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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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erwiderte sein Grinsen.
    Mein Gebiss entblößte sich nun ebenfalls von Backenzahn bis Backenzahn, aber mein Grinsen war so angstvoll angespannt, dass mir das Gesicht wehtat.
    »Die ganzen Jahre lang habe ich mich auf diesen Tag vorbereitet«, sagte der Mörder. »Ich hatte erwartet, dass es auf irgendeine wüste Art und Weise unterhaltsam, vielleicht sogar spannend sein würde, aber dass es so viel Spaß macht, hätte ich nie gedacht.«
    »Eine Party kann nie besser sein als die Gäste, die man einlädt«, sagte Lorrie.

    Über diesen Spruch grübelte der wahnsinnige Mörder nach, als hätte Lorrie eine der kompliziertesten philosophischen Lehrsätze Schopenhauers zitiert. Er nickte ernst, fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, oben und unten, als könnte er die Brillanz dieser Worte regelrecht schmecken, und schließlich sagte er: »Wie wahr. Wie unendlich wahr.«
    Mir wurde bewusst, dass ich mich nicht besonders aktiv an der Unterhaltung beteiligte, und ich musste verhindern, dass er auf die Idee kam, eine Party zu zweit könnte mehr Spaß machen als eine zu dritt.
    Als ich den Mund aufmachte – zweifellos, um etwas noch Unpassenderes von mir zu geben als den dämlichen Spruch mit dem Kleiderbügel, etwas, das mich einer Kugel im Bauch noch näher gebracht hätte –, hallte ein lauter, hohler Schlag durch das Kellergewölbe. King Kong hämmerte mit seinen mächtigen Fäusten einmal, zweimal, dreimal an die riesige Tür in der dicken Mauer, die seine Hälfte der Insel von der Hälfte trennte, in der die eingeschüchterten Eingeborenen lebten.
    Als der Irre das Hämmern hörte, hellte sich seine Miene auf. »Das müssen Zinker und Knitter sein. Die werden euch gefallen. Sie haben den Sprengstoff dabei.«

11
    Wie sich herausstellte, hatte Cornelius Randolph Snow nicht nur eine ausgeprägte Vorliebe für schöne viktorianische Architektur gehabt, sondern auch für viktorianische Geheimnistuerei von der Sorte, die in den Melodramen dieser Epoche florierte und die Sir Arthur Conan Doyle mit einzigartiger Wirkung in seinen unsterblichen Sherlock-Holmes-Romanen verwendet hatte: unsichtbare Türen, verborgene Zimmer, versteckte Treppen, geheime Gänge.
    Hand in Hand, wenn auch nur wegen der Handschellen, und hastig, wenn auch nur, weil ein Pistolenlauf im Rücken uns anspornte, gingen Lorrie und ich zum Ende des Raums, wo der Irre so hirnrissig auf die alte Zeitung gefeuert hatte.
    Die dortige Wand war in ihrer ganzen Breite und Höhe mit Regalen verbaut. Sie dienten zur Aufbewahrung von etikettierten Kassetten, die Zeitschriften enthielten.
    Der Irre betrachtete prüfend mehrere Regale, von oben nach unten, von links nach rechts. Vielleicht suchte er nach dem 1952er-Jahrgang von Life, vielleicht hoffte er auch, eine weitere saftige Spinne zu entdecken.
    Nein, weder noch. Er suchte nach einem verborgenen Schalter. Als er ihn gefunden hatte, drehte sich ein Teil des Regals zur Seite und gab den Blick in eine Nische dahinter frei.
    Die Steinmauer am Ende der Nische umschloss eine Eichentür mit Eisenbeschlägen. Diese sah aus, als stammte sie aus einem Zeitalter, in dem säumige Büchereibenutzer schärfere Strafen zu erwarten gehabt hatten als eine Versäumnisgebühr und
dahinter bei Wasser und Brot in Einzelhaft gehalten wurden, bis sie reumütig und zerknirscht ihre Missetat gestanden und das fragliche Buch zurückbrachten.
    Der Irre hämmerte dreimal mit der Faust an die Tür, offensichtlich das vereinbarte Antwortsignal.
    Von der anderen Seite erschollen zwei Klopfzeichen, hohl und laut.
    Nachdem der Irre ebenfalls zweimal geklopft hatte, folgte ein einzelnes Klopfen von gegenüber. Er antwortete ebenso.
    Mir kam das Ganze wie ein unnötig komplizierter Code vor, aber der Irre war von dem Ritual begeistert. Er strahlte uns glückselig an.
    Seine lächelnd gebleckten Zähne besaßen nicht mehr ganz den Charme, den sie vorher gehabt hatten. Er war ein bewundernswert gut aussehender Bursche, von dem man sich wider besseres Wissen immer noch einwickeln lassen wollte, aber nun suchte man ständig nach dunklen, haarigen Spinnenresten auf seinen Lippen und seiner Zunge.
    Wenige Sekunden nach dem letzten Klopfen erscholl auf der anderen Seite der Tür das Summen eines kleinen Hochgeschwindigkeitsmotors. Dann kreischte Metall auf Metall.
    Ein Stahlbohrer mit Diamantspitze fraß sich durchs Schlüsselloch. Die rotierende Spirale zerkaute den Schließmechanismus und spuckte Metallspäne auf den Fußboden.
    Unser Gastgeber

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