Traumfaenger
an. Die Türen öffneten sich und ich spähte vorsichtig auf den Gang. Es war völlig still und niemand war zu sehen. Langsam trat ich heraus und sah mich um. Anscheinend war in diesem Stockwerk die Verwaltung untergebracht.
Direkt neben dem Aufzug erspähte ich eine Informationstafel und fand schnell den Namen, den ich suchte. Dr. George Conners Büro befand sich laut dem daneben aufgehängten Plan am Ende des Flurs. Ich holte noch einmal tief Luft und machte mich mit meiner braunen Papiertüte auf den Weg.
Plötzlich trat eine sehr korpulente Schwester aus einem der Räume und wir stießen fast zusammen. Mit hochgezogenen Brauen betrachtete sie erst mich, dann wanderte ihr Blick zu der Tüte, an der ich mich festklammerte, als transportierte ich darin die britischen Kronjuwelen.
»Kann ich Ihnen helfen?«, wollte sie wissen. Ich öffnete den Mund, doch kein einziges Wort kam heraus. Sie stemmte die Hände in die ausladenden Hüften und sah mich abwartend an. Himmel, die Frau konnte einem aber auch Angst machen. Wahrscheinlich war sie mit Leib und Seele Krankenschwester, deren größtes Vergnügen darin bestand, den Patienten Einläufe zu verpassen.
»Ich, also … ich habe eine Lieferung für Dr. Conner«, stammelte ich.
»Der ist noch in einer Sitzung. Geben sie es doch einfach bei seiner Sekretärin ab«, schlug sie vor und deutete auf eine der hinteren Türen. Ich nickte und setzte mich in Bewegung. Auch die stämmige Schwester setzte ihren Weg fort und war kurz darauf in einem anderen Raum verschwunden. Ich atmete erleichtert auf.
Schließlich stand ich vor einer Tür, neben der ein Schild mit der Aufschrift "Dr. med. G. Conner - Klinikleitung" angebracht war. Meine Handflächen waren mittlerweile schweißnass und mein Puls raste. Ich war mir nicht sicher, ob es daran lag, dass ich vor Dr. Conners Büro stand und nicht wusste, was ich jetzt tun sollte, oder daran, dass ich mir sicher war, dass Matt hier in der Nähe war.
Irgendwo in diesem Krankenhaus lag Matt, da war ich mir ganz sicher. Für einen Moment dachte ich darüber nach, umzudrehen und ihn zu suchen, aber was hätte das für einen Sinn? Solange seine Seele defekt war, konnte er nicht aus dem Koma erwachen. Aber allein der Gedanke, ihn nur zu sehen, war sehr verlockend.
Eine weibliche Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich wirbelte erschrocken herum, doch es war niemand zu sehen. Ich lauschte und begriff, dass die Stimme aus dem Büro kam, vor dem ich stand. Jemand telefonierte. Als es wieder still war, nahm ich all meinen Mut zusammen und klopfte an.
»Ja bitte?«, hörte ich die selbe Stimme sagen, die eben noch telefoniert hatte. Zaghaft öffnete ich die Tür und spähte in den Raum. Mein Blick fiel auf eine weitere Tür, die zum Büro von Matts Onkel führen musste. Rechts daneben stand ein Schreibtisch, an dem eine grauhaarige Frau saß und mich erwartungsvoll ansah.
»Ich möchte zu Dr. Conner«, sagte ich mit fester Stimme.
»Werden Sie erwartet?«, fragte die Frau und warf einen beiläufigen Blick auf ihren Terminplaner.
»Nein, aber es ist wirklich sehr dringend.«
»Worum geht es denn, wenn ich fragen darf?« Ich überlegte, was ich ihr antworten sollte. So wie es aussah, war Matts Onkel wieder zurück und ich musste ihn um jeden Preis sprechen.
»Um seinen Neffen Matthew«, gab ich zurück. Einen kurzen Moment meinte ich ein kurzes Flackern in ihren Augen gesehen zu haben, doch es war so schnell vorbei, wie es gekommen war. Sie griff nach dem Telefonhörer und drückte eine Taste, dann meldete sie mich an.
Ich saß in einem schwarzen Ledersessel und musterte den grauhaarigen Mann, der hinter seinem Schreibtisch saß und mich interessiert ansah. Die Ähnlichkeit zu Matt war unverkennbar.
Dr. George Conner hatte die gleichen grünen Augen wie Matt und auch sonst ähnelten sich die beiden Männer. Nur mit dem Unterschied, dass der Mann, der mir jetzt gegenübersaß, schon ergraut war. Er war sozusagen eine ältere Ausgabe von Matt. Wenn Matt seinem Onkel so ähnlich sah, wie hatte dann erst sein Vater ausgesehen, fragte ich mich.
»Sie sind also wegen Matt hier«, sagte mein Gegenüber. »Woher kennen Sie ihn, wenn ich fragen darf?« Ich schluckte und zwang mir ein Lächeln ab. Wenn ich Matt richtig verstanden hatte, wusste sein Onkel, dass es die Traumwelt wirklich gab. Warum also sollte ich ihm nicht die Wahrheit sagen?
»Aus meinen Träumen«, antwortete ich und beobachtete ganz genau seine Reaktion. Dr. Conners
Weitere Kostenlose Bücher