Trapez
Blick auf das Mädchen. »Und« – sie zögerte – »und Tommy.« Als sie Tommy durch den Schein des Feuers ansah, lächelte sie, zwinkerte plötzlich.
Tommy konnte in ihren Augen sehen, dass in ihr eine Ahnung aufstieg, als sie ihre Namen zum ersten Mal so zusammen nannte. Stella und Tommy. Sie drehte den rosa Stoff auf ihrem Scho ss herum, und zum ersten Mal in all den Jahren, die er sie gekannt hatte, merkte Tommy, dass Lucia leicht aus der Fassung gebracht war. Dann nahm sie eine Nadel und sagte: »Meine Augen sind nicht mehr so gut dafür. Tommy, du hast gute Augen – kannst du das für mich einfädeln?«
»Sicher«, sagte Tommy. Als er zu ihr kam und sich zu ihren Fü ss en hinkniete, fühlte er, wie ihm der Atem stockte, und er nahm ihr die Nadel und den langen rosa Faden ab.
Lucia fuhr ruhig ohne Nachdruck fort. » Außenstehende bekommen so etwas n icht von uns, Clay. Du bekommst es, weil du zu uns gehörst und weil wir dich lieben. Und es ist die Bereitschaft, diese Art von Disziplin zu akzeptieren, die manchmal einen Außenstehenden zu einem von uns macht. Und das weißt du, Johnny«, fügte sie hinzu und wandte sich an ihren Lieblingssohn. »Deshalb ist Stella – oder sogar Tommy – mehr ein Mitglied der Familie als du es bist. Du bist ein Außenseiter , weil du es sein wolltest.«
Johnny senkte den Kopf und sagte: »Lu, dass du mir so was sagen kannst.«
»Es stimmt aber«, sagte Angelo. »Papa hat es mir, Joe und Lu beigebracht, genauso wie es ihm beigebracht worden war. Nicht ganz genauso vielleicht. Vielleicht hat jeder Vater etwas mehr Nachsicht bei seinen Kindern, als sein Vater bei ihm. Ich weiß , dass ich nicht so hart mit Tessa umgehen werde, wie Lucia mit Liss. Die Zeiten ändern sich, aber einiges eben nicht. Als wir am Dreifachen gearbeitet haben, habe ich versucht, Matt genauso zu erziehen, wie Papa mich erzogen hat. Und ich habe Matt Tommy auf die gleiche Weise erziehen sehen. Und jetzt«, er legte seine Hand auf Clays Schulter, »gibt er dir die gleiche Gelegenheit. Das gleiche Training. Und du solltest auf die Knie fallen und Gott dafür danken.«
Clay stand auf und sah Angelo ins Gesicht. Er hatte immer noch diesen frechen Ton in seiner Stimme, als er sagte: »Du hast mir alles darüber erzählt, wie Matt Tommy trainiert hat, Onkel Angelo, weißt du noch?«
Tommy kniete auf dem Teppich neben Lucia und gab ihr den eingefädelten Faden zurück. Er wagte nicht sich zu bewegen. Dies verzogene kleine Aas, dachte er, Ich könnte ihn umbringen. Er gibt Angelo die Gelegenheit, es alles hier vorzubringen, direkt vor der ganzen Familie.
Stella lehnte sich mit geöffnetem Mund nach vorn. Tommy wagte nicht, sich in Marios Richtung umzudrehen, aber nach einer Weile fühlte er Lucias Hand auf seiner Schulter, die ihm fest und unnachgiebig Stärke und Rückhalt verlieh. Sie hat gerade gesagt, dass ich zur Familie gehöre, und sie hat es so gemeint.
Die Stille schien sich endlos auszudehnen, so dass jeder im Zimmer Gelegenheit hatte, auf Clays Worte zu reagieren.
Dann atmete Angelo tief ein. Er sagte: »Hast du Matt und Tommy beim Fliegen zugesehen, Clay? Wirklich gut zugesehen? Da kannst du sehen, was diese Art Disziplin für dich tun kann. Ja, ja sicher, ich hab’ dir auch noch ein paar andere Sachen erzählt. Ich nehme nicht zurück, was ich gesagt habe, aber das hat nichts mit dem zu tun, worüber ich gerade spreche, überhaupt nichts. Manchmal muss man die Dinge nach den Ergebnissen beurteilen.
Matt und Tommy sind ein großartiges Fliegerteam. Beim Rest weiß ich nicht so recht, Clay. Darüber sage ich nichts.« Er wandte sich wieder dem Feuer zu und stocherte in den brennen den Holzscheiten. »Sie sind die ›Flying Santellis‹. Sie sind besser als wir es waren, als ich noch dabei war. Das ist, was eine Familientradition ausmacht. Jede Generation ist besser als die vorherige, und wenn du dabeibleibst, wirst du vielleicht sogar noch, besser, weil du darauf aufbauen kannst. Wer weiß ? Du mu ss t die Dinge nach den Ergebnissen beurteilen, Clay.«
Tommy hörte sich selbst ausatmen. Papa Tonys Worte, wiederholt von Mario: Ich kann nicht sagen, dass es mir gefällt, ich kann nicht sagen, dass ich es verstehe, aber. ..
das überaus wichtige aber. Er hatte verstanden, dass es nichts daran ändern würde, was Mario war. Angelo war auch bereit, sie danach zu beurteilen, was sie für die Familie bedeuteten und für die Familientradition. Persönlich billigte er sie nicht. Er konnte es
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