Trapez
bekommen, wölbte ihren Körper nach hinten, schwang sich dann nach vorn und sprang auf die Plattform. Ärgerlich flüsterte sie: »Verdammt!«
»Was ist los, Liss?«
Sie antwortete nicht. Tommy glaubte, dass sie es nicht gehört hatte. Mario rief: »David! Du verdammter Idiot!
Schrei nie jemanden an, wenn er fliegt!«
Liss murmelte: »Es ist mein Mann. Ich hätte wetten können…« Sie brach ab und rief hinunter: »Es ist gut, David. Wir machen nur Spaß .«
»Toller Spaß . Komm runter, um Himmels willen. Mir wird schwindlig, wenn ich dir zusehe!« Der junge Mann in der Tür kam durch die Halle, und Tommy sah zu ihm hinab.
Er war ein untersetzter junger Mann mit dunkler Haut und gelocktem Haar, der so aussah, als ob er meistens gutmütig wäre. Aber jetzt sah er ärgerlich und besorgt aus.
»Ich meine es ernst, Liss. Du kommst sofort von dem Ding herunter!«
»Oh, Dave! Mir macht’s Spaß ! Ich hatte jahrelang keine Gelegenheit es zu machen. Sieh mal!« Sie ergriff die Stange, schwang sich vom Brett herunter und machte eine Pirouette am Ende ihres Schwungs.
»Liss! Bitte!«
Sie machte eine schnelle halbe Drehung, griff um, holte Schwung und landete wieder auf der Brücke. Mario tauchte ins Netz und machte einen Salto auf den Fußboden . Als er hinüber zu David ging, konnte Tommy das wütende Zittern seiner Stimme hören. »Hör zu, du Blödmann, wenn du irgendwann, irgendwann noch mal jemanden anschreist, der am Trapez hängt, werde ich dir höchst eigenhändig deinen verdammten Hals brechen! In dieser Familie tut man das nicht! Ich dachte, dass sogar du genug Grips hast, das zu wissen. So bringt man Leute um! Mein Gott, wegen dir hätte sie abstürzen können!«
»Ich will, dass sie da runterkommt. Sofort!« sagte David scharf. Er ignorierte Mario und rief noch mal: »Elissa!
Liebling, bitte!«
Liss sprang plötzlich kopfüber runter. David schrie vor Angst laut auf, aber sie zog den Kopf ein, kam federnd auf die Füße und sprang auf den Fußboden .
Mario rief: »Du kommst auch besser runter, Tom!«
Tommy befestigte noch die Stange am Haken. Als er aus dem Netz kletterte, sagte Liss gerade besänftigend:
»Aber Dave! Ich bin da oben so sicher wie du hinter deinem Steuer. Eigentlich noch sicherer, weil jeder da oben genau weiß , was er tut. Und auf der Straße kannst du dir dessen nie sicher sein. Beruhige dich doch, zieh deine Schuhe aus, setz dich hin und sieh zu. Und Matt und ich werden dir was zeigen, wo dir die Haare zu Berge stehen!«
David Renzo legte eine Hand auf den Arm seiner Frau.
»Liss, du wirst nicht wieder da raufgehen. Ich verbiete es!« Seine Stimme zitterte noch.
»Wenn du bloß aufhörtest, dir Sorgen zu machen! Ich verletze mich nicht. Passiert mir nie. Matt lä ss t mich sowieso nur die leichten Sachen machen, die jedes kleine Kind könnte. Die Hälfte davon könntest du auch.«
»Dave«, sagte Mario, »sei kein verdammter Spielverderber! Liss mosert ja auch nicht, wenn du segeln oder surfen gehen willst, oder? Sie und ich – wir alle – sind auf dem Trapez aufgewachsen, genauso wie du mit Fahrradfahren.«
»Verdammt, Elissa, ich dachte, du bist hier runtergekommen, um zuzusehen.«
Liss’ Haar rutschte aus dem Band, das es zusammenhielt, und ihr Trikot war dunkel von Schweiß . Tommy gab ihr seinen Pullover, und sie legte ihn um ihre Schultern, ohne ihn anzusehen. Sie versuchte, die Erregung, die aus ihren glühenden Augen blitzte, zu mäßigen und sagte: »Ich habe gar nichts versprochen. Dies ist das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, und Matt ist mein eigener Bruder. Wer bist du eigentlich, mir zu sagen, was ich tun und lassen soll?«
»Bevor ich überhaupt einverstanden war, diesmal hier herzukommen, hast du mir versprochen, dass du kein…«
»Ich hab’ überhaupt nichts versprochen, und das weißt du.«
»Du weißt ganz genau, dass ich dich nie hier hergebracht hätte, wenn ich auch nur geahnt hätte, dass du wieder mit diesem Fliegerkram anfängst. Oh, nein, du wolltest deine Mutter sehen, wolltest deine Familie treffen –nicht ein Wort über diese Fliegerei. Du weißt ganz genau, wie ich darüber denke. Wir waren uns darüber im Klaren , bevor Davey geboren wurde!«
Mario nahm die Hand seiner Schwester. »Liss – ein Wort von dir und ich schmeiß ’ ihn achtkantig raus!«
»Hör mal zu, du musk elbepackter Idiot«, sagte Dave, »dies ist zufällig ein privater Streit zwischen mir und meiner Frau, und niemand hat dich gebeten, deine große Nase da
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