Trauerweiden
beiden ihre Outfits für den Cannstatter Wasen, wo viele Hohenloher, die wegen des kürzlich vergangenen Volksfestes unter Entzugserscheinungen litten, noch einen Tag Volksfestluft schnupperten.
»Auf so was stehen die Weiber halt.«
»Wie soll denn des gehen, wenn ich da eine abschleppen will, dann kriegt die des ja gar net auf. Dieses Gefuzzel mit den ganzen Knöpfen.«
»Geh halt im Jogginganzug, der geht immer runter.«
»Haha.«
Uwe und Heiko warfen sich amüsierte Blicke zu. Aber das Lachen verging ihnen bald wieder, weil gerade die Damen mit einem Arm voller Dirndl in den beiden anderen Umkleidekabinen verschwanden. Die nächste halbe Stunde verbrachten sie mit dem Anschauen und Bewerten von Dirndln, die zugegebenermaßen scharf aussahen, aber auch definitiv unnötig waren, vor allem, wenn man auf die Preise sah. Nebenbei trauten sich nun doch die beiden Jungs, die es endlich geschafft hatten, sich in ihre Lederkluft zu zwängen, aus der Kabine. Sofort stand die Verkäuferin auf der Matte und meinte, sie sähen aber »fesch« aus. Heiko und Uwe platzten beinah vor Lachen, als die Kerle der guten Frau tatsächlich glaubten und die Teile stolz wie Oskar zur Kasse trugen.
Die beiden Mädels hatten sich tatsächlich jede ein Dirndl für um die 200 Euro gekauft. Lisa ein grünes und Eva ein pinkfarbenes. Sah schon gut aus, das musste Heiko zugeben. Aber unnötig war es trotzdem.
Sie flanierten noch eine Weile durch Dinkelsbühl und aßen in einem der zahlreichen gutbürgerlichen Restaurants. Schließlich fuhren sie heim nach Crailsheim, um sich noch ein bisschen auszuruhen. Immerhin mussten sie fit sein für die Party am Abend.
»Und das hier ist der Stall?«, wollte Eva wissen, als sie gegen zehn Uhr abends aus dem Auto stiegen. Zweifelnd betrachtete sie das riesenhafte runde Gebäude, von dem Lisa, Heiko und Uwe steif und fest behauptet hatten, das sei eine der besten Party Locations der Region.
»Das ist kein Stall«, korrigierte Uwe. »Aber unter der Woche werden hier als mal Rinder verkauft.«
»Als?«, fragte Eva verständnislos.
»Ab und zu«, übersetzte Lisa, stolz darauf, dass sie schon so gut Hohenlohisch konnte.
»Und hier soll eine Party sein?«, fragte Eva mit einer großen Portion Zweifel in der Stimme. »Eine sehr gute sogar«, präzisierte Heiko.
Tatsächlich sah die Arena Hohenlohe, die in der Nähe von Ilshofen mehr oder weniger mitten in der Landschaft stand, von außen recht unspektakulär aus, abgesehen von ihrer enormen Größe und ihrer runden Form. Aber die Fläche im Inneren sowie die terrassenförmig angeordneten Sitzreihen bildeten die perfekte Tanzfläche plus Chill-Out-Lounge. Auch bei großen Fußballspielen gab es hier das beste Public-Viewing der Region. Da war es sekundär, dass das Ganze eigentlich hauptsächlich für den Rinderhandel genutzt wurde. Nach einem kurzen Marsch über den Parkplatz, bei dem sie wegen Evas ultrahohen High-Heels nicht allzu schnell vorwärts kamen, standen die vier endlich in der Schlange, wo sie von wichtig und äußerst grimmig dreinblickenden Türstehern aller Größen und Gewichtsklassen misstrauisch gemustert wurden. Nach etwa einer Viertelstunde waren sie schließlich drinnen. Sie stiegen eine Treppe hinunter und befanden sich dann in der großen Arena. An der Ostseite war eine große Bühne aufgebaut, auf der bereits eine Band dem Publikum ordentlich einheizte. Die Menschen vor der Bühne tanzten, weiter hinten befanden sich Bars und Stehtische, die ebenfalls von Partyvolk belagert wurden. »Trinken wir was?«, schlug Heiko vor. Uwe entschuldigte sich murmelnd und verschwand aufs Klo, und die drei anderen begaben sich zu einer der Bars. Lisa und Eva warteten etwas abseits, während Heiko die Getränke holte, und so entging den Männern auch die folgende Szene. Nämlich pirschte sich ein Typ mit blonden Locken und blauer Jeansjacke an die beiden Mädels heran, postierte sich schließlich lässig grinsend neben Eva und sagte: »Hi.«
Eva verzog irritiert das Gesicht, grüßte dann aber zurück.
»Soll ii dr amol ebbes soocha?«, fragte der Mann dann in verschwörerischem Murmelton.
»Wie bitte?« Eva hatte kein Wort verstanden.
»Du gfällsch mer fai«, informierte der Kerl.
»Wie bitte?«, fragte Eva noch einmal.
Der Flirtwillige räusperte sich. »Ha waasch, ii suach aa a Fraa, un du dädsch mer wiagsocht gfalla.«
Von hinten näherte sich ein weiterer Kerl, offensichtlich sein Kumpel. »Sou Andi, hasch ooni
Weitere Kostenlose Bücher