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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dich auf. Und wenn du zurück nach San Francisco kommst, grüß den alten Mark von mir! Gott, ich hätt’ den Kerl so gern gesehen, sag ihm das!«
    Johnny kü ss te ihre Stirn, drehte sich um und fuhr durch Barbaras Locken. »Nächstes Jahr will ich sehen, wie du alle Tricks von Stella machst, Liebes. Ich versprech’s: Wenn Papa Tony dir das Fliegen nicht beibringt, mach’ ich’s selbst im nächsten Frühjahr!«
    Tommy grinste zögernd und sagte: »Ein schönes Jahr, Johnny!«
    »Für dich auch, Junge!« Johnnys Gesicht wurde ernst.
    »Hey, hör zu, Tommy: Kann ich dir mal was sagen? Das erste Jahr auf Tour kann dich stark oder kaputt machen.
    Nimm’s leicht! Sei nicht zu niedergeschlagen, wenn du einen schlechten Tag hast. Und werd’ auch nicht eingebildet, wenn alles gut läuft und du Glück hast.«
    Er gab Tommy einen leichten Klaps auf die Schulter.
    »Siehst du, Matt, nicht mal Papa Tony könnte einen weiseren Rat geben.«
    »Ach, krieg dich ein.« Mario legte beide Hände auf Johnnys Schultern. »Verdammt, Jock, ich wollte, du würdest mit uns kommen, anstatt mit dieser lumpigen Show zu ziehen!«
    »Irgendwann vielleicht, großer Bruder. Hör zu, Matt, brich dir nicht deinen verdammten Hals und erfinde keinen Dreieinhalbfachen oder so was.«
    Er schlang seine Arme um Mario, und zu Tommys Überraschung und leichter Verlegenheit, kü ss ten sich die Brüder auf den Mund. Er hatte noch nie gesehen, wie sich erwachsene Männer kü ss ten. Er konnte sich nicht erinnern, dass sein Vater ihn gekü ss t hatte, seit er ein kleines Kind war.
    Johnny gähnte und rieb sich die Augen. »Ich geh’ wohl auch rauf, ich muss morgen fahren.«
    Er ging die Treppe hinauf, und Mario sagte: »Dir geht besser auch rauf. Tom, ich hol’ dich morgen früh ab.
    Komm Liss, hol deinen Mantel. Wir gehen um den Block, wenn du magst, und reden noch ein wenig.«
    Johnny und Barbara gingen nach oben, aber Tommy trödelte und hörte Liss und Mario auf dem Flur.
    »Hör mal, Matt, nimm doch nächstes Jahr wieder Kurse in Berkeley. Du könntest bei uns wohnen. Dave würde es nichts ausmachen.«
    »Aber mir.«
    »Sei doch nicht so, Matt!«
    »Und wie sollte ich es überhaupt schaffen, Kleines? Ich bin nie vor Oktober da und muss wieder weg …«
    »Du könntest was arrangieren, dich schon vorher für das Herbstsemester anmelden oder so. Das machen andere auch.«
    »Du weißt ja, was passiert ist, Kleines …«
    »Matt, rede nicht so, als seist du Al Capone oder wer.
    Du hattest nur drei Monate auf Bewährung. Die nehmen dich wieder ohne Schwierigkeiten…«
    »Also, wenn du schon hier darüber reden mu ss t«, sagte Mario ärgerlich, »dann sei um Himmels willen leise, bis wir draußen sind!«
    Tommy hörte die Tür hinter ihnen zuknallen und lief verwirrt und besorgt die Treppe hinauf.
     
    Es war noch dunkel am nächsten Morgen, als Tommy Schritte und Stimmen im Flur hörte. Er wu ss te, dass Johnny und Stella geweckt worden waren und sich jetzt verabschiedeten. Er hörte eiliges Trippeln auf der Treppe, roch bald von irge ndwoher Kaffee und hörte den MG wegfahren. Er verließ sein Zimmer nicht. Das war eine reine Familienangelegenheit, und wieder fühlte er sich als Außenseiter .
    Ein paar Stunden später wachte er plötzlich auf, sah Tageslicht in seinem Zimmer, und Mario beugte sich über sein Bett.
    »Wach?« fragte er lächelnd.
    »Klar!« Tommy richtete sich schnell auf. »Du hättest nicht reinkommen müssen, und mich aufwecken – du hättest an die Tür klopfen können!«
    Mario wandte sich ab und sah aus dem Fenster. »Nimm deine Badehose mit. Du sahst so friedlich aus, dass ich mich kaum traute, dich zu stören, aber ich dachte mir, wir könnten ebensogut losfahren, bevor alle auf sind und Clay unbedingt mitfahren will.«
    Tommy schlüpfte in seine Sachen, und sie gingen hinaus in eine kalte Welt aus grau perlendem Nebel.
    Zuerst fuhr Marios Auto langsam durch die Straßen , aber der Nebel löste sich schnell auf, als die Sonne höher stieg.
    Es war ein seltsamer Tag, und Tommy behielt, wie immer, ein paar gestochen scharfe Eindrücke davon zurück.
    Da war der polierte Boden und der Spiegel der Ballettschule, so lang wie die Wand, wo er auf Mario wartete, bis er seinen Morgenunterricht beendet hatte. Mario stand schlank und aufrecht in der Mitte der Klasse und leitete wie ein Schäfer die Schüler, alle jünger als Tommy, mit leisen Worten und schnippsenden Fingern durch komplizierte Formationen – halb Tanz, halb Akrobatik

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