Traue niemals einem Vampir - Scott, D: Traue niemals einem Vampir
verlassen. Ich hatte sowieso genug gesehen – mehr als genug. Es gab nur noch eines, was ich nun wollte: zurück zu Jacques. Und da war sie plötzlich wieder, diese Stimme in meinem Kopf ... Kimberly, was machst du hier? Bleib, wo du bist, hörst du? Ich werde gleich bei dir sein ...
Toll, das war nun genau das, was ich ganz sicher NICHT wollte: von Angesicht zu Angesicht mit Nicolas Santos. Der Mann, der mich erst benutzt hatte, der mir sowohl körperliche als auch seelische Schmerzen zugefügt hatte. Und der sich, kurz danach, mit einer anderen Frau vergnügte, sogar von ihrem Blut trank.
Ich war so wütend, so enttäuscht – und unsagbar verletzt. Ich musste fort von dieser Kreatur, das war mir jetzt eindeutig klar geworden. Bei aller Liebe und Sorge um Flora, aber ich konnte einfach nicht mehr.
Ich spürte, dass mir bereits die ersten Tränen die Wange herunter liefen. Suchend blickte ich mich um: Wo war Jacques? Wollte er nicht einen Sitzplatz für uns beide reservieren? Mehr oder weniger orientierungslos lief ich durch die feiernde Menge und wäre fast gestolpert. Doch gerade noch rechtzeitig spürte ich einen starken Arm, der sich um meine Taille legte, um mich daran zu hindern, auf den Boden zu fallen.
Himmel, die anderen Gäste hätten sich sicherlich köstlich amüsiert!
„Ich bin wohl heute dazu bestimmt, Ihr Retter in der Not zu sein?“, hörte ich Jacques ruhige Stimme und blickte verwirrt in sein schönes Gesicht. Ich war so froh und dankbar ihn zu sehen.
Zaghaft lächelte ich ihn an, doch als sich unsere Augen trafen, wurde er sehr ernst.
„Sie haben geweint, Kimberly. Es ist wegen Nicolas, nicht wahr? Ich habe ihn ebenfalls mit dieser Frau zusammen gesehen.“
Ich konnte darauf nicht antworten, ich wollte einfach nur raus aus diesem Haus.
Plötzlich schienen mich die Wände zu erdrücken, und ich fühlte mich wie eine Gefangene. Aber das war ich ja auch, gefangen in diesem Schloss – und ausgeliefert an den vielleicht gefährlichsten Vampir überhaupt.
Jacques hatte wohl gespürt, wie angespannt ich war. Und erneute fragte ich mich, ob dieser gefallene Engel Gedanken lesen konnte:
„Wollen wir ein wenig an die frische Luft gehen, liebste Kimberly? Ich habe den Eindruck, das würde Ihnen momentan sehr gut tun. Und wir sollten reden ... meinen Sie nicht?“
Ohne meine Antwort abzuwarten, nahm er meine Hand und führte mich aus dem Saal. Ich hatte keine Ahnung, was er wirklich vorhatte, doch das war mir auch egal.
Ich verspürte keine Angst vor Jacques, im Gegenteil. Ich wusste plötzlich ganz genau, was ich wollte. Und ich wollte es noch heute Nacht ...
„Kimberly! Verflucht, wo bist du? Komm sofort her zu mir, ich befehle es dir!“
Ich zuckte zusammen, als ich die aufgebrachte Stimme von Nicolas hörte.
Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich lief Hand in Hand mit einem absolut unwiderstehlichen Geschöpf der Dunkelheit aus dem Saal und war bereit alles zu geben ... an ihn ...
Und nun hatte mich Nicolas bemerkt, und war wohl in der perfekten Stimmung für eine handfeste Auseinandersetzung.
Ängstlich drehte ich den Kopf zur Seite, und sah Jacques an. Zu meiner Überraschung lächelte er und drückte meine Hand fester.
Ich spürte seinen Blick auf meinem Hals, als er mich eng an sich heranzog, ohne auch nur eine Sekunde stehen zu bleiben.
Nicolas Wut schien ihn in keiner Weise zu beeindrucken. Sein Selbstbewusstsein machte mir Mut, und endlich hatte ich das Gefühl wieder frei atmen zu können.
Erneut fixierte der blonde Vampir meinen Hals.
„Dieser Narr! Wie kann er nur so dumm sein? Er hat Sie nicht gebissen?“
Ich hatte den Eindruck, ein leichtes Grinsen in Jacques Gesicht zu erkennen. Trotzdem verstand ich nicht wirklich, was er da vor sich hinmurmelte.
„Komm Sie, Kimberly – und haben Sie keine Angst. Nicolas kann Sie nicht aufhalten. Vertrauen Sie mir ... dieser hoffnungslose Narr!“
Ohne zu begreifen, folgte ich Jacques nach draußen. Als die Tür hinter uns laut krachend ins Schloss fiel, fühlte ich mich frei – unendlich frei. Egal, was jetzt auch kommen würde – schlimmer als das, was mir Nicolas Santos angetan hatte, konnte es nicht sein. In diesem Punkt war ich mir hundertprozentig sicher ...
Der Himmel war klar, und es waren unzählige Sterne am Himmel zu sehen. Wie schön das aussah – ich blickte bewundernd empor.
Die eisige Kälte, die uns hier draußen umgab, nahm ich nicht wirklich wahr. Ich hatte Nicolas erst einmal hinter mir gelassen,
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