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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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warf ich ein.
    »Da gibt es ein fantastisches Pollo all’ Alba«, sagte Lorrie. »Toll ist es außerdem im Bijou.«
    Begeistert darüber, dass wir dieselben Lieblingsplätze hatten, sagte ich: »Man muss sich mal vorstellen, dass es tatsächlich ein Kino gibt, das man Bijou getauft hat.«
    »Die ganzen süßen Art-déco-Ornamente«, schwärmte Lorrie. »Außerdem machen sie das Popcorn da mit echter Butter.«
    »Den Stadtpark mag ich auch«, sagte ich.
    Da war unser Mörder anderer Meinung: »Nein, das ist ein böser Ort. Ich habe vorher da gesessen und zusehen müssen, wie
die Vögel auf das Standbild von Cornelius Randolph Snow gekackt haben.«
    »Was soll da böse daran sein?«, fragte Lorrie verwundert. »Wenn der Typ auch nur halb so aufgeblasen war, wie das Standbild ihn darstellt, tun die Vögel genau das Richtige.«
    »Ich meine auch nicht, dass die Vögel böse sind«, erklärte der Mörder mit sonnigem Humor. »Obwohl sie es durchaus sein könnten. Was ich meine, ist: Der Park ist böse, der Erdboden, der ganze Untergrund, auf dem diese Stadt erbaut ist.«
    Am liebsten hätte ich mich mit Lorrie weiter über Dinge unterhalten, die wir beide mochten, um herauszufinden, inwiefern unsere Weltsicht übereinstimmte. Ich war ziemlich sicher, dass sie an einer solchen Unterhaltung ebenfalls Interesse gehabt hätte, aber wir mussten dem lächelnden Mörder zuhören, weil er die Pistole hatte.
    »Aha … hat man die Stadt etwa auf einem indianischen Gräberfeld oder so was erbaut?«, fragte Lorrie.
    Der Mörder schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Der Erdboden war gut, jedenfalls vor langer Zeit, aber durch böse Dinge, die böse Menschen hier getan haben, ist er verdorben worden.«
    »Glücklicherweise«, sagte Lorrie, »besitze ich kein Haus hier. Ich wohne zur Miete.«
    »Und ich wohne bei meinen Eltern«, erklärte ich und hoffte, dass diese Tatsache mich von der eventuellen Komplizenschaft mit dem bösen Erdboden befreite.
    »Die Zeit der Rache ist gekommen«, sagte der Mörder.
    Wie um diese Drohung zu unterstreichen, tauchte aus dem Schirm eines Deckenfluters plötzlich eine Spinne auf und ließ sich an ihrem Seidenfaden langsam herab. Vom Lichtkegel vergrößert, hatte der achtbeinige Schatten zwischen uns und dem Mörder den Umfang eines großen Tellers, der sich krümmte und wand.

    »Böses mit Bösem heimzuzahlen bedeutet, dass jeder nur verliert«, sagte Lorrie.
    »Ich zahle nicht Böses mit Bösem heim«, erwiderte der Mörder keineswegs wütend, sondern erbittert. »Ich übe Gerechtigkeit. «
    »Das ist natürlich ganz was anderes«, sagte Lorrie.
    »An deiner Stelle«, riet ich dem Mörder, »würde ich mich fragen, wie ich mit Sicherheit wissen kann, dass etwas, was ich tue, gerecht ist und nicht wieder nur böse. Das Böse ist nämlich eine ziemlich heikle Angelegenheit. Meine Mutter sagt immer, der Teufel verleitet uns gern zu der Meinung, wir täten das Richtige, obwohl wir eigentlich nur des Teufels Werk tun.«
    »Hört sich so an, als wäre deine Mutter ein sehr fürsorglicher Mensch«, erwiderte er.
    Ich spürte, dass ich ihn an der Angel hatte. »Das ist sie«, stimmte ich ihm zu. »Als ich klein war, hat sie mir sogar die Socken gebügelt.«
    Diese Enthüllung entlockte Lorrie einen besorgt spekulativen Blick.
    Um sie nicht in dem Glauben zu lassen, ich sei ein Exzentriker oder, noch schlimmer, ein Muttersöhnchen, fügte ich rasch hinzu: »Seit ich siebzehn bin, bügle ich meine Sachen selbst. Und meine Socken bügle ich nie.«
    Lorries Miene veränderte sich nicht.
    »Das soll natürlich nicht heißen, dass meine Mutter sie noch bügelt«, plapperte ich hastig weiter. »Meine Socken werden von niemandem mehr gebügelt. Nur Trottel bügeln ihre Socken.«
    Lorrie runzelte die Stirn.
    »Damit meine ich nicht, dass meine Mutter ein Trottel ist«, stellte ich klar. »Sie ist eine großartige Frau. Sie ist kein Trottel, nur fürsorglich. Ich meine, andere Leute, die ihre Socken bügeln, sind Trottel.«

    Nun merkte ich, dass ich mich mit der Sprachfertigkeit eines Tölpels endgültig ins Abseits manövriert hatte.
    »Falls einer von euch beiden seine Socken bügeln sollte«, sagte ich, »dann soll das natürlich nicht heißen, dass ihr Trottel wärt. Bestimmt seid ihr bloß fürsorgliche Menschen wie meine Mom.«
    Mit einem beunruhigend ähnlichen Gesichtsausdruck starrten Lorrie und der Mörder mich an, als wäre ich gerade die Ausstiegsrampe einer fliegenden Untertasse herabgekommen.
    Ich

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