Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition)
genug sind, um Gewaltüberlebenden auch über einen längeren Zeitraum hinweg zur Seite stehen zu können. Können Sie eine sichere Bindung anbieten – und sind Sie gleichzeitig distanzierungsfähig genug, statt „Adoptivmutter“ eine Art „Coach“ für die Betroffenen zu sein? Denn ohne eine pragmatische Arbeitsbeziehung werden Sie – zumindest bei komplex traumatisierten Klientinnen – rasch ausbrennen. Setzen Sie sich mit Ihren eigenen Gewalterfahrungen auseinander. Kümmern Sie sich darum, dass Ihnen genügend Kolleginnen für Gespräche und Supervision zur Seite stehen. Und sorgen Sie für guten Ausgleich und eine maßvolle Arbeitsdichte, um eine „Mitfühlens-Müdigkeit“ zu verhindern.
Wenn Sie das berücksichtigen, lohnt sich die Beschäftigung mit der Psychotraumatologie sehr. Sie lohnt sich, wie viele Kolleginnen mir rückgemeldet haben und uns auch die Psychotherapie-Wirkungsstudien zeigen, schon allein deshalb, weil sie erfolgreich ist. Sie werden merken, dass Sie etliche Menschen, die früher als „chronische“ oder gar „hoffnungslose Fälle“ galten, durchaus so unterstützen können, dass sie dauerhaft ohne psychotherapeutische Unterstützung selbstständig leben können. „Manchmal eine tiefe Freude“ im Leben zu haben ist eine der größten Belohnungen unserer Arbeit – für die Betroffenen, die damit fast schon nicht mehr gerechnet hätten, ebenso wie für uns Therapeutinnen.
Hinweise zur Arbeit mit diesem Buch
Schließlich noch ein paar formale Hinweise vorweg: Um der Lesbarkeit willen habe ich, wo immer es möglich war, auf Fußnoten ganz verzichtet und in Klammern gesetzte Literaturhinweise maßvoll verwendet. Sie finden im Anhang eine ausführliche Liste wichtiger Arbeiten. Interessenten mögen sich dort informieren oder sich – falls sie an wissenschaftlichen Arbeiten interessiert sind – direkt an mich wenden 4 .
Zur Sprachregelung: Die Begriffe Trauma, Extrembelastung, exzessiver Stress und Traumatisierung werden synonym verwendet; die Posttraumatische Belastungsstörung wird häufig als PTSD abgekürzt; Begriffe wie Traumapsychotherapie, Traumabehandlung, traumaorientierte Psychotherapie und Traumatherapie werden synonym verwendet. Wenn von Klienten, Patienten oder Kollegen etc. allgemein die Rede ist, benutze ich grundsätzlich die weibliche Form, in der Regel mit großem I; die Männer mögen sich mitgemeint fühlen. Als „Opfer“ bezeichne ich in der Regel solche Menschen, die noch mit Tätern verwickelt oder in deren unmittelbarem Einflussbereich sind. Den Begriff „Überlebende“ verwende ich für ehemalige Opfer, die – zumindest äußerlich – in Sicherheit sind.
Die zitierte Literatur mit fett gekennzeichneten wichtigen Stichworten finden Sie ebenso im Anhang wie Erstveröffentlichungen von teils neuen, teils schon bewährten Diagnoseinstrumenten sowie ein paar wichtige Internet-Seiten. Eine Liste mit traumapsychotherapeutischen Einrichtungen finden Sie in Band 2.
Sollte ich den einen oder die andere zitierte Kollegin nicht richtig interpretiert haben, ist dies ausschließlich mein Fehler. Passagen, die ich für Betroffene sehr schwierig zu lesen finde, weil sie möglicherweise Abreaktionen auslösen können, habe ich kursiv setzen lassen. Bücher wie dieses enthalten natürlich nicht nur meine persönlichen Erfahrungen und Einsichten, sondern so etwas wie „collective wisdom“ unseres Faches – so, wie ich sie verstanden und in meine Arbeit eingebettet habe. Nach bestem Wissen habe ich direkte und indirekte Zitate als solche gekennzeichnet; sollte ich Begriffe oder Formulierungen verwenden, die eine andere Kollegin vor mir „erfunden“ hat, ohne dies besonders gekennzeichnet zu haben, so geschah dies unbewusst, und ich bitte es zu entschuldigen.
Und nun hoffe ich, dass Ihr Interesse geweckt ist, das Buch ganz zu lesen. Auf Ihre Rückmeldungen – etwa per E-Mail – freue ich mich; auch die Kolleginnen, die Diagnoseinstrumente beigesteuert haben (siehe Anhang) freuen sich über Hinweise darauf, wie Sie mit deren Anwendung in der klinischen Praxis zurechtgekommen sind. Übrigens: Diese Diagnoseinstrumente sind nicht zur Selbstdiagnostik und -behandlung gedacht. Wenn Sie selbst betroffen sind und einen dieser Fragebogen ausgefüllt haben und dabei feststellen, dass Ihre Antworten bestimmte Grenzwerte überschritten haben, so empfehle ich Ihnen, sich eine traumatherapeutisch geschulte psychotherapeutische Begleitung zu suchen.
Die
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