Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
Vom Netzwerk:
Location war gut gefüllt, fast alle Tische waren belegt. Ebenfalls gut gefüllt war die Tanzfläche, Heiko fiel ein Pärchen auf, bei dem sie ihn, wohl ein Latino, um einen ganzen Kopf überragte. Trotzdem lagen Hingabe und Stolz in seinem Blick, was wiederum ziemlich skurril wirkte. Daneben wirbelte ein Schwarzer mit Baseballkappe eine dralle Blondine herum. Und links davon tanzte ein dunkelhaariger Kerl im roten Polyesterhemd mit einer mageren Rothaarigen im Schlampenkleid. Heiko sah zu Lisa und Eva hin, deren Augen einen träumerischen Glanz bekommen hatten und die nun sehnsüchtig zur Tanzfläche schielten. »Setzen wir uns doch erst einmal«, schlug er also vor, um das Ganze wenigstens noch etwas hinauszuzögern, und wies auf einen Tisch in einer der Ecken, die etwas ruhiger waren. Kaum hatten sie sich niedergelassen, orderten die Damen einen Caipirinha bei Heiko. Seufzend verschwand er und schlappte zur nur wenige Schritte entfernten Bar.
     
    Lisa verfolgte Heiko mit sinnenden Blicken.
    »Und? Wie findest du ihn?«, fragte sie ihre Freundin.
    Eva hatte sich eine Zigarette angezündet und rauchte mit extrem feminin-affektierter Gestik. Sie blies Rauch aus und sagte dann: »Also, er sieht ja ganz lecker aus. Aber kann er auch sprechen?«
    Lisa grinste. »Er ist manchmal etwas unbeholfen. Aber das ist typisch für die Hohenloher.« Eva ließ ihren Blick nun ganz ungeniert auf Heikos Hinterteil ruhen. »Naja, er muss ja eigentlich auch gar nicht sprechen können.«
    »Haha. Nein, im Ernst: Die Hohenloher sind halt so. Die reden nicht so viel, vor allem mit Fremden nicht. Aber wenn sie erst mal aufgetaut sind … «
    »Sind das hier nicht Schwaben?«
    »In Heilbronn sind eigentlich vom Dialekt her eher schon wieder die Schwaben, ja, aber geographisch ist das noch Hohenlohe. Aber da, wo wir wohnen, da ist es eindeutig hohenlohisch. Du solltest auch niemals einen Hohenloher als Schwaben bezeichnen und umgekehrt.«
    In diesem Moment kam Heiko zurück, in den Händen ein Cola und zwei große Gläser Caipirinha. Eva zückte ihren Geldbeutel, aber Heiko schüttelte lächelnd den Kopf. Das wäre ja noch schöner. Außerdem konnte man so gut schleimen. Huldvoll bedankten sich die beiden Frauen. Lisa sah ihren Freund erwartungsvoll an.
    »Äh … und, wie gefällt dir Heilbronn?«, fragte Heiko und kratzte sich am Kopf.
    »Ich bin ja erst heut Nachmittag gekommen, ne«, meinte Eva und schlürfte geräuschvoll Caipi durch das Röhrle. Vielmehr: Durch den Strohhalm, denn immerhin kam sie ja aus dem Norden und wusste wohl kaum, was ein Röhrle war.
    »Ich war noch gar nicht im Hotel.«
    Lisa zog tadelnd die Augenbrauen zusammen. »Papperlapapp! Du wohnst natürlich bei mir.« Eva trank einen weiteren Schluck Caipi. Durch den Strohhalm. »Na, wenn’s dir nichts ausmacht.«
    »Gar nicht«, versicherte Lisa.
    Eva zog erneut an der Zigarette, die sie zuvor auf dem Rand des Aschenbechers deponiert hatte, und fragte dann: »Und du bist auch Kommissar?«
    Heiko räusperte sich. »Ja, wir haben gerade wieder einen Mord.«
    »Ach ja, Lisa hat davon erzählt. Wie läuft’s denn?«
    In diesem Moment ertönten die Takte eines neuen Liedes. Lisa und Eva sprangen gleichzeitig auf und stürmten zur Tanzfläche. Lisa winkte Heiko, mitzukommen, aber der blieb einfach sitzen. Eva nahm ihre Freundin an der Hand und da tanzten sie einfach miteinander. Heiko staunte, wie gut Lisa das konnte. Das hatte er gar nicht gewusst. Die beiden drehten sich und wirbelten herum, dass buchstäblich die Fetzen flogen. Und es dauerte auch nicht lange, bis die beiden Tanzpartner gefunden hatten. Lisa tanzte mit einem kaffeebraunen Kerl im weißen Feinripp-Unterhemd, der vielleicht Kubaner sein konnte, und Eva mit einem wild aussehenden Glatzkopf im schwarzen Muscleshirt … mit … Uwe? Heiko blinzelte. Was das da wirklich Uwe? Uwe, der doch sonst immer den harten Obermacker raushängen ließ? Heiko rieb sich die Augen und sah wieder hin. Aber da tanzte immer noch Uwe, eindeutig.
     
    Eva zog ihre Beute lachend zu ihrem Tisch.
    »Hey Heiko, das ist … «
    »Den kenne ich«, unterbrach Heiko.
    Der Spurensicherer sah hoch und erstarrte. Uwe war offensichtlich mindestens genauso schockiert wie Heiko, als sie sich plötzlich gegenüberstanden.
    »Hey Uwe, du tanzt ja wie ein junger Gott«, frotzelte Heiko und grinste frech.
    Lisa kam ebenfalls zurück, mit derangiert wirkender Mähne und schweißnass. Heiko nutzte den Moment, um ihrem Latino-Tanzpartner einen

Weitere Kostenlose Bücher