Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traum ohne Wiederkehr

Traum ohne Wiederkehr

Titel: Traum ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
Vom Netzwerk:
wird ein paar Tricks anwenden und ihn vernichten. Deine drei Entscheidungen waren genau wie du sie dir ausgemalt hast. Es gab kein Willkommen hier, sondern ein Massaker! Kein Kolonistenschiff landete hier. Und Sylt wurde gleich beim erstenmal, als er versuchte, eine Menschenmenge aufzuwiegeln, von einem Leibgardisten mit der Lanze aufgespießt. Hawarel weiß, daß es tatsächlich so war. Als Starrex ist mir bewußt, daß es noch etwas anderes gab, was das Leben auf diesem Planeten radikal veränderte. Und jetzt sag mir: hast du mich absichtlich ausgewählt? Sollte deine Geschichte über den Retter uns einen Weg zu Kas ermöglichen?«
    »Nein, zumindest nicht bewußt. Ich sagte Ihnen ja, ich habe einige Gaben des Mundes, sie drängen sich ohne mein Zutun an die Oberfläche, und der Mund übernimmt die Kontrolle über mich.«
    Er stieß einen komischen Laut aus. »Bei der Faust Jimsam Taragons! Jetzt haben wir auch noch Zauberei im Spiel! Und ich nehme an, du kannst mir nicht sagen, inwieweit ein Mund imstande ist, in unsere unmittelbare Zukunft zu sehen und uns eine Möglichkeit zu geben, aus dieser Falle zu entkommen?«
    Tamisan schüttelte den Kopf. »Die Münder wurden in den Geschichtsbändern erwähnt, sie galten als sehr bedeutend. Doch nach Sylts Aufstand wurden sie entweder getötet oder verschwanden. Beide Seiten jagten sie, und der größte Teil dessen, was wir über sie wissen, ist nur Legende. Ich habe keine Ahnung, was ich als Mund zu tun imstande bin. Manchmal übernimmt einfach etwas die Kontrolle über diesen Körper – und dann tue ich Dinge, die ich selbst nicht verstehe und die ich auch nicht beeinflussen kann.«
    Er durchquerte das Zimmer und holte zwei Hocker aus einer Ecke. »Wir könnten es uns zumindest ein bißchen bequemer machen, während wir versuchen, uns der Erinnerungen unserer Ichs dieser Welt klar zu werden. Gemeinsam kommen wir vielleicht auf mehr und brauchbarere als getrennt. Das Problem ist …« Er streckte die Hand aus, und automatisch drückte sie ihre Fingerspitzen auf seinen Handrücken in einer zeremoniellen Weise, die ihrem Selbst fremd war. Hawarel-Starrex bot ihr einen der Hocker an, und sie war froh, sich setzen zu können.
    »Das Problem ist«, wiederholte er, während er sich auf dem anderen Hocker niederließ, seine langen Beine ausstreckte und an seinem Waffengürtel mit der leeren Scheide zog, »daß ich mehr als nur ein wenig durcheinander war, als ich in diesem Körper erwachte, wenn man es Erwachen nennen kann. Meine erste Reaktion muß wohl derart gewesen sein, daß man sie als geistige Verwirrung deutete. Glücklicherweise übernahm mein Hawarel-Ich gerade rechtzeitig genug, um mich zu retten. Aber es gibt leider noch einen zweiten Haken, was diese Identität betrifft: Hawarel stammt aus einer Provinz, in der ein Aufstand stattfand. Obwohl ich die Uniform der Leibgardisten trage, mißtraut man mir und hält mich quasi als Geisel. Es war mir unmöglich, Fragen zu stellen, und was ich jetzt weiß, mußte ich mir aus Bruchstücken zusammenbasteln. Der wirkliche Hawarel ist ein völlig unkomplizierter, simpler Offizier, den das Mißtrauen, das man ihm entgegenbringt, zutiefst kränkt, der aber trotzdem der Krone absolut loyal ist. Ich frage mich, wie Kas sich bei seinem Erwachen zurechtfand. Wenn er auch nur ein bißchen seines echten Selbst zurückbehielt, dann dürfte er sich inzwischen bereits gut etabliert haben.«
    Erstaunt stellte Tamisan eine Frage und hoffte, daß er sie offen und ehrlich beantworten würde: »Sie mögen Lord Kas nicht – haben Sie Grund, ihn zu fürchten?«
    »Mögen? Fürchten?« Der dünne Schatten Starrex’, der Hawarel überlagerte, wurde deutlicher. »Das sind Emotionen. Ich gab mich schon längere Zeit keinen Emotionen mehr hin.«
    »Aber Sie wollten doch, daß er den Traum mit uns teilt.«
    »Stimmt. Ich empfinde meinem geschätzten Vetter gegenüber zwar keine Gefühle der einen oder anderen Art, aber ich bin ein vorsichtiger Mensch. Da du auf sein Drängen hin in meinem Haus aufgenommen wurdest, hielt ich es nur für fair, daß er seinen Plan zu meiner Unterhaltung auch auskosten sollte. Ich weiß, daß Kas so besorgt um seinen körperbehinderten Vetter ist, stets bereit, ihm auf jede Weise zu dienen, und so großzügig mit seiner Zeit und seinen Kräften.«
    »Verdächtigen Sie ihn?«
    »Ihn verdächtigen? Wessen? Er war mir immer, wie jeder dir bereitwillig versichern würde, ein guter Freund, soweit ich es zuließ.« Seine

Weitere Kostenlose Bücher