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Traum ohne Wiederkehr

Traum ohne Wiederkehr

Titel: Traum ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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Menschen von Ty-Kry, auf eine solche Invasion vorbereitet zu sein.
    Es schien Tamisan, als ende diese Fahrt nie. Doch dann endlich hielt der Wagen so abrupt an, daß sie schmerzhaft gegen die Seite des Gefährts prallte. Die Vorhänge wurden zurückgezogen.
    »Heraus mit euch, Retter und Rettermacherin!«
    Hawarel gehorchte als erster und drehte sich um, um Tamisan herauszuhelfen, wurde jedoch von dem Offizier zur Seite gestoßen, der das Mädchen mehr herauszog, als ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Die Lanzenkrieger umringten sie mit hellodernden Fackeln in der Hand. Nicht allzu weit entfernt befand sich eine farbenfrohe Menschenmasse hinter einem Doppelkordon von Wachen, die sie von der Dunkelheit des Feldes zurückhielten.
    »Schau, dort oben!« Hawarel war wieder an Tamisans Seite. Erneut wurde sie geblendet, als eine plötzliche Feuersäule vom Himmel herabsank. Ein Raumschiff benutzte seine Heckraketen für die Landung.
     
5.
     
    Der Schein der Flammen beleuchtete die ganze Ebene. Jenseits stand das Wrack des bedauernswerten Raumers, der zuletzt hier gelandet war. Dort hatten sich dichte Reihen von Lanzenkriegern, Armbrustschützen und Offizieren mit Schwertern eingefunden. Sie wirkten jedoch nicht wie eine Streitmacht, sondern bildeten offenbar die Ehrengarde für die Oberkönigin, die über allen anderen auf einem ungewöhnlich hohen Sesselwagen saß.
    Die im Schiff würden vermutlich diese archaischen Waffen verächtlich als nutzlos abtun. Wie hatten die aus diesem Ty-Kry denn tatsächlich das andere Schiff und seine Besatzung überwältigt? Durch List und Verrat, wie die Opfer es vermutlich nennen würden, oder durch geschickte Manipulationen, wie der Teil Tamisans es glaubte, der der Mund Olavas war?
    Der Boden brodelte von der Hitze der immer näher kommenden Raketenflammen. Und dann erlosch das grelle Feuer, und die Ebene blieb im Halbdunkel zurück, bis die Augen sich wieder an das viel schwächere Fackellicht gewöhnt hatten.
    Die wartende Menschenmenge wirkte absolut nicht beeindruckt. Obgleich sie nach ihrer Kleidung und ihren Waffen zu schließen, Jahrhunderte hinter der technischen Entwicklung der Männer im Raumschiff zurückgeblieben sein mochten, machte sie doch ihre Geschichte, ihr Wissen stark. Was hier vom Himmel gekommen war, waren keine Götter mit ungeahnten übernatürlichen Kräften, sondern Sterbliche, die schon zweimal von ihnen besiegt worden waren. Was verleiht ihnen diese Sicherheit? dachte Tamisan. Und weshalb sind sie so sehr gegen eine Kontaktaufnahme mit Sternenzivilisationen? Offenbar sind sie durchaus zufrieden damit, zu stagnieren, in einer verhältnismäßig primitiven Zivilisation zu verharren, wie es sie auf meiner Welt vor etwa fünfhundert Jahren gab. Bringen sie denn keine aufgeschlossenen, forschenden Geister hervor, die einen Fortschritt erstreben?
    Das Schiff war gelandet. Wie es so stand, verriet es keinerlei Zeichen von Leben. Aber Tamisan wußte, daß seine Scanner jetzt eifrig damit beschäftigt waren, alles aufzunehmen und auszuwerten. Zweifellos hatten sie auch das Raumschiffswrack entdeckt, und das würde ihnen sicher zu denken geben. Sie blickte von dem reglosen Raumer zur Oberkönigin, die soeben befehlend eine Hand hob. Aus den Reihen der Edlen und Leibgardisten traten vier Männer vor. Im Gegensatz zu letzteren trugen sie jedoch weder Rüstung noch Helm, lediglich eine kurze Tunika ganz in Schwarz, ohne jegliche Verzierung. Jeder hielt eine Schußwaffe in der Hand, doch nicht eine Armbrust, wie die Soldaten, sondern einen der älteren Bogen, mit denen nur wirklich ausgezeichnete Schützen umzugehen vermochten.
    Der Teil Tamisans aus dieser Welt hielt den Atem an, denn diese Bogen waren ganz anders als alle im Land, und die, die sie trugen, waren ganz anders als die üblichen Schützen. Kein Wunder, daß die Menschen ringsum zurückwichen, denn sie wirkten wahrhaftig monströs. Jeder hatte eine so lebensecht aussehende Maske über den Kopf gestülpt, daß sie gar nicht wie eine Maske aussah, sondern wie natürliche Züge, nur daß diese Züge nicht menschlich waren. Diese Masken waren Nachbildungen der großen Köpfe, einer für jede Himmelsrichtung, auf dem Schutzwall von Ty-Kry. Sie wirkten weder menschlich noch tierisch, sondern wie eine Mischung von beidem auf einer niedrigeren Ebene.
    Ihre Bogen waren aus Menschenknochen, und die Sehnen aus Menschenhaar geflochten. Gebeine und Haar waren die alter Feinde und alter Helden – die vereinten

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