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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Roeder
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diesem Zustand weiterzugehen. Du würdest mindestens das doppelte der normalen Zeit benötigen, was wiederum bedeutet, dass wir bei Einbruch der Nacht immer noch hier festsitzen würden«, gab er zu bedenken.
    »Ich verspreche, dass ich dich nicht aufhalte und keine einzige Pause fordern werde. Aber bitte lass uns heute noch weitergehen.« Matt sah mich lange an und zwischen seinen Augenbrauen bildetet sich wieder diese tiefe Falte. Schließlich seufzte er.
    »Wie du willst. Zuerst werde ich mich um deinen Knöchel kümmern und dann suchen wir einen passenden Ast, den du als Gehhilfe benutzen kannst«, erklärte er.
    »Danke«, sagte ich und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Matt erhob sich und beugte sich zu mir. Er küsste mich nur kurz, doch wieder spürte ich dabei diese wohlige Wärme, die sich in meinem ganzen Körper ausbreitete.
    Anschließend zog er den Verbandkasten, aus dem Rucksack und machte sich daran, meinen Knöchel zu bandagieren.
     

 
     
    Mit Hilfe des Leathermans hatte Matt mir aus einer Astgabel eine Gehhilfe gebastelt. Ich war erstaunt, wie flink und geschickt er dies bewerkstelligt hatte.
    Das obere Ende hatte er mit einem alten Shirt umwickelt, damit es mich nicht so schmerzte, wenn ich mir die fertige Krücke unter die Achsel klemmte.
    Mein Bein hatte er fachmännisch verbunden und mit einigen kleinen Ästen und einer Menge Mullbinden fixiert. Die Platzwunde an meiner Stirn blutete mittlerweile auch nicht mehr und war nun von einem großen Pflaster bedeckt.
    »Versuch zu laufen«, forderte er mich auf. Ich klemmte mir die Astgabel unter den Arm und humpelte los. Als ich meinen Fuß belastete, hätte ich am liebsten laut geschrien, doch ich biss mir tapfer auf die Lippen und ließ mir nicht anmerken, wie weh mir jeder Schritt tat.
    Wie würde ich denn dastehen, wenn ich jetzt plötzlich das weinerliche Mädchen spielte, wo ich zuvor so taff darauf bestanden hatte, den Weg heute noch fortzusetzen.
    »Alles in Ordnung«, sagte ich und lächelte gequält.
    »Mach mir nichts vor, ich kann sehen, wie sehr du dich zusammenreißt. Es tut höllisch weh, nicht wahr?«, entgegnete er.
    »Nur ein bisschen, aber das wird sicherlich auch vorübergehen, wenn mein Fuß sich erst wieder an die Belastung gewöhnt hat«, log ich.
    »Du bestehst also immer noch darauf, heute die Schlucht zu durchqueren?«, fragte er ungläubig.
    »Natürlich«, beteuerte ich. »Und wir sollten langsam mal los, damit wir nicht noch mehr Zeit verlieren.« Während Matt unsere Sachen zusammenpackte, fragte ich mich, was ich da überhaupt tat. War ich denn bescheuert? Ich hatte ja jetzt schon Schmerzen, die mir die Tränen in die Augen trieben, wie wollte ich diesen ganzen Weg bewältigen, ohne irgendwann zusammenzubrechen?
    »Leg deinen Arm um meine Schulter und lass mich dir helfen«, sagte Matt, der jetzt neben mir stand. Dankbar nahm ich seine Hilfe an. Dadurch, dass Matt mir einen großen Teil meines Gewichtes abnahm, indem ich mich auf ihn stützte, fiel mir das Gehen wesentlich leichter.
    Wir kamen trotz meines verstauchten Knöchels relativ zügig voran. Immer wieder sah ich zu Matt, der jetzt nicht nur den schweren Rucksack, sondern auch mein halbes Gewicht schleppte. Ich fragte mich, wie lange er das wohl noch aushalten würde. Sicher, er war muskulös und schien recht sportlich zu sein, aber jeder hatte irgendwann seine Grenzen erreicht.
    Als die Sonne im Zenit stand, wurde es in der Schlucht unerträglich heiß. Jetzt verstand ich, warum sich die Wölfe tagsüber lieber in ihren Höhlen ausruhten, als in dieser sengenden Hitze zu schmoren.
    Vor geraumer Zeit noch war unser Weg mit Bäumen gesäumt gewesen, die uns einen guten Schutz vor der Sonne geboten hatten, doch nun war da nichts als steiniger Untergrund.
    Mit jeder Stunde, die wir liefen, gelang es mir besser voranzukommen. Bei unserer letzten, kurzen Rast hatte ich drei Aspirin genommen und diese schienen jetzt zu wirken.
    Irgendwann gelang es mir sogar, ohne Matts Hilfe zu laufen, was mein Gewissen erheblich entlastete und auch mein Begleiter schien sichtlich erleichtert, als er nur noch die Last des Rucksacks zu tragen hatte.
    Der Nachmittag ging dahin und irgendwann stand die Sonne so tief, dass die Felsen zu beiden Seiten lange Schatten warfen. Matt sah besorgt auf die Uhr und blieb stehen.
    »Was ist los?«, erkundigte ich mich.
    »Wir werden es nicht schaffen vor Einbruch der Dunkelheit«, klärte er mich auf und sah sich um. »Wir sollten uns nach

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