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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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genau!«
    »Egal, in einer Bar würdest du nicht für einundzwanzig durchgehen. Jedenfalls nicht in dieser. Vergi ss es. Willst du an einem dieser Drive-ins zu Abend essen? Brathähnchen oder Shrimps oder so was? Oder willst du lieber zu dem Vergnügungspark rausfahren, wo Joe arbeitet?«
    Tommy stimmte für das Drive-in. Nach dem langen Tag mit Meer und Sonne war er nicht mehr in Stimmung für den Lärm und den Trubel eines Vergnügungsparks.
    Sie trödelten im Drive-in, über Tabletts mit gebratenen Hähnchen und fuhren dann in dem dunklen Auto den langen Weg zurück, die Küste entlang. Es war nach zehn, als sie die Stadtgrenze erreichten. Als sie durch die sich windenden Schluchten fuhren, wo große Anwesen von geheimnisvoller Dunkelheit umgeben waren, wirkte das Motorengeräusch einschläfernd. Das Radio spielte Jazz, gedämpft, rhythmisch und unterstützte das Hinübergleiten in die Schläfrigkeit. Tommy fühlte sich satt und müde, seine Stirn straff von den Anfängen eines schlimmen Sonnenbrands. Er schlo ss seine Augen und merkte nach einer Weile die Kurven nicht mehr. In der Wärme und Dunkelheit rollte er sich zusammen, von der Bewegung gewiegt, und er bemerkte schläfrig, dass sein Kopf gegen Marios Schulter gefallen war. Er wollte sich aufrichten und wegrücken, aber mitten in der Bewegung seufzte er und glitt zurück in die behagliche Dunkelheit.
    Ohne jedes Zeitgefühl bemerkte er, dass das Auto angehalten hatte und dass sein Kopf auf Marios Scho ss lag.
    Eine leichte Bewegung hatte ihn geweckt. Mario hatte sich vorgebeugt, um das Radio abzustellen. Noch im unschuldigen Dämmerschlaf eines Kindes, im Zwielicht zwischen Schlafen und Wachen, nahm er wahr, dass Mario ihn sanft auf die Schläfe kü ss te. Er geno ss die wohltuende Schläfrigkeit noch für einen Moment, bis Mario sich ihm entzog und sich aufrichtete. Dann, als er fühlte, dass der Traum und die Dunkelheit zurückwichen, räkelte sich Tommy und seufzte.
    »Was ist los, wo sind wir?«
    »Wir sind zu Hause, Tom. Wach auf!«
    Er hatte trotzdem den Eindruck, als der letzte Traumfetzen sanft zurück in die Dunkelheit fiel, dass sie eine Zeitlang im dunklen Auto gesessen hatten, und dass nur der vorsichtige Versuch, das Radio abzustellen, das Zwischenspiel zum Ende gebracht hatte. Er schien sich zu erinnern, dass Mario etwas wie »Oh, verdammt, nicht hier!« gemurmelt hatte, aber er fragte sich gleich, ob er das nur geträumt hätte.
    »Was war, bin ich eingeschlafen?«
    »Ja, du warst wohl ziemlich müde.«
    In Marios Stimme war ein neuer Klang, einer, den Tommy nie zuvor gehört hatte. Mario griff hinüber und öffnete die Autotür. »Es ist spät. Geh jetzt besser ins Haus. Vielleicht bleibe ich und schlaf hier.«
    »Na ja, jetzt, wo Johnny weg ist, ist ein Bett übrig«, sagte Tommy.
    Mario zögerte. »Sieh mal, unten ist Licht an. Jemand ist noch auf. Ich glaub’ nicht… wenn ich jetzt reingehe, kriege ich bloß einen drauf, dafür, dass ich mit dir noch so spät unterwegs war. Geh du schon rein!«
    Weil er fühlte, dass Mario irgendwie betrübt war, fing Tommy an, wie ein Kind zu albern. »Oh, kommst du nicht rein, bringst mich ins Bett und wiegst mich in den Schlaf?«
    Mario lachte nervös.
    »Ja, ich wieg’ dich. Klar – wenn ich eine Wiege finde, die groß genug ist.« Er zielte mit einem imaginären Gescho ss , dann schlo ss sich seine Hand sanft um Tommys Handgelenk.
    »Ich hätte dich über Nacht mit zu mir rausgenommen, wenn ich dran gedacht hätte. Nur, wenn Lucia jetzt wartet und das Auto gehört hat, gibt’s bloß Ärger. Ein anderes Mal, okay? Nacht!«
    Tommy wu ss te, er konnte nicht streiten oder darauf bestehen. Er war sich aber nicht sicher, warum. »Danke, Mario. Es war toll!«
    »Freut mich!«
    Mario knallte die Autotür hinter ihm zu und fuhr weg.
    Tommy ging zum Haus hinüber, fragte sich, was los war – warum er sich nach einem solchen Tag neuer Erfahrungen und Kameradschaft plötzlich so bleiern und verloren fühlte, so voll von erschöpfter Traurigkeit und Melancholie. Er blinzelte im trüben Licht des Flurs.
    Lucia rief aus dem großen Zimmer: »Matt? Tommy?
    Seid ihr es?«
    »Nur ich.«
    Er kam zur Tür. Lucia und Großmutter di Santalis saßen vor dem Feuer. Das Radio spielte leise, und er fragte sich, ob es derselbe Sender war.
    »Matt ist nicht bei dir?«
    »Nein, er hat wohl noch eine lange Fahrt bis zu sich raus.«
    »Wäre er doch hiergeblieben«, beklagte sich Lucia. »Es ist so unnötig. Hier ist so viel

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