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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Kirchhof verscharrt.
    Nun war Beezo wiederauferstanden.
    »Morgen wird er irgendwann hier sein«, sagte Lorrie zum wiederholten Mal voraus, »vielleicht auch schon heute um Mitternacht. «
    Angesichts dieser kalten Gewissheit sah Porter Carson einigermaßen verblüfft drein. »Nein, Ma’am, das ist ganz unmöglich«, sagte er.
    »Sie können mir ruhig glauben«, sagte Lorrie. »Und sie können mir glauben, dass ich alles tun werde, um ihn aufzuhalten.«
    Carson sah mich an. »Mr. Tock, ich bin hierher gekommen, um Sie um etwas zu bitten; aber glauben Sie mir bitte, ich bin nicht gekommen, um Sie zu warnen, dass Beezo vor Ihrer Tür steht. Das tut er nicht, das kann ich Ihnen versichern.«
    Nur mit den Augen stellte Lorrie mir eine Frage, die ich so klar
vor mir sah wie ein Spruchband: Sollen wir ihm die Geschichte von deinem Opa und den fünf schrecklichen Tagen verraten?
    Nur die Erwachsenen in unserem engsten Familienkreis und einige enge, vertrauenswürdige Freunde wussten von der Prophezeiung, mit der ich leben musste, von den fünf Damoklesschwertern, von denen zwei mich verschont hatten, während drei noch über meinem Kopf hingen.
    Unter anderem wusste Huey Foster Bescheid, aber ich nahm nicht an, dass er mit Carson darüber gesprochen hatte.
    Wenn man einem hartgesottenen FBI-Agenten so etwas erzählte, dann tat der einen bestimmt als abergläubischen Spinner ab. Ich konnte ihn fast hören: Sie glauben also, dass Sie verflucht sind, Mr. Tock? Von Hexen oder durch irgendeinen Voodoo-Zauber?
    Mein Großvater hatte mich nicht verflucht. Er hatte mir keine fünf schrecklichen Tage gewünscht. Durch irgendein Wunder hatte er in den letzten Minuten seines Lebens die Gabe der Weissagung erworben, um mich zu warnen und mir eine bessere Chance zu geben, mich zu retten – vielleicht auch nicht mich selbst, sondern die Menschen, die ich liebte.
    Aus Carsons Perspektive hörte sich das aber ganz bestimmt trotzdem wie ein Fluch an. Selbst wenn ich seine Skepsis ins Wanken bringen und ihm den Unterschied zwischen einer Verwünschung und einer Prophezeiung klarmachen konnte, glaubte er wahrscheinlich genauso wenig an Weissagungen als daran, dass der böse Blick eines Schamanen eine echte Wirkung haben konnte.
    Als verantwortungsbewusster Polizeibeamter meinte er sogar womöglich, es sei seine Pflicht, dem Jugendamt mitzuteilen, dass Annie, Lucy und Andy von Eltern aufgezogen wurden, die glaubten, sie seien verhext und von diabolischen Kräften bedroht, und die diese Ängste auch ihren Kindern vermittelten und diese dadurch terrorisierten.

    In den letzten Jahren hatten die Zeitungen zahlreiche Berichte über Fälle gebracht, in denen man Eltern fälschlicherweise Kindesmissbrauch vorgeworfen und das Sorgerecht entzogen hatte. Dadurch waren manche Familien jahrelang auseinander gerissen worden, bis die sogenannten Zeugen ihre Lügen eingestanden hatten oder definitiv der üblen Nachrede überführt worden waren. Bis dahin waren allerdings schon viele Leben ruiniert und Kinder so traumatisiert worden, dass sie nie ganz darüber hinwegkommen würden.
    Weil niemand Kinder irgendwelchen Gefahren aussetzen wollte, glaubten die Behörden in solchen Fällen oft den fadenscheinigsten Lügen von Leuten, die offensichtlich eine alte Rechnung begleichen wollten. Da würde ein anständiger FBI-Agent, der nichts mit uns zu tun und keinerlei Grund hatte, uns zu verleumden, erst recht ein offenes Ohr finden.
    Da ich nicht riskieren wollte, dass Porter Carson uns eine lärmende Schar fehlgeleiteter und arroganter Bürokraten auf den Hals hetzte, wenn ich ihm von meinem Großvater erzählte, beantwortete ich die Frage in Lorries Blick mit einem Kopfschütteln.
    Lorrie wandte sich wieder an Carson. »Also, jetzt hören Sie mir mal zu«, sagte sie. »Ich kann Ihnen zwar nicht sagen, wieso ich das weiß, aber ich weiß, dass dieser wahnsinnige Bastard irgendwann zwischen heute um Mitternacht und morgen um Mitternacht hierher kommen wird. Er will …«
    »Aber Ma’am, das ist einfach nicht …«
    »Ich spreche mit Ihnen, und ich flehe Sie an, bitte hören Sie mir zu. Er will meinen kleinen Andy, und wahrscheinlich will er uns andere alle umbringen. Wenn Sie ihn wirklich schnappen wollen, dann vergessen Sie Venezuela; dort ist er nicht mehr, falls er überhaupt jemals dort gewesen sein sollte. Helfen Sie uns, ihm hier eine Falle zu stellen, hier und jetzt!«

    Die Inbrunst in ihrem Gesicht und die Unerbittlichkeit in ihrer Stimme brachten

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