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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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besten Sinne dieses Adjektivs.
    Wie an meinen speziellen Tagen üblich, ging ich nicht zur Arbeit. Hätte ich geglaubt, es würde irgendetwas nützen, rund ums Haus Krokodile anzubinden und alle Fenster zu vernageln, dann hätte ich es getan. Stattdessen half ich den Kindern ein wenig bei ihren Aufgaben und richtete dann das Frühstück her.
    Wir saßen am Küchentisch gerade bei unseren Waffeln mit Erdbeeren, als es an der Tür schellte.
    Lucy ging schnurstracks zum Telefon, legte die Hand auf den Hörer und bereitete sich darauf vor, den Notruf zu wählen.
    Annie nahm die Wagenschlüssel vom Haken, öffnete die Tür von der Küche zur Waschküche und jene von der Waschküche zur Garage, um uns einen Fluchtweg per Auto zu bahnen.
    Andy eilte in die Toilette neben der Küche, um zu pinkeln, damit er bereit zur Flucht war.
    Lorrie begleitete mich bis zum Türbogen zwischen Ess- und Wohnzimmer. Dort gab sie mir einen raschen Kuss.
    Es schellte noch einmal.
    »Wir haben die Monatsmitte, also ist es wahrscheinlich nur der Zeitungsjunge«, sagte ich.
    »Genau.«
    Weniger zu Ehren des Tages, als um mein Schulterhalfter zu
verbergen, trug ich einen hübschen, sportlichen Tweedsakko. Im Hausflur schob ich eine Hand unters Revers.
    Durch das hohe Fenster neben der Tür sah ich den Besucher auf dem Treppenabsatz. Er lächelte mich an und streckte mir eine silberne, mit einem roten Band verzierte Schachtel hin.
    Er war ungefähr zehn Jahre alt, hübsch, mit pechschwarzem Haar und grünen Augen. Seine offenbar maßgeschneiderten Hosen waren aus einem metallischen, silberfarbenen Stoff; sein rotes Seidenhemd hatte verzierte Silberknöpfe. Über dem Hemd trug er ein glänzendes Silberjäckchen mit roten und silbernen Knöpfen in einem Spiralmuster.
    Kurz, er sah aus, als würde er zu einem Elvis-Double ausgebildet.
    Wenn schon Zehnjährige anrückten, um mich umzubringen, dann konnte ich ebenso gut sterben, damit die Sache erledigt war. Auf jeden Fall würde ich keinen kleinen Jungen erschießen, egal, welche Absichten er hegte.
    Als ich die Tür öffnete, fragte er: »Jimmy Tock?«
    »Persönlich.«
    Er streckte mir die Schachtel hin, lächelte wie das Maskottchen einer Blaskapelle im Karneval und sagte: »Für Sie! «
    »Das will ich nicht.«
    Das Lächeln wurde breiter. »Aber es ist für Sie! «
    »Nein, danke.«
    Das Lächeln zitterte. »Von mir für Sie! «
    »Das ist nicht von dir. Wer hat dich damit geschickt?«
    Das Lächeln verschwand. »Mister, um Himmels willen, nehmen Sie die verflixte Schachtel! Wenn ich damit zum Auto zurückkomme, prügelt er mich grün und blau.«
    Am Straßenrand stand eine silbern funkelnde Mercedeslimousine mit roten Rallyestreifen und getönten Scheiben.
    »Wer?«, fragte ich. »Wer wird dich verprügeln?«

    Statt bleich zu werden, wurde das olivfarbene Gesicht des Jungen grau. »Das dauert alles viel zu lange. Bestimmt will er wissen, worüber wir gesprochen haben. Ich soll nicht mit Ihnen plaudern . Wieso tun Sie mir das an? Wieso hassen Sie mich? Wieso sind Sie so gemein? «
    Ich nahm die Schachtel entgegen.
    Sogleich trat das Maskottchenlächeln wieder auf das Gesicht des Jungen. Er salutierte und sagte: »Lassen Sie sich verzaubern! «
    Nicht nötig, darüber nachzubrüten, wo ich den Satz schon mal gehört hatte.
    Er machte auf dem Absatz kehrt, drehte sich buchstäblich glatt um hundertachtzig Grad wie eine Tür in den Angeln, und ging zur Treppe.
    Mir fiel auf, dass er merkwürdige Schuhe trug. Sie sahen aus wie Ballettschuhe, geschmeidig mit weichen Sohlen, und sie waren rot.
    Mit geradezu unheimlicher Anmut stieg er die Treppenstufen hinab und schien auf seinem Weg zum Mercedes eher zu schweben als zu gehen. Er stieg hinten ein und zog die Tür zu.
    Von dem Fahrer oder irgendwelchen anderen Insassen konnte ich nicht den geringsten Blick erhaschen.
    Die Limousine fuhr davon, und ich nahm die Bombe im Geschenkpapier mit ins Haus.

64
    Geheimnisvoll funkelnd stand die Schachtel auf dem Küchentisch. Ich war eigentlich gar nicht der Meinung, dass es sich um eine Bombe handelte, aber Annie und Lucy waren sich sicher, es könne nichts anderes sein.
    Andy grinste verächtlich über die mangelhafte Fähigkeit seiner Schwestern, die Bedrohung korrekt zu analysieren. »Das ist keine Bombe«, erklärte er. »Das ist ein Kopf, den man jemandem abgehackt und in die Schachtel gestopft hat, mit einem Zettel zwischen den Zähnen.«
    Es war nicht zu bezweifeln, dass er das Temperament seiner

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