Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
nicht, aber er konnte akzeptieren, dass sie deshalb nicht weniger Santellis waren.
    Lucia löste die Spann ung, lachte, drehte die rosa Rü schen um und stach mit Nadel und Faden hinein. »Joe«, sagte sie. »Erinnerst du dich noch daran, dass ich mal hinter Papas Rücken dem Publikum die Zunge rausgesteckt habe und dass er sich umgedreht hat und mich gesehen hat? Du hast gesagt, er hätte mir nie ein Haar gekrümmt.
    Damals hat er mich geschüttelt, bis meine Zähne klapperten!«
     
    Ein, zwei Stunden war es danach wie in alten Zeiten.
    Joe und Lucia erzählten Geschichten aus der alten Zeit unter dem Zeltdach. Angelo trug ein paar Anekdoten vor dem mexikanischen Zirkus bei, den er eine Zeitlang geführt hatte. Und sogar Johnny erzählte Geschichten aus den Jahren, in denen er sich in der fremden, grellbunten und verrufenen Welt der Jahrmärkte und Rummelplätze herumgetrieben hatte. Später schlief Suzy auf Stellas Scho ss ein. Stella stand auf, um sie ins Bett zu bringen, drehte sich dann aber für einen Augenblick um, »Bitte, geht alle noch nicht nach oben«, sagte sie. »Ich muss euch etwas sagen, wenn ich Suzy zu Bett gebracht habe.«
    Einen Augenblick später sprang Johnny auf und eilte ihr hinterher. »Das Kind ist zu schwer für Stel – ich trag’ sie lieber.«
    »Tessa«, sagte Lucia. »Du solltest auch im Bett sein.
    Du hast morgen Schule.«
    »Stella hat jeden gebeten zu bleiben«, meuterte Tessa.
    »Ich bin auch eine Santelli, nicht, Tante Lucia?«
    Lucia kramte in ihrem Nähkorb. »Wenn du bleiben mu ss t, hast du keinen Grund, faul rumzusitzen. Hier –dann fasse das Hemd deiner Uniform ein.«
    Tessa schob ihre Lippe vor und schmollte, als sie anfing, das blaue Futter ihrer Schuluniform einzunähen.
    »Ich hasse diese alte Uniform. Papa, kann ich nächsten Sommer Ballettstunden nehmen? Alle Mädchen in der Familie haben Ballett gelernt – Lucia und Liss und Barbara.«
    Angelo sagte: »Du brauchst es nicht zu machen, weil jeder in der Familie es schon getan hat, Kleines.«
    »Es ist eine Tradition«, sagte Tessa und nähte einen großen , ungeschickten Stich. »Du hast gerade gesagt, dass Tradition etwas Gutes ist, Papa.«
    »Wie wäre es, Lucia? Sollen wir sie Ballett lernen lassen?«
    Lucia sagte säuerlich: »Wenn ich gefragt worden wäre, hätte sie schon mit sieben angefangen. Es kann ihr nichts schaden und es könnte nützlich sein.«
    »In der Sportstunde habe ich viel über Turnen gelernt«, sagte Tessa. »Und Schwester Mary Veronica hat gesagt, dass ich eine geborene Tänzerin bin.«
    »Aber natürlich«, sagte Lucia. »Du bist eine Santelli.«
    Angelo kicherte und sagte: »Die Tradition hat wieder gewonnen. Ruf die Ballettschule an, Kleines, und erkundige dich nach Uhrzeiten und Klassen.«
    Lucia sah ernst auf Tessa hinunter und nahm ihr das blaue Futter aus der Hand. »Und wenn wir gerade von Traditionen sprechen, bringen sie euch nicht mehr ordentlich das Nähen im Kloster bei? Wenn ich so einen Saum genäht hätte, auch als ich erst sieben war, wäre er wieder aufgetrennt worden, und ich hätte es noch mal machen müssen.«
    Draußen vom Flur konnten sie Johnny ärgerlich sagen hören: »Um Gottes willen, Stel, hör mir doch zu. Dies ist keine Familienangelegenheit. Dies ist Privatsache. Können wir es nicht zwischen uns regeln?«
    »Nein«, sagte Stella und ri ss die Tür auf. »Das können wir nicht. Johnny, wir h aben es immer wieder versucht –wir streiten uns jetzt schon seit einem Monat darüber. Es muss eine Familiensache werden.« Sie ging von ihm weg auf den Kamin zu. Sie drehte sich um und sah sie alle an.
    Ihre Stimme zitterte: »Ich möchte über – über diesen Sommer reden. Die – die ›Flying Santellis‹ haben mit Starr einen Vertrag unterschrieben. Und Starr möchte auch, dass Johnny die Luftakrobatenabteilung übernimmt.
    Ob er mit uns fliegen möchte oder nicht…«
    »Ich will es nicht«, sagte Johnny. »Ich habe es dir immer wieder gesagt. Ich will mit dem Fliegen aufhören.
    Das ist Vergangenheit, und ich sehe in die Zukunft. Als ich in Dallas war, habe ich ein Angebot von einem der großen Fernsehleute bekommen – er war dort hingeflogen, bloß um mich zu sehen. Er möchte, dass ich regelmäßig eine Fernseh-Show produziere, eine Serie. Es gibt gutes Geld, und wir könnten uns niederlassen, unser Kind großziehen und den Zirkus vergessen…«
    »Und das möchte ich nicht«, sagte Stella mit wackeliger Stimme. »Ich möchte fliegen. Es ist die Hauptmanege bei

Weitere Kostenlose Bücher