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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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wird nie am Trapez hängen! «
    Ein weiterer Donnerschlag brandete an die Mauern des Krankenhauses, und wieder gingen fast die Lichter aus.
    Im Halbdunkel hätte Rudy schwören können, dass die Spitze der Zigarette in Beezos rechter Hand heller glomm, als zöge ein Gespenst mit gierigen Lippen daran – und das, obwohl der Clown sie zur Seite gedreht hielt.
    Außerdem meinte Rudy zu sehen, dass Beezos Augen einen kurzen Moment so hell und rot glühten wie die Zigarette. Ein inneres Licht konnte das natürlich nicht sein, aber vielleicht der Widerschein von … irgendetwas.
    Während das Echo des Donners verklang, ging auch der Spannungsabfall in der Stromversorgung vorüber, und als das Licht wieder heller wurde, stand Rudy auf.
    Er war erst vor kurzem wieder ins Wartezimmer gekommen, aber obwohl er nichts Neues über seine Frau gehört hatte, war er bereit, lieber zu der schrecklichen Szene in der Intensivstation zurückzuflüchten, statt in Gesellschaft von Konrad Beezo einen dritten apokalyptischen Donnerschlag samt dem damit verbundenen Dunkel zu erleben.

    Als er die Intensivstation betrat und zwei Schwestern am Bett seines Vaters sitzen sah, fürchtete Rudy das Schlimmste. Obgleich er wusste, dass Josef im Sterben lag, spürte er einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen, weil er das Ende kommen sah.
    Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass Josef in seinem Bett halb aufrecht saß. Er klammerte sich mit den Händen an den Seitengeländern fest und wiederholte erregt die Prophezeiungen, die er einer der beiden Schwestern bereits mitgeteilt hatte: »Einundfünfzig Zentimeter … dreitausendneunhundertzwanzig Gramm … heute Nacht um zehn Uhr sechsundvierzig … Syndaktylie …«
    Als Josef seinen Sohn erblickte, zog er sich ganz zum Sitzen hoch, und eine der Schwestern stellte die obere Betthälfte höher, um seinen Rücken zu stützen.
    Er hatte nicht nur die Sprache wiedererlangt, sondern schien auch die halbseitige Lähmung überwunden zu haben, die der Schlaganfall hervorgerufen hatte. Als er Rudys rechte Hand packte, war sein Griff fest, ja geradezu schmerzhaft.
    Verblüfft angesichts dieser Entwicklung, nahm Rudy zuerst an, sein Vater sei auf wundersame Weise irgendwie genesen. Dann jedoch spürte er die Verzweiflung eines Sterbenden, der eine wichtige Botschaft mitzuteilen hatte.
    Josefs abgehärmtes Gesicht sah so eingefallen aus, als habe der Tod wie ein Taschendieb schon vor Tagen begonnen, ihm seine Lebensenergie zu stehlen, Gramm für Gramm. Die Augen hingegen wirkten riesig. Furcht schärfte seinen Blick, als er ihn fest auf seinen Sohn richtete.
    »Fünf Tage«, sagte Josef mit qualvoll rauer Stimme. Er war förmlich ausgedörrt, weil er nur intravenös mit Flüssigkeit versorgt worden war. »Fünf schreckliche Tage!«
    »Ganz ruhig, Dad, reg dich nicht auf«, mahnte Rudy, sah
jedoch auf dem EKG-Monitor, dass die schillernde Kurve, die den Herzschlag seines Vaters anzeigte, ein nahezu regelmäßiges Muster hatte.
    Eine der Schwestern ging hinaus, um einen Arzt zu rufen. Die andere trat vom Bett zurück und blieb wartend stehen, um sofort helfen zu können, falls der Patient einen neuen Schlaganfall bekam.
    Josef leckte sich über die aufgesprungenen Lippen, um seinem Flüstern einen Weg zu bahnen, dann machte er seine fünfte Prophezeiung: »James. Er wird James heißen, aber niemand wird ihn James nennen. Jim auch nicht. Alle werden ihn Jimmy rufen.«
    Rudy war verblüfft. Er und Maddy hatten tatsächlich den Namen James ausgesucht, falls das Baby ein Junge werden sollte, und Jennifer für ein Mädchen. Darüber gesprochen hatten sie allerdings mit niemandem.
    Auch Josef konnte es also nicht gewusst haben. Und doch wusste er es.
    Mit zunehmender Dringlichkeit fuhr Josef fort: »Fünf Tage. Du musst ihn warnen. Fünf schreckliche Tage.«
    »Ruhig, Dad«, wiederholte Rudy. »Du wirst wieder gesund.«
    Sein Vater, bleich wie ein angeschnittenes Weißbrot, wurde noch bleicher, bis sein Gesicht weißer war als Mehl in einem Messbecher. »Ich werde nicht gesund. Ich sterbe. «
    »Du stirbst nicht. Schau dich doch an. Die Lähmung ist vorbei, und du …«
    »Ich sterbe«, beharrte Josef. Seine raue Stimme wurde lauter, in den Schläfen pochte das Blut, und die Anzeige auf dem Monitor wurde hektischer, während er versuchte, die beruhigenden Worte seines Sohnes abzuwehren und ihn zur Aufmerksamkeit zu zwingen. »Fünf Daten. Schreib sie auf. Schreib sie jetzt auf. Jetzt sofort! «

    Verwirrt und

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