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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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bitterbösen Blick zuzuwerfen. Offenbar hatte Lisa das Gefrotzel aufgeschnappt und verteidigte den Spurensicherer augenblicklich: »Also, ich finde das ganz toll, dass der Uwe tanzt. Das ist so … sexy und sinnlich … «
    Nun war es Uwe, der sich ein Grinsen verkniff. »Ich kann dir gern mal den Grundschritt beibringen«, bot er gönnerhaft an. Dann beugte er sich zu Heiko hinüber und raunte: »Mal ehrlich, die Weiber gehen da voll ab dabei. Was Besseres gibt’s gar nicht.«
    »Da hab ich aber eine viel bessere Idee, ne«, flötete Eva und zog ein Briefkuvert aus ihrer Handtasche.
    Mit großer Geste und einem »Noch zum Geburtstag« überreichte sie es Lisa, die brav und sehr hohenlohisch »Das wäre doch aber nicht nötig gewesen«, murmelte und das Kuvert anschließend öffnete.
    Als sie die Karte aufklappte, stieß sie einen verzückten Schrei aus, und Heiko schwante nichts Gutes. Er linste über Lisas Schulter und las: »Gutschein für einen Anfänger-Salsakurs für zwei in Crailsheim im Cariño.«
     
    An diesem Abend hatte Lisa ihn tatsächlich noch zum Tanzen gezwungen. Sie hatte ihn ohne zu fragen auf die Tanzfläche gezerrt und ihm zugeraunt, Merengue-Tanzen sei wie Treppen steigen. Heiko hatte daraufhin, ermuntert von Uwes wohlwollenden Seitenblicken, versucht, sich cool zu bewegen, kam sich aber ziemlich wie ein Pferd vor, jetzt weniger wie ein Araberhengst, sondern eher wie ein hohenlohischer Ackergaul.
     
    Eva hatte sich ganz spontan entschlossen, bei Uwe zu übernachten, weil der mit seinem Wasserbett angegeben hatte. Und so kam es, dass Lisa doch bei Heiko schlief.
    »Und, wie findest du Eva?«, wollte sie wissen, als sie nachts um zwei eng aneinander gekuschelt im Bett lagen.
    »Nett«, meinte Heiko. »Ein bisschen … anders vielleicht.«
    Lisa streichelte seine Schulter. Sie war rund und stark. »Ja, was glaubst du, wie anders mir die Hohenloher am Anfang vorgekommen sind.«
    »Hm.«
    Da hatte Lisa nun auch wieder recht. Hohenloher konnten auf Fremde ziemlich furchteinflößend wirken.
    »Und was machen wir morgen?«
    »Erst einmal Frühstücken in Dinkelsbühl im Meiser’s«, schlug Heiko vor. »Und dann … können wir ja noch ein bisschen die Stadt anschauen.«
    »Und abends?«
    »Also, wenn Eva mal Hohenloher High-Life erleben will, dann nehmen wir sie mit in die Arena.«

Sonntag, 06. Oktober
    Morgens war Uwe mit Eva im Schlepptau bei ihnen vorbeigekommen. Die beiden schienen sich ausnehmend gut zu verstehen. Eva hatte ihrer Freundin zugewispert, dass die Nacht mit Uwe relativ anständig verlaufen sei und dass es nur zu einem gemütlichen Gekuschel gekommen sei. Trotzdem wirkte das Paar richtiggehend verliebt, wenn das überhaupt möglich war nach einer Nacht.
     
    Wie geplant fuhren die vier nach Dinkelsbühl, vorbei an Kuriositäten wie der »Tanzmetropole Neustädtlein«, wo sich alle Singles über 40 zu Standardtänzen – vornehmlich Discofox – bei Schlagermusik trafen. Schließlich passierten die vier Ausflügler das »Bayern«-Schild am Straßenrand.
    »Soso, jetzt sind wir also in Bayern«, stellte Eva fest.
    »Offiziell schon. Aber eigentlich sind wir in Franken. Du solltest auch niemals einen Franken als Bayern bezeichnen und umgekehrt«, dozierte Lisa.
    Eva schüttelte den Kopf. Mein Gott, war das aber kompliziert bei den Süddeutschen!
    Sie durchfuhren Dörfchen mit so klingenden Namen wie »Unterradach« und »Untermeissling«. Schon bald tauchten dann am Horizont die ersten Türme auf. »Aber das ist ja ganz entzückend!«, rief Eva aus. »Wie Xanten, ne?«
    Heiko räusperte sich und sagte dann: »Xanten ist aber eine Römerstadt. Bei uns hört der Limes kurz hinter den Schwaben auf. An die Hohenloher haben die sich nämlich nicht rangetraut.«
    Nicht lange danach durchfuhren sie das Segringer Tor und waren somit an ihrem Ziel angekommen.
     
    Zwanzig Minuten später saßen die beiden Paare im »Cafe Meiser’s« und taten sich an dem leckeren Frühstücksbuffet und dem »All-you-can-drink«-Angebot gütlich. Heiko schlug murmelnd eine Besichtigung der Kirche vor.
    »Aber shoppen gehen wir doch auch, ne?«, hoffte Eva.
    Die Männer seufzten. Schon während der kurzen Fahrt vom Segringer Tor hierher hatten sie zu ihrem großen Entsetzen festgestellt, dass heute aus irgendwelchen Gründen offenbar verkaufsoffener Sonntag im Städtchen war. Bereits jetzt hatten die Damen diverse Läden für sich entdeckt, vor allem ein Geschäft mit Trachtenmode. Heiko hatte gehofft, um den

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