das unwirkliche, feenhafte Wesen von Stella, die neben Johnny auf dem Teppich kniete, ließ sie alle auftauchen und verschwinden wie die Personen in einem Kostümfilm. Er starrte auf den Teppich. Er war fast ganz durchgetreten, und neben seinem Schuh war ein Brandfleck. Irgendwie war das ein Anhaltspunkt für die Reali tät. Riesig und fremd wie es schien, war es doch nur ein Haus, kein

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