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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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voller Angst, das hartnäckige Drängen könnte einen weiteren Schlaganfall auslösen, besänftigte Rudy seinen Vater.
    Er borgte sich von der Schwester einen Kugelschreiber. Papier hatte sie keines, und die am Fußende des Betts hängende Patientenkarte ließ sie ihn nicht benutzen.
    Aus seinem Portemonnaie zog Rudy den ersten Gegenstand, auf dem genügend freier Platz zum Schreiben war: ausgerechnet eine Freikarte für den Zirkus, in dem Beezo auftrat.
    Die Karte hatte Rudy eine Woche vorher von Huey Foster bekommen, einem Beamten der örtlichen Polizei. Die beiden waren seit ihrer Kindheit miteinander befreundet.
    Eigentlich hatte Huey Konditor werden wollen wie Rudy. Er hatte jedoch kein Talent für eine Karriere in der Backstube. An seinen Muffins biss man sich die Zähne aus. Seine Zitronentörtchen beleidigten jeden Gaumen.
    Wenn Huey dank seines Jobs etwas umsonst bekam – Eintrittskarten für den Zirkus, Freifahrscheine für die Fahrgeschäfte auf dem Rummelplatz, Probepackungen Patronen von verschiedenen Munitionsfabriken –, gab er Rudy etwas davon ab. Im Gegenzug versorgte Rudy seinen Freund mit Keksen, die einem nicht den Appetit verdarben, Kuchen, bei deren Geruch man nicht die Nase rümpfte, sowie Torten und Strudeln, bei denen es einem nicht hochkam.
    Auf der Vorderseite der Freikarte prangten rote und schwarze Blockbuchstaben, geschmückt mit Elefanten und Löwen; die Rückseite war leer. Auseinandergefaltet war das Billett etwa acht mal dreizehn Zentimeter groß und bot damit so viel Platz wie eine mittlere Karteikarte.
    Während heftiger Regen an ein nahes Fenster prasselte und das Geräusch unzähliger trappelnder Füße entstehen ließ, klammerte sich Josef wieder ans Geländer, um sich zu verankern.
Vielleicht hatte er Angst davonzuschwimmen. »Neunzehnhundertvierundneunzig. Fünfzehnter September. Ein Donnerstag. Schreib das auf!«
    Rudy, der neben dem Bett stand, nahm das Diktat auf. Er tat dies in der gestochenen Schrift, mit der er seine Rezeptkarten ausfüllte: DONNERSTAG, 15. SEPT. 1994.
    Josefs weit aufgerissene Augen blickten wild wie die eines Kaninchens, das einen hungrigen Kojoten im Visier hat. Er starrte auf einen Punkt hoch oben an der Wand gegenüber seinem Bett. Dabei schien er noch etwas anderes zu sehen als die Wand, etwas dahinter. Vielleicht die Zukunft.
    »Warne ihn«, sagte der Sterbende. »Um Gottes willen, warne ihn! «
    Verdutzt fragte Rudy: »Wen soll ich warnen?«
    »Jimmy. Deinen Sohn Jimmy, meinen Enkel.«
    »Der ist doch noch gar nicht geboren.«
    »Gleich. Noch zwei Minuten. Warne ihn! Neunzehnhundertachtundneunzig. Neunzehnter Januar. Ein Montag.«
    Wie gebannt von dem gespenstischen Ausdruck auf dem Gesicht seines Vaters, stand Rudy mit über dem Papier schwebendem Kugelschreiber da.
    »Schreib es auf!«, brüllte Josef. Sein Mund verzog sich dabei so gewaltsam, dass seine trockene, rissige Unterlippe platzte. Ein roter Faden floss langsam am Kinn hinab.
    »Neunzehnhundertachtundneunzig«, murmelte Rudy beim Schreiben.
    »Neunzehnter Januar«, wiederholte Josef krächzend. Der Schrei hatte seine ausgedörrte Kehle ruiniert. »Ein Montag. Schrecklicher Tag.«
    »Wieso?«
    »Schrecklich, schrecklich.«
    »Und wieso wird er schrecklich sein?«, fragte Rudy hartnäckig.

    »Zweitausendzwei. Dreiundzwanzigster Dezember. Wieder ein Montag.«
    Rudy notierte das dritte Datum. »Dad, mir wird langsam unheimlich«, sagte er dabei. »Ich hab keine Ahnung, was das soll.«
    Josef klammerte sich immer noch links und rechts an dem eisernen Bettgeländer fest. Plötzlich schüttelte er es so heftig und mit so unvermuteter Kraft, dass sich das Geländer förmlich aus den Scharnieren zu lösen schien. Das Klappern hätte sich auch in einem gewöhnlichen Krankenzimmer laut angehört, aber in der sonst mucksmäuschenstillen Intensivstation klang es wie eine Detonation.
    Zuerst stürzte die Schwester, die das Ganze besorgt beobachtete, aufs Bett zu, vielleicht um den Patienten zu beruhigen, aber dann hielt sie inne. Offenbar schreckte die alarmierende Kombination von wildem Zorn und Grauen, die Josefs bleiches Gesicht verzerrte, sie ab. Als dann auch noch das Gebäude von einem derart heftigen Donnerschlag erschüttert wurde, dass Staub von den schalldämpfenden Deckenfliesen rieselte, zog sie sich wieder zurück. Fast hatte es den Anschein, als dächte sie, Josef könnte die Detonation selbst heraufbeschworen haben.
    »Schreib es auf!«, forderte er.
    »Hab ich ja schon getan«,

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