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Traum ohne Wiederkehr

Traum ohne Wiederkehr

Titel: Traum ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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möglicherweise bei entgegengesetzten Entscheidungen gekommen wäre. Ich wollte Ihnen zeigen, wie das Ergebnis von Handlungen der Vergangenheit in der Gegenwart aussehen konnte.«
    »Also das hast du versucht!« Er duzte sie nun, wie er es als Lord Starrex getan hatte. Ein gutes Zeichen. »Und welche historische Entscheidung hast du für eine veränderte Geschichte ausgewählt?«
    »Ich wählte nicht nur eine, sondern drei. Als erstes, das Willkommen der Oberkönigin Ahta, zweitens die Notlandung des Kolonistenschiffs Wanderer, und drittens Sylts Rebellion. Wäre es statt des Willkommens zu einer feindseligen Einstellung gekommen, wäre das Siedlerschiff nie hierhergekommen; wäre Sylts Aufruhr unterdrückt worden – wie hätte die Welt dann in der Gegenwart ausgesehen? Gewiß wäre sie es wert, sie zum Thema eines Traumes zu machen. Als Sie mich dann zum Träumen riefen, waren meine Ideen voll ausgereift und ich bereit. Aber es funktionierte nicht, wie es hätte sollen. Statt den richtigen Traum zu spinnen und die Ereignisse geordnet zu schaffen, fand ich mich plötzlich in einer Welt gefangen, die ich weder geschaffen hatte noch kannte.«
    Während sie sprach, beobachtete sie die Veränderung, die mit ihm vorging. Er verlor all die heftige Feindseligkeit, mit der er sich ursprünglich hatte auf sie stürzen wollen. Immer mehr dessen, was sie mit der Persönlichkeit Lord Starrex’ assoziiert hatte, kam nun durch die unvertraute Hülle des Körpers dieses Mannes zum Vorschein.
    »Es ging also etwas schief?«
    »Wie ich schon sagte, ich fand mich in diesem Traum, ohne irgendwelche Kontrolle darüber, und es gab auch keine erkennbaren Schöpfungsfaktoren!«
    »Nein? Es könnte eine Erklärung geben.« Das finstere Stirnrunzeln galt diesmal nicht ihr. Es war, als bemühe er sich verzweifelt, sich an etwas zu erinnern, das sich nicht fassen lassen wollte. Schließlich sagte er: »Es gibt eine sehr alte Theorie, die Theorie von Parallelwelten.«
    Trotz eingehenden Studiums aller verfügbaren Bücher war sie nirgends auf diese Theorie gestoßen. Deshalb fragte sie: »Was sind Parallelwelten?«
    »Du bist nicht die erste, die auf die Idee kam, daß die Geschichte der Zukunft an einem ganz dünnen Faden hängen kann, den schon die geringste Voraussetzung zu drehen vermag. Früher einmal wurde die Theorie aufgestellt, daß sich jedesmal, wenn eine solche Voraussetzung gegeben war, eine Möglichkeitswelt abzweigte, also eine Welt, zu der es gekommen wäre, hätte man eine andere Entscheidung getroffen als die, die zu unserer Welt führte.«
    »Aber wo und wie könnten alternative Welten existieren?«
    »Vielleicht so«, erwiderte er und legte die Hände mit einem leichten Zwischenraum übereinander, »in Schichten. Man erfand früher einmal, rein zur Unterhaltung, Geschichten über Menschen, die nicht durch die Zeit reisten, wie man es damals gern als Thema nahm, sondern von einer dieser Welten zur anderen.«
    »Aber ich bin jetzt ein Mund Olavas und sehe überhaupt nicht wie ich aus, genausowenig wie Sie rein äußerlich dem Lord Starrex gleichen, den ich kenne.«
    »Vielleicht sind wir die Personen, die wir geworden wären, wenn unsere Welt die drei von dir erwählten Entscheidungen umgekehrt getroffen hätte. Eine sehr interessante Schöpfung für eine Träumerin, Tamisan.«
    »Nur glaube ich nicht, daß ich diesen Traum erschaffen habe«, gestand sie ihm offen. »Jedenfalls habe ich nicht die geringste Kontrolle darüber.«
    »Hast du versucht, diesen Traum abzubrechen?«
    »Natürlich, aber ich stecke hier fest. Vielleicht liegt es an Ihnen und Lord Kas. Wahrscheinlich können wir nur gemeinsam zurückkehren.«
    »Und jetzt mußt du ihn mit diesem Sandtrick zu finden versuchen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube, Kas gehört zur Besatzung des Raumers, der bald landen wird. Ich sah ihn, wenn auch nicht sein Gesicht.« Sie lächelte ein wenig zittrig. »Es hat den Anschein, als hätte ich, obwohl ich doch hauptsächlich die Tamisan bin, die ich immer war, auch einige der Gaben eines Mundes. Genau wie Sie gleichzeitig Hawarel und Starrex sind.«
    »Je länger ich dir zuhöre, desto mehr werde ich Starrex«, erklärte er ihr. »Also müssen wir erst Kas auf dem Raumschiff finden, ehe wir uns von hier lösen können? Das dürfte alles andere als leicht sein. Ich bin genug Hawarel, um zu wissen, daß dem Raumer der übliche Empfang bereitet werden wird, den man sich hier für Sternenschiffe ausgedacht hat: man

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