Trapez
Silvester ist? Ihr jungen Leute seid alle gleich, kein Gefühl für Disziplin.« Sie sprach ein sehr gutes, klares Englisch, aber etwas in ihrer Intonation verriet, dass es nicht ihre Muttersprache war, und ihr Akzent wurde ausgeprägter, als sie fortfuhr.
»Rico, wenn du auf de inen Vater hören würdest, nicht deine ganze Zeit mit Taugenichtsen und Rowdys verbringen würdest…« Sie brach ab und murmelte dann mit leiser, unsicherer Stimme: »Lucia, Lucia sucht nach dir, glaube ich.«
Lucia Gardner war in der Tür erschienen, und Mario, der plötzlich aufmerksam geworden war, sagte abrupt
»Warte, Johnny, wir reden später darüber« und schwang sich auf die Füße . In zwei Schritten war er neben Tommy. »Komm, du gehst besser in dein Zimmer, bevor es sich jemand anders schnappt.« Er beugte sich über die blasse, kleine Dame und streifte ihre verwelkten Wangen mit seinen Lippen. »Buon giorno, Nonnina! Come sta?«
Sie lächelte ihn mit zitternden Lippen an und sagte etwas auf Italienisch , dem Tommy nicht folgen konnte.
Er flüsterte Mario zu: »Was ist los? Habe ich etwas gesagt, was ich nicht hätte sagen sollen? Was sie verärgert hat?«
Mario biss sich auf die Lippen. »Nein, aber was sie gesagt hat, war: ›Warum kommt Rico nicht her und küsst seine Mama?‹« Die alte Dame sah jetzt unsicher und elend aus, drehte ihren Kopf verwirrt zwischen Tommy und Mario hin und her, die bleichen Augen voller Tränen.
Spontan beugte sich Tommy hinunter, wie Mario es getan hatte, und küsste die faltige alte Wange. Sie lächelte, legte ihre freie Hand auf Tommys Gesicht und sagte etwas auf Italienisch zu ihm, bis Mario ihr leise andeutete, ihn loszulassen.
Lucia wartete in der Tür. Mario fragte: »Hast du für jeden einen Platz gefunden, Lu?«
»Ich glaub’ schon. In Barbaras Zimmer ist ein Doppelbett. Stella wird da schlafen müssen, und Barbara muss sich entschließen , diesen Winter keine Gäste zu haben.
Wenn Angelo kommt, werde ich Tessa zu mir ins Zimmer nehmen, bis sie ins Kloster zurückgeht, und er kann zu Papa ziehen. Liss und David können sich Angelos Zimmer teilen, neben dem Kinderzimmer. Tommy kann in dein Zimmer gehen, und Johnny kann entweder bei Clay schlafen oder im Handarbeitsraum ein Klappbett aufstellen, wie er will. Soll ich dir beim Einrichten helfen?«
»Nein, das schaffen wir schon, Lulu, aber sprich du besser mit Nonna. Sie glaubt, Tommy ist Onkel Rico.«
»Madre santissima! Hat er …«
»Ist gut, Lulu. Er hat es wie ein echtes Familienmitglied gehandhabt, aber wenn du es ihr klarmachen könntest…«
»Ja, ich weiß . Gut, Matt, du bringst ihn rauf.« Lucia streifte sie im Vorübergehen und ging zu der alten Frau.
Die breite, geschwungene Treppe war mit einem abgewetzten dunklen Teppich bedeckt, der Treppenabsatz war groß mit einer wunderschönen Balustrade aus Kirschholz.
Am Ende der Treppe, entlang dem breiten Korridor, gaben halboffene Türen den Blick auf verschiedene Zimmer frei. Ein Raum mit gelber Tapete, Häschen auf dem Linoleum und einer Wiege, ein großer heller Raum mit rosa Gardinen, ein dunkles, unordentliches Zimmer mit geöffneten Koffern, aus dem ein Knäuel von Sachen auf den Fußboden quoll. Mario sagte, als sie im Flur um die Ecke gingen: »Ich nehme an, du hast kapiert, dass meine Urgroßmutter nicht immer ganz beisammen ist. Sie erkennt uns nicht immer. Wenn sie dich mit irgendeinem anderen Namen ruft, mach das, was du unten gemacht hast. Antworte einfach drauf. Sie ist fast 94. Papa Tony erkennt sie fast immer – er ist ihr ältester Sohn –, und meistens kann Lucia zu ihr durchkommen, obwohl Nonna sie oft Clara nennt. Das war Papa Tonys Frau, meine Großmutter .
Aber der Rest von uns, Liss und ich haben uns daran gewöhnt, seit wir Babys waren.«
»Joe sagt, sie sei seine Großmutter .« Tommy versuchte immer noch, die Verwandtschaft zu ordnen. »Ist Joe einer von Papa Tonys Brüdern?« Als er es sagte, schien es nicht logisch zu sein.
»Um Gottes willen, nein. Wie kommst du darauf? Nein, er ist der Bruder meiner Mutter, er – oh, natürlich«, sagte Mario plötzlich, »sein Haar, es ist schon seit Jahren weiß .
Es wurde weiß , als er erst 40 war. Er ist älter als Lucia, aber nicht viel. Seine Frau Stacy starb vor einigen Jahren.
Sie war keine Fliegerin.«
Am Ende des Flurs öffnete Mario eine Tür. »Hier, das ist mein altes Zimmer, wo wir dich unterbringen werden.
Clay ist nebenan und Barbara gegenüber. Wir sind an Liss’ altem Zimmer
Weitere Kostenlose Bücher