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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Pause!«
    »Du willst nicht grün und gold tragen, Angelo?«
    »Oh, verdammt, Lu. Ich versuch’ dir zu erklären, dass es mir scheißegal – es ist mir egal, was ich anziehe, solange mir das verdammte Ding pa ss t. Was ich nicht will, ist, diesem andauernden, endlosen, gottverdammten Streit zuzuhören.«
    Lucia errötete. »Ich geb’ zu, dass es mir ein gewisses Vergnügen bereitet, die Nummer auszustatten und die Santellis das tragen zu sehen, was sie immer getragen haben. Ist das ein Verbrechen?«
    Angelo stützte seinen Kopf auf seine geballten Fäuste.
    »Vergi ss , dass ich damit angefangen habe.«
    »Nein, jetzt, wo du damit angefangen hast… ich will kein Tyrann sein. Hören wir doch zur Abwechslung deinen künstlerischen Vorlieben zu.«
    »Lu, hör auf«, besänftigte Mario. »Angelo hat doch nicht gemeint…«
    Angelo schob seinen Stuhl zurück. »Ich hab’ meinen Teil gesagt. Wir werden sowieso wieder grün und gold tragen wie immer. Matthew konnte es nicht ändern, Cleo konnte es nicht ändern, und Gott steh’ uns bei, ich kann es auch nicht ändern, und ich weiß nicht, warum ich mich aufgeregt habe. Sicut erat in principio, et nunc, et semper, et in saecula saeculorum. A-a-a-men!«
    »Basta!« sagte Papa Tony scharf. »Das ist kein Grund, Gott zu lästern! So was gibt es nic ht in diesem Haus! Re spekt vor deiner Schwester, Angelo, oder verla ss den Tisch. Die Garderobe ist ihre Sache, nicht deine!«
    »Das habe ich doch die ganze Zeit versucht zu sagen…«
    »Genug, sage ich«, schnitt Papa Tony ihm das Wort ab.
    Angelo stand brummelnd auf. »Kein Nachtisch. Danke, Barbie. Entschuldigt mich«, und stürmte hinaus. Tommy, seinen Kopf über den Teller mit Pudding gebeugt, hörte Angelos Schritte verhallen und das Knallen der Haustür.
    Lucia sagte mit offensichtlichem Schmerz in der Stimme: »Papa, bin ich so unvernünftig? Das ist alles, was ich für den Akt tun kann. Bin ich so ein Tyrann?«
    Er beruhigte sie auf Italienisch, und Tommy saß da, aß seinen Pudding und sah grimmig auf seinen Teller. Wie untypisch für Angelo! Sie hatten sich alle auf ihn verlassen. Ein beständiger Anker unter den launenhaften Santellis, ein harter Arbeiter, praktisch, verlä ss lich. Was war in ihn gefahren?
    Einmal hatte Johnny Angelo herabwürdigend ›einen erstklassigen zweitklassigen Künstler‹ genannt. Und obwohl er sofort ausgeschimpft wurde, fühlte Tommy insgeheim, dass Johnny genau das getroffen hatte, was Angelo war. Er war kompetent und gewissenhaft, er sah gut im Trikot aus, und seine umgängliche, freundliche Art machte es angenehm, mit ihm zu arbeiten. Sein Gefühl für Timing war schon genial – Tommy war noch zu jung, um das vollständig schätzen zu können – und seine große Kraft gab ihnen allen ein Gefühl der Sicherheit, wenn sie auf seine starken Hände zuflogen. Aber er hatte nichts von Papa Tonys Ausstrahlung. Nichts von Marios Stil oder treibendem Ehrgeiz, nicht einmal eine Spur vom Charisma der Familie. Tommy bemerkte etwas beschämt, dass Angelo ihm langweilig erschien. Er war so ein netter Kerl. Tommy ha ss te es, sich das zuzugeben, aber er war langweilig. Und insgeheim sagte Tommy zu sich: Eigentlich passe ich mehr zu den Santellis als er.
     
    Am Tag vor ihrem Aufbruch ging Tommy mit Mario in den Umkleideraum, um noch vergessene Sachen aus den Spinden zu holen, während Papa Tony und Angelo Lucia dabei halfen, ihr Hab und Gut in den Hauswohnwagen zu verladen, in dem die Santellis unterwegs lebten.
    »Komisch«, sagte Mario und sah auf den verlassenen Ballsaal, während er mit den Riemchen eines ledernen Gelenkschutzes fummelte. »Niemand kommt hier bis nächsten Winter her. Oh, Barbie vielleicht, um an der Ballettstange zu arbeiten, oder vielleicht bringt Clay ein paar Freunde mit, um auf dem Trampolin zu spielen.
    Aber irgendwie packen wir alles hier in unsere Koffer und nehmen es mit.«
    Tommy lächelte schüchtern. Er wu ss te genau, was Mario meinte. Er hatte vom ersten Tag an gefühlt, dass hier, in diesem kahlen, kalten Raum, das Herz des Hauses war. Und Mario hatte es auch gesagt, als er ihm das Motto vom alten Mario di Santalis an der Wand zeigte. Aber jetzt wu ss te Tommy, dass es überhaupt nicht an der Wand war, es war in ihn eingepflanzt. Es wohnte in allen von ihnen. Er wollte es sagen, hielt aber inne und schluckte hart. Er fand die Worte nicht, sie hätten sowieso kitschig geklungen. Mario stand lässig da in seinen Strümpfen und lächelte ihn warmherzig an –

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