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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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befolgten.
    »Bleib hier, Clay.«
    Tommy kam wieder eine kurze Erinnerung an die Vergangenheit, an seinen ersten Tag in diesem Zimmer. Sie waren damals alle so jung gewesen. Stella umsäumte ein Kleid für Suzy, während Suzy selbst auf Marios Scho ss geklettert war. Tommy setzte sich auf den steinernen Kaminsims neben Stellas Stuhl. Johnny saß ihnen gegen über, Lucia kam herein und nahm Platz auf ihrem harten, geraden Stuhl, und zum ersten Mal fragte sich Tommy, ob diese scheinbar aufrechte Haltung einfach nötig war, um ihren kranken Rücken zu unterstützen. Sie holte Nähzeug aus einer Reisetasche. Kostüme für die nächste Saison?
    Nein, es war ein blasses Rosa. Also etwas für Suzy oder Tessa.
    Joe saß in dem alten Ohrensessel, der einmal für Papa Tony reserviert war. Klar, er ist jetzt das Oberhaupt der Familie. Sieht sogar aus wie er. Als Clay hereinkam, sagte Joe: »Komm her, junger Mann«, und zeigte auf den Teppich vor sich. »Setz dich!«
    Clay kauerte sich zu Fü ss en seines Vaters hin. Beiläufig bemerkte Tommy, dass er die schmutzigen Turnschuhe mit Hausschuhen vertauscht hatte. Er mochte Marios Regeln über den Fußboden im Übungsraum mi ss achten, aber Lucias Teppiche waren etwas anderes.
    Joe fragte: »Mein Sohn, wie heißt du?«
    »Hm?« Clay sah zu seinem Vater auf. Tommy bemerkte, dass er Marios schräge, üppige Augenbrauen hatte.
    »Was meinst du, Dad?«
    »Ich frag’ bloß . Weißt du zufällig deinen vollen Taufnamen?«
    »Joseph«, sagte Clay und legte etwas überrascht die Stirn in Falten. »Joseph Antonio Santelli.« Er schluckte und sagte nach einem Moment: »Sir.«
    »Noch etwas. Hast du es vergessen?«
    »Junior«, erwiderte er nach einem Augenblick.
    »Junior«, wiederholte Joe. »Jetzt sieh mal, Clay, es gibt eins, was wir in dieser Familie immer getan haben. Wir wissen, an welcher Stelle wir stehen. Du lernst doch gerade Fliegen, hm?«
    »Das weißt du doch. Sieh mal, Dad…«
    »Jetzt rede ich«, tadelte Joe, und die freundliche Stimme wurde plötzlich furchterregend. »Du warst schon dran. Ich habe gehört, dass du Matt widersprochen hast.
    Irgendein Streit darüber, wie man einen bestimmten Fang zu machen hat. Sicher aus deiner großen Weisheit und Erfahrung heraus.«
    Clay drehte sich ärgerlich zu Mario um. »Du hast also gepetzt, wie es Tessa tun würde.«
    Angelo richtete sich vom Kamin auf, drehte sich herum und sagte: »Das reicht, Clay. Fliegen ist kein Kinderspiel mit Kinderregeln. Du hast die Disziplin verletzt und bist gemeldet worden. Du mu ss t zuhören…«
    »Und du bist nicht mein Vater. Ich brauch’ dir nicht…«
    Joe Santelli sagte knapp: »Es reicht wirklich, Clay. Ihr Flieger stellt eure Regeln auf und haltet euch dran oder ihr bleibt am Boden. Verstanden?«
    »Aber ich…« Clay blickte verlegen zwischen seinem Vater und Mario hin und her. Schließlich schmollte er mit kindischem Trotz und sagte zu seinem Vetter: »Mensch, kannst du keinen Spaß verstehen?«
    Mario schüttelte den Kopf. »Nicht beim Fliegen. Clay, willst du fliegen?«
    Der Junge senkte seinen Kopf, stand da und knetete seine Hände. Schließlich sagte er schluckend: »Ja, das will ich. Ehrlich, Matt. Es tut mir leid. Ich werde tun, was du mir sagst. Ich verspreche es.«
    »Hoffentlich«, sagte Mario barsch. »Denn wenn du mir das nächste Mal widersprichst, fliegst du raus. Verstanden? Raus! Morgen gehst du vor der Schule nach unten und bringst dieses unglaubliche Durcheinander, das du und deine Freunde im Umkleideraum hinterlassen haben, in Ordnung. Es gibt keinen Grund, dass Tom, Stella und ich in dem Müllhaufen arbeiten sollten. Und noch etwas.
    Bevor du heute ins Bett gehst, gehst du dort runter und liest die Regeln, die ich am Brett für dich angeschlagen habe. Lies sie gründlich. Weil von jetzt an niemand mehr da unten reingeht, der sich nicht daran hält. Und wenn ich jemanden dabei erwische – Schuhe auf dem Fußboden , Rauchen im Übungsraum, aufs Trapez, ohne dass jemand aufpa ss t – dann gibt es Ärger. Hast du mich verstanden?«
    Lucia sagte deutlich: »Hört, hört.«
    Mario sagte: »Das gilt auch für dich, Tessa. Von jetzt an fragst du erst, wenn du reinkommen und zusehen willst. Verstanden? Und wenn du jemanden störst, der auf dem Trapez ist, versohle ich dir das nächste Mal erst den Hintern und sage es hinterher Lucia.« Dann reckte er sein Kinn und fügte hinzu: »Und das gilt auch für dich, Angelo. Du kannst gern hereinkommen und zusehen, wenn du willst,

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