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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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hab auch ein paarmal versucht, sie anzurufen. Sie ist aber nicht drangegangen. Jetzt weiß ich auch, warum.«
    »Und wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«, fragte Lisa weiter.
    »Gestern, beim Leuchtstabauftritt. Sie ist dann gleich nach Hause, sie wollte schnell ins Bett. Sie war da sehr gewissenhaft. Deshalb habe ich mich auch ziemlich gewundert, als sie heute Morgen nicht aufgetaucht ist, wie gesagt.«
    »Ist Ihnen gestern irgendetwas aufgefallen?«, wollte Heiko wissen.
    Die Dicke zuckte die Achseln. »Nein, nichts.«
    »Hatte sie einen Mann?«
    »Sie war liiert. Mit dem Florian. Florian Ehrmann. Die wohnen in Ingersheim.«
    »Haben Sie da eine Adresse?«
    »Kann ich Ihnen geben.«
    »Sie sind so was wie die … Leiterin der Majoretten?«, fuhr Lisa fort.
    »Ja, aber ich bin im Musikzug. Ich spiele die Landsknechttrommel.«
    »Und gibt es unter Ihren Kameradinnen … nun, Sie wissen schon … Eifersüchteleien, Intrigen oder Ähnliches?«
    Die Band spielte ein »Prosit der Gemütlichkeit« und das ganze Zelt sang mit.
    »Sie sind doch auch eine Frau, und da wissen Sie ja, wie so was läuft, ich meine, wenn so viele Weiber auf einem Haufen sind. Aber ich denke nicht, dass es eine von uns war.«
    Heiko entging nicht, dass unter den Majoretten offenbar ein großer Zusammenhalt herrschte, sonst hätte die Frau sich anders ausgedrückt. Eine von uns. Soso.
    »Das war’s fürs Erste, vielen Dank«, meinte er.
    »Ach ja, wenn Sie Florian benachrichtigen wollen oder so, der ist auf der Ausstellung, beim Reiss. Er ist Steinmetz von Beruf und ist, glaub ich, für heute eingeteilt.«
     
    Die beiden Kommissare begaben sich zurück zur Ausstellung, die sie vorhin so sorglos schlendernd besucht hatten. Nun war die Stimmung getrübt, denn ihnen stand ein sehr unangenehmer Gang bevor. Nach einigen Minuten standen sie wieder beim steinernen Horaff und fixierten den jungen Mann, der immer noch an dem Stein herumklopfte.
    »Florian Ehrmann?«, fragte Heiko.
    Der Mann, der schwarzhaarig, sehr blass und untersetzt war, drehte sich statt einer Antwort nach hinten um und rief: »Flori! Do is ebber für dii!«
    Sofort trat ein anderer Mann hinter der Hütte, die die Vertretung der Firma Reiss auf dem Volksfest darstellte, hervor.
    »Ja?« Florian Ehrmann hatte hellblond, fast weiß gefärbtes Haar, das er mit Gel zu einer Bürstenfrisur hochgestellt hatte. Er war mittelgroß, von schlanker Statur und trug einen Blaumann und darunter ein weißes T-Shirt. Seine Hand umklammerte ein Handy, und er wirkte sehr nervös. »Ja?«, sagte er noch einmal. Heiko räusperte sich wieder. »Können wir uns kurz unterhalten?« Er wies auf die bequem aussehende Sitzgruppe, die für interessierte Kunden aufgestellt worden war. Florian hatte sehr blaue Augen, die die beiden Kommissare nun durchdringend anstarrten. »Sie kennen … ich meine … Ihre Freundin … ist die Jessica Waldmüller?« Man konnte regelrecht sehen, wie der Puls des jungen Mannes emporschnellte. »Ja?«
    »Nun, wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Frau Waldmüller tot aufgefunden wurde.« Ehrmanns Gesicht schien bei dem Ausdruck, den es gerade hatte, stehen zu bleiben. Schließlich stützte er den Kopf in die Hände. »Sind Sie sicher, dass es Jessica ist?«
    »Leider ja.«
    »Ich hab es gewusst«, murmelte er.
    »Wie bitte?«
    »Ich hätte sie gestern abholen sollen, vom Leuchtstabauftritt. Aber ein Kumpel hatte Junggesellenabschied, und da waren wir bis morgens bei ihm. Und ich hab erst gemerkt, dass sie nicht da ist, als ich heute Morgen heim gekommen bin. Seither versuche ich, sie zu erreichen.« Er blickte traurig auf das Handy in seiner Hand, schüttelte den Kopf und legte das Gerät schließlich auf den Tisch. »Und wie … ich meine … was … ?«, stammelte er. Heiko senkte den Blick. »Bisher wissen wir nur, dass sie anscheinend erstochen und dann in die Jagst geworfen wurde«, informierte Lisa so sachlich wie möglich. Ehrmann stütze nun verzweifelt den Kopf in die Hände. Von unten herauf fragte er weiter: »Und … wer?«
    »Das wollen wir ja herausfinden«, meinte Heiko.
    »Wir haben Sie an der – wie heißt das noch? – Heldenmühle – gefunden«, fuhr Lisa fort.
    »Aber wir vermuten, dass das nicht der Tatort ist«, erläuterte Heiko. Florian verschränkte die Arme und sah Heiko direkt an. »Sie hat immer bei der Post geparkt. Bestimmt ist sie über den Jagstbrückensteg gelaufen.« Der junge Mann war sehr nervös. Heiko bot ihm eine Zigarette an.

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