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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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so ideal zu Punchinellos Nichte, dass es keine einzige ernsthafte Komplikation gab.
    Annie lebte. Annie blühte auf.
    Heute ist sie genauso charmant, lebhaft und strahlend wie in den Tagen, bevor der Krebs sie fast in den Abgrund gerissen hat.
    Nur noch einer der fünf Tage, der 16. April 2005, lag vor mir. Danach kam mir das Leben wahrscheinlich recht merkwürdig vor, weil es keine fürchterlichen Daten auf dem Kalender mehr gab und die Zukunft nicht von schrecklichen Erwartungen getrübt wurde. Vorausgesetzt, ich überlebte.

TEIL SECHS

Ich bin wie wandelndes Mondlicht, von jeder Frau geliebt, von jedem Mann beneidet.

63
    Wenn ich in dem Jahr vor dem fünften von Opa Josefs schrecklichen Tagen nicht gerade damit beschäftigt war, Kuchen zu backen oder zusätzliche Unterweisungen im Gebrauch von Handfeuerwaffen zu erhalten, mein Rezept für Walnuss-Schokolade-Auflauf zu vervollkommnen oder mit wahnsinnigen Nierenspendern Mordpläne zu schmieden, schrieb ich die bisherigen zweiundsechzig Kapitel dieses Buchs.
    Ich bin nicht ganz sicher, wieso ich mich dazu gedrängt fühlte.
    Soweit ich weiß, hat es kein Konditor mit seinen Memoiren je auf die Bestsellerliste der New York Times geschafft. Der heutige Leser beschäftigt sich offenbar lieber mit Enthüllungsgeschichten über Prominente, hasserfüllten politischen Schmähschriften, Ratgebern zum Thema, wie man abnimmt, indem man ausschließlich Butter isst, und Selbsthilfebüchern darüber, wie man stinkreich wird, indem man den Ethos der Samurai auf die Geschäftswelt überträgt.
    Mein Ego hat mich jedenfalls nicht motiviert. Falls dieses Buch durch irgendein Wunder zu einem Erfolg werden sollte, dann würde trotzdem noch jeder denken, dass ich ein wenig kräftig für meine Größe und ein Tollpatsch bin. Ich bin einfach nicht jemand, den man James nennt, selbst wenn ich ein ganzes Bücherregal voll schreiben würde. Ich wurde als Jimmy geboren, und man wird mich Jimmy nennen, wenn man mich ins Grab legt.
    Teilweise habe ich das Buch geschrieben, um meinen Kindern
zu erzählen, wie sie hierher gekommen sind, durch welche stürmischen Meere, an welch gefährlichen Klippen vorbei. Sie sollen wissen, wie sehr ich sie geliebt habe, falls ich nicht lange genug leben sollte, um es ihnen allen hunderttausendmal zu sagen.
    Teilweise habe ich es für meine Frau geschrieben, damit sie mit Gewissheit weiß, dass es ohne sie nicht darauf angekommen wäre, wenn ich schon am ersten der fünf Tage ins Gras gebissen hätte. Jeder Mensch hat sein eigenes Schicksal, aber gelegentlich verflechten sich zwei Schicksale so eng, dass das Schicksal beide durchtrennen muss, sobald es das mit einem tut.
    Außerdem habe ich all dies geschrieben, um mir selbst das Leben zu erklären. Das Geheimnis. Den dunklen und hellen Humor, der Kette und Schuss des Gewebes ist. Die Absurdität. Den Schrecken. Die Hoffnung. Die Freude, den Gram. Den Gott, den wir nur auf Umwegen sehen.
    Was das angeht, bin ich gescheitert. Es sind jetzt kaum noch vier Monate bis zu meinem einunddreißigsten Geburtstag, ich habe viel ertragen und diese ganzen Worte aufgehäuft, doch ich kann das Leben heute nicht besser erklären als damals, als Charlene Coleman mich vor dem Schicksal Punchinellos gerettet hat.
    Ich kann das Warum des Lebens nicht erklären und nicht, wie sein Muster sich entfaltet. Erklären kann ich es nicht, aber ach, wie sehr ich es liebe!
    Und dann, nach siebzehn Monaten voll Frieden und Glück, kam der Morgen des fünften Tages, der sechzehnte April.
    Wir waren auf jede mögliche Weise vorbereitet, die uns die Erfahrung gelehrt hatte, aber wir wussten auch, dass wir uns eigentlich nicht richtig vorbereiten konnten. Man kann das Schicksal ahnen, es aber nicht vorhersehen.
    Weil wir nach dem Tagesablauf von Bäckern und Konditoren lebten und nicht wollten, dass unsere Kinder einen anderen Rhythmus hatten, unterrichteten wir sie zu Hause. Die Schule
begann um zwei Uhr morgens und endete um acht, wonach sie mit uns frühstückten, im Sonnenschein oder im Schnee spielten und zu Bett gingen.
    Als Klassenzimmer diente normalerweise der Esstisch; gelegentlich gab es auch kurze Ausflüge zum Tisch in der Küche. Lorrie fungierte als Lehrerin, was sie großartig konnte.
    Im Januar hatte Annie mit einem nierenförmigen Kuchen ihren siebten Geburtstag gefeiert. In einigen Monaten wurde Lucy sechs, während Andy beharrlich auf die fünf zusteuerte. Alle drei lernten mit Begeisterung und waren besessene Schüler im

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