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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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verkündete Annie, als wir auf die Treppe zugingen. »Wenn ich groß bin, werde ich ein Schleimscheißer.«
    Die Kinder stecken voller Überraschungen. Ständig.
    Ich war vor Schreck stehen geblieben. »Annie, wo hast du das denn her?«, fragte ich.
    »Gestern hat der Briefträger zu Uroma gesagt, sie wäre aber ein schlauer Fuchs, und da hat sie geantwortet: ›Und du bist ein echter Schleimscheißer, George.‹ Da hat er gelacht, und Uroma hat ihn in die Backe gekniffen.«
    In solchen Fällen ein Wort für tabu zu erklären, ist keine gute Idee. Hätte ich diesen Fehler begangen, dann hätten alle drei das Wort Schleimscheißer in jedem dritten Satz untergebracht, und dann hätten wir aus den falschen Gründen eine denkwürdige Weihnachtszeit erlebt.
    In der Hoffnung, dass sie den Ausdruck vergaßen, ließ ich ihn
also durchgehen und brachte sie samt ihren Buntstiften im Zimmer der Mädchen unter.
    Sie oben zu lassen, während Lorrie und ich uns im Erdgeschoss aufhielten, machte mir keine Sorgen, denn zum einen waren alle Türen und Fenster verriegelt, und zum anderen war die Alarmanlage eingeschaltet. Wenn sich doch eine Tür oder ein Fenster öffnete, würde statt einer Sirene aus im ganzen Haus verteilten Lautsprechern eine Stimme ertönen, mit der der Computer uns den Ort mitteilte, an dem der Einbruch stattgefunden hatte.
    Wieder unten angekommen, ging ich in die Diele und beobachtete durch eines der hohen, schmalen Fenster an den Seiten der Haustür die Straße.
    Die Polizeiwache war kaum zehn Minuten von unserem Haus entfernt. Ich wollte die Tür öffnen, bevor Mr. Porter Carson läuten und dadurch die Kinder darauf aufmerksam machen konnte, dass wir einen Gast hatten.
    Zwei Minuten später parkte ein schnittiger Geländewagen am Bordstein vor unserem Garten.
    Der Mann, der ausstieg, trug einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd, eine dunkle Krawatte und einen offenen Mantel. Er war groß und adrett, und er bewegte sich entschlossen und selbstbewusst.
    Während er die Treppe zur Haustür heraufkam, sah ich im Schein der Verandalampen, dass er etwa Mitte vierzig war. Mit seinem dunklen, nach hinten gekämmten Haar sah er blendend aus.
    Als er mich am Fenster stehen sah, hob er einen Finger, als wollte er sagen: Moment mal! Er zog ein schmales Etui aus dem Jackett, klappte es auf und hielt seinen FBI-Ausweis an die Fensterscheibe, damit ich sein Gesicht mit dem Foto darauf vergleichen konnte, bevor ich die Tür aufmachte.

    Offensichtlich hatte Huey Foster dem Agenten schon gesagt, dass wir um unsere Sicherheit bangten, und wenn er Beezos Geschichte kannte, dann leuchtete ihm sicher ein, weshalb es in diesem Fall durchaus vernünftig war, paranoid zu sein.

44
    Von Hollywood geprägt, hätte ich erwartet, dass Porter Carson die schneidige Sprechweise und die kühle Distanz eines Filmagenten zur Schau stellte. Stattdessen hatte er eine Stimme, die ich sofort sympathisch fand: freundlich und mit einem Südstaatenakzent, der den Wörtern alle scharfen Kanten nahm.
    Als ich ihm die Tür aufmachte, verkündete die digitale Stimme der Alarmanlage: »Haustür offen.«
    »Die Anlage bei uns zu Hause funktioniert genauso«, sagte Carson, als wir uns die Hände schüttelten. »Mein Sohn Jamie ist vierzehn und ein richtiger Computerfreak. Eine gefährliche Kombination. Er hat es sich nicht verkneifen können, dem Computer neue Wörter beizubringen. Plötzlich hat das Ding gesagt: Haustür offen! Aufpassen, du Trottel! Na, dann war erst mal Pause, kann ich Ihnen sagen.«
    Ich verriegelte hinter ihm die Tür. »Wir haben drei Kinder; das älteste ist gerade fünf. Die werden alle gleichzeitig im Teenageralter sein.«
    »Au!«
    Während ich Carsons Mantel an der Garderobe aufhängte, sagte ich: »Wir überlegen, ob wir sie einfach gemeinsam in ein Zimmer stecken und durch eine Klappe in der Tür füttern, bis das letzte einundzwanzig ist.«
    Der FBI-Mann sog genüsslich die Luft ein. »Hier drin riecht es wie in der besten Ecke vom Paradies.«
    Girlanden aus den Zweigen von Himalajazedern, der Weihnachtsbaum
(eine Zimmertanne), der Duft von nachmittags zubereitetem Erdnusskrokant, von Popcornbällchen, mit Vanille und Zimt parfümierten Kerzen, frischem Kaffee, in Kirschsud brutzelndem Speck, der Sachertorte im zweiten Backofen …
    Porter Carson ließ den Blick über Glitzerzeug, Lichter und unsere überall verteilte Sammlung von Santa-Claus-Figuren gleiten und legte den Kopf schief, um zu lauschen, wie Bing Crosby »Silver

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