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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Carson sichtlich durcheinander. »Glauben Sie mir, Ma’am, ich kann Ihnen definitiv versichern, dass Beezo nicht vor Ihrer Tür steht und dass er morgen nicht hier sein wird. Er …«
    Frustriert und grau vor Angst, stieß Lorrie ihren Stuhl zurück, stand auf und sagte händeringend zu mir: »Jimmy, um Gottes willen, bring ihn dazu, uns zu glauben. Ich hab das Gefühl, Huey hat nicht genug Leute, um uns zu beschützen. Diesmal werden wir kein Glück haben wie die letzten Male. Wir brauchen Hilfe!«
    Carson sah betrübt aus. Als Gentleman konnte er offenbar nicht sitzen bleiben, wenn eine Dame stand, deshalb stand er auch auf, und ich tat dasselbe, während er sagte: »Mrs. Tock, bitte lassen Sie mich wiederholen, was Chief Foster vorhin zu Ihrem Mann gesagt hat.«
    Nach kurzem Räuspern fuhr er fort: »›Jimmy, es gibt gute Neuigkeiten von Konrad Beezo, die du bestimmt hören willst.‹«
    Das Merkwürdigste war nicht, dass er wortwörtlich wiederholte, was Huey am Telefon gesagt hatte, sondern dass er sich auch genau wie Huey anhörte, nicht wie Porter Carson.
    Nein, das war gar nicht Huey gewesen, mit dem ich telefoniert hatte. Das war der Mann da gewesen.
    Zu mir sagte er: »Und Ihre Antwort war, soweit ich mich erinnere, ziemlich pointiert.« Pause. »›Das passt zwar nicht zur weihnachtlichen Stimmung, aber ich hoffe, man hat den Bastard irgendwo tot aufgefunden.‹«
    Seine Stimme klang so sehr wie meine, dass ich die Angst in jeder Vene und Arterie zucken spürte wie winzig kleine Blutegel.
    Aus seinem Jackett zog er eine Pistole, die mit einem Schalldämpfer ausgerüstet war.

46
    Porter Carson hatte beteuert, er sei nicht gekommen, um uns zu warnen, dass Konrad Beezo vor unserer Tür lauerte.
    Damit hatte er in zweifacher Hinsicht recht gehabt. Zum einen hatte er nicht die Absicht gehabt, uns zu warnen. Und zum anderen hatte Beezo unsere Tür bereits überwunden und befand sich in unserer Küche.
    Außerdem war er sicher gewesen, dass Beezo morgen nicht hier sein würde – weil Beezo schon heute hier war.
    Konrad Beezo hatte haselnussbraune Augen. Die Augen von Porter Carson waren blau. Farbige Kontaktlinsen waren schon seit Jahren erhältlich.
    Beezo war fast sechzig Jahre alt, Carson sah wie fünfundvierzig aus. Nun sah ich die Ähnlichkeiten im Körperbau, aber abgesehen davon schien es sich um zwei unterschiedliche Menschen zu handeln.
    In Rio praktizierten einige der besten plastischen Chirurgen der Welt, die den Jetset aller Länder als Patienten hatten. War man reich und akzeptierte die mit einer grundlegenden Umgestaltung verbundenen medizinischen Risiken, dann konnte man sich erneuern, verjüngen, vollständig renovieren lassen.
    Aber auch wenn man paranoid und besessen von dem Wunsch nach Vergeltung war, und wenn man sich für ein Genie hielt, das von arglistigen Feinden zu Fall gebracht worden war, hatte man offenbar die Motivation, den Schmerz und die Gefahren vieler chirurgischer Eingriffe zu ertragen. Schließlich musste Wahnsinn
sich durchaus nicht immer in Form tollkühner Aktionen äußern; manche mordlüsternen Paranoiker verfügten über die Geduld, Jahre mit dem Planen ihres Rachefeldzugs zu verbringen.
    Als ich Beezos beklemmende Imitation meiner Stimme hörte, fiel mir ein, dass er auch meinen Vater mit der Imitation von dessen Stimme verspottet hatte, damals vor achtundzwanzig Jahren im Wartezimmer für werdende Väter.
    Als Antwort auf die Verblüffung meines Vaters hatte Beezo gesagt: Ich hab dir doch gesagt, dass ich begabt bin, Rudy Tock. Auf mehr Arten und Weisen, als du dir vorstellen kannst.
    In diesen Worten hatte mein Vater nur die Prahlerei eines eitlen, neurotischen Mannes gehört, der es liebte, sich zur Schau zu stellen.
    Fast drei Jahrzehnte später erkannte ich nun, dass dies keine Prahlerei, sondern eine Warnung gewesen war: Komm mir nicht in die Quere!
    Während wir zu dritt um den Küchentisch standen, wurde Beezos Lächeln immer hämischer. Selbst durch die blauen Kontaktlinsen hindurch loderte in seinen braunen Augen ein tückischer Triumph.
    Mit seiner eigenen Stimme, nicht im weichen Südstaatendialekt von Porter Carson, sondern mit dem rauen Timbre des Mannes, der uns mit seinem klotzigen Geländewagen bedrängt hatte, sagte Beezo: »Wie schon gesagt, bin ich hier, um Sie um etwas zu bitten. Wo ist meine Entschädigung?«
    Mein Blick und der von Lorrie machten eine kurze, senkrechte Bewegung: von Beezos hassverzerrtem Gesicht zur Mündung der Pistole und

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