Traue niemals einem Vampir - Scott, D: Traue niemals einem Vampir
gesprochen. Und nachdem ich das freche Grinsen in Angelas Gesicht sah, nahm ich sie bei der Hand und zog sie weiter.
Kaum dass uns die ersten Vampire bemerkt hatten, flogen die Köpfe zu uns herum. Ich wusste nicht wirklich, ob ich das nun gut oder schlecht finden sollte.
Was dachten sie gerade? Und wie waren ihre Blicke zu deuten? In manchen Gesichtern meinte ich Bewunderung, in anderen hingegen Spott zu erkennen. Nicolas war mir noch nicht aufgefallen.
„Lass uns etwas trinken, Süße. Etwas, das nicht wie Blut aussieht, bitte.“
Ich bemerkte, dass Angela mich anstarrte – das Wort „Blut“ hatte wohl ihr Interesse geweckt.
„Sag mal, habe ich einen großen Pickel auf der Nase, oder was ist plötzlich los mit dir? Oder hat mich der miese Sex mit Herrn Obervampir so verändert? Nun sag schon!“
Es war mir schon sehr unangenehm, wie mich all die Geschöpfe der Nacht beäugten – aber wenn meine beste Freundin das tat, wurde ich unruhig.
„Kim, bitte verzeihe mir diese Frage, aber … ich sehe keine Bisswunde an Deinem Hals. Das fällt mir erst jetzt wirklich auf. Sag mal, hat Nicolas nicht von Dir getrunken?“
Bingo – genau diese Frage wollte ich definitiv NICHT hören. Aber da war sie nun gefallen. Und ich konnte ihr keine Antwort geben. Wortlos zuckte ich die Schultern. Und leider konnte ich nicht verhindern, dass Angela meine Traurigkeit erkannte.
„Du wolltest, dass er es tut, nicht wahr? Und er hat nicht …? Das ist nun mehr als ungewöhnlich.“
Ich musste ihr zustimmen, ging aber nicht näher auf das Thema ein. Er hatte wohl seinen Grund dafür gehabt.
„Nicolas hat dich nicht gebissen?“Atheka stand nun neben uns. Ich sah sie sichtlich genervt an – zumal mir ihre Anwesenheit ein flaues Magengefühl bescherte.
Zu frisch waren die Erinnerungen an das, was sie mit mir gemacht hatte. Und Himmel, es war so wunderbar gewesen. Trotzdem empfand ich es als einen einmaligen Ausrutscher, der in dieser Form niemals wieder geschehen sollte.
„Können wir eventuell über ein anderes Thema als über die Unversehrtheit meiner Halsschlagader reden? Mein Blut war dem feinen Herrn wohl nicht gut genug. Da darf ich ja fast von Glück reden, dass er mir seinen Samen gegeben hat, nicht wahr?“
Aus einer plötzlichen Laune heraus ließ ich die beiden Frauen stehen, wobei diese Abfuhr sicherlich mehr in Richtung Atheka ging. Trotzdem bemerkte ich Angelas Erstaunen über mein Verhalten. Aber ich wollte mich jetzt einfach amüsieren – und keinesfalls an Nicolas und seine seltsamen Angewohnheiten denken.
Mir fiel auf, dass die Feier inzwischen wesentlich lockerer geworden war.
Laute Musik, die eher in Richtung Pop angesiedelt war, tönte aus den großen Lautsprechern. Viele dieser schönen Kreaturen tanzten, andere hatten sich auf die verschiedenen Sitzgelegenheiten zurückgezogen. Es lag eine heiße, sehr erotische Stimmung in der Luft. Überall sah man Paare, deren Liebkosungen schon fast über das hinausgingen, was man eigentlich öffentlich zur Schau stellte. Aus der einen oder anderen Ecke vernahm ich lustvolles Stöhnen.
Bei näherem Hinsehen fiel mir auf, dass dies darauf zurückzuführen war, dass die eine oder andere Halsschlagader geöffnet wurde. Angela hatte recht gehabt – dieser blutige Vampirkuss schien äußerst erregend zu sein.
Ich sah in das Gesicht einer jungen Frau – wohl eines der Mädchen, das extra zum Fest geladen wurde, um die Gäste ausreichend mit frischem Blut zu versorgen. Sie hatte den Kopf nach hinten geworfen, ihre Augen waren geschlossen. Sie stöhnte hemmungslos, während ein äußerst attraktiver Vampir ihren Körper in den Sitz drückte, und gierig von ihr trank.
Verdammt, ich beneidete diese Frau so sehr! Es war komplett irre: Ich war als Mensch auf einem Vampirfest – überall war die grenzenlose Gier, der fast unstillbare Hunger zu spüren. Ich hätte mich fürchten sollen, das Weite suchen – aber ich tat ganz genau das Gegenteil. Ich sehnte mich danach, so begehrt zu werden, wie es diese Frauen gerade erleben durften. Ich wollte endlich dieses intensive Gefühl genießen, dass doch scheinbar eine viel größere Bedeutung hatte, als ich überhaupt ahnen konnte.
Ich seufzte und drehte mich um, damit ich mir endlich ein Getränk besorgen konnte.
Angela hatte ich gerade aus den Augen verloren. Doch ich ahnte, mit wem sie zusammen war: Vasco – der Mann, der ihr Herz schneller schlagen ließ. Ich war wohl zu sehr in Gedanken, um wirklich zu sehen,
Weitere Kostenlose Bücher