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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Finger einen gemeinsamen Nagel haben.
    Mehrere Operationen sind erforderlich, um eine solche Fehlbildung zu korrigieren und dafür zu sorgen, dass das betreffende Kind später im Erwachsenenalter in der Lage ist, allen, über die es sich entsprechend ärgert, den Stinkefinger zu zeigen.
    In meinem Fall waren die Zehen betroffen; am linken Fuß waren zwei zusammengewachsen, am rechten drei.
    Meine Mutter Madelaine, die von meinem Vater liebevoll Maddy gerufen wird, behauptet steif und fest, sie hätten damals
in Betracht gezogen, auf die Operation zu verzichten und mich Flipper zu taufen.
    Flipper ist der Name eines Delphins, der die Hauptrolle in einer Fernsehserie spielte, die in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre äußerst beliebt war und – schau an, sieh da – den Titel Flipper trug. Meine Mutter meint, sie sei »köstlich, herrlich, irrsinnig dämlich« gewesen. Einige Jahre vor meiner Geburt wurde sie abgesetzt.
    Flipper, ein Männchen, wurde von einem abgerichteten Delphinfräulein namens Suzi gespielt. Wahrscheinlich war dies das erste Mal, dass der Transvestismus Einzug ins Fernsehen hielt.
    Natürlich ist das genau genommen nicht der richtige Ausdruck, weil Transvestismus sich auf Männer bezieht, die sich zum Lustgewinn wie eine Frau kleiden. Außerdem trug Suzi – alias Flipper – keine Kleider.
    Es handelte sich also um eine Sendung, in der der weibliche Star immer nackt auftrat und kernig genug aussah, um als Mann durchzugehen.
    Vorgestern beim Abendessen – meine Mutter hatte ihren berüchtigten Brokkoli-Käse-Auflauf gemacht – stellte sie die rhetorische Frage, ob es ein Wunder sei, dass der mit Flipper eingeleitete Zusammenbruch der Fernsehmoral zu der öden Monstrositätenschau geführt habe, aus der das heutige Fernsehen bestehe.
    Mein Vater nahm den Faden auf. »Eigentlich hat es mit Lassie angefangen. Die war auch in jeder Folge nackt.«
    »Lassie wurde immer von männlichen Hunden gespielt«, erwiderte meine Mutter.
    »Na bitte«, sagte mein Vater zufrieden.
    Ich kam um den Namen Flipper herum, weil meine Zehen durch eine Reihe erfolgreicher Operationen in den Normalzustand gebracht wurden. In meinem Fall war nur die Haut zusammengewachsen,
nicht die Knochen. Die Trennung war eine relativ einfache Angelegenheit.
    Nichtsdestoweniger hat sich die Weissagung, die mein Großvater in jener ungewöhnlich stürmischen Nacht gemacht hat, als wahr erwiesen.
    Wäre ich in einer Nacht mit völlig unauffälligem Wetter geboren worden, so hätte die Familienlegende daraus eine unheimliche Ruhe fabriziert, in der alle Blätter reglos in der atemlosen Luft gehangen und die Nachtvögel erwartungsvoll geschwiegen hätten. Die Tocks haben eine stolze Tradition, sich selbst zu dramatisieren.
    Selbst wenn ein wenig Übertreibung mit im Spiel gewesen sein sollte, muss das Unwetter so gewaltig gewesen sein, dass es die Berge von Colorado bis in ihre felsigen Grundfesten hinein erschütterte. Am Himmel blitzte und krachte es, als herrschte unter den dortigen Heerscharen ein wildes Schlachtgetümmel.
    Solange ich mich noch im Mutterbauch befand, nahm ich die ganzen Donnerschläge nicht wahr. Und sobald ich geboren war, haben mich wahrscheinlich meine merkwürdigen Füße abgelenkt.
    Es war der 9. August 1974, der Tag, an dem Richard Nixon als Präsident der Vereinigten Staaten zurücktrat.
    Nixons Sturz hat nicht mehr mit mir zu tun als die Tatsache, dass »Annie’s Song« von John Denver damals landesweit an der Spitze der Hitparaden stand. Ich erwähne diese Dinge nur der historischen Perspektive wegen.
    Nixon hin oder her, was ich bezüglich des 9. Augusts 1974 am bemerkenswertesten finde, sind meine Geburt – und die Prophezeiungen meines Großvaters. Mein perspektivisches Gefühl hat eben eine egozentrische Färbung.
    Wegen der ebenso zahlreichen wie lebhaften Schilderungen,
die in meiner Familie über diese Nacht kursieren, sehe ich sie möglicherweise deutlicher vor mir, als wenn ich dabei gewesen wäre. Ich sehe, wie mein Vater Rudy Tock von einem Ende des Krankenhauses zum anderen wandert, von der Geburtshilfeabteilung zur Intensivstation und wieder zurück, hin- und hergerissen von der Freude über die bevorstehende Ankunft seines Sohnes und dem Gram darüber, dass sein geliebter Vater immer schneller auf den Tod zugeht.
     
    Mit seinem blau gefliesten Vinylboden, seinen unten blassgrün getäfelten und oben rosa getünchten Wänden, seiner gelben Decke und seinen orange-weißen Vorhängen mit

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