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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Roeder
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vernichtenden Blick. Doch ich war zu neugierig, mehr über diese Art der Nachrichtenübermittlung zu erfahren, als dass ich mich jetzt mit Lee streiten wollte.
    »Wenn ich dir einen gutgemeinten Rat für dein intellektuelles Dickicht geben darf: Ich habe in den letzten Tagen so einiges durchgemacht und bin dementsprechend gereizt. Ganz besonders, wenn es um picklige Teenager geht, die alles mit einem dummen Spruch kommentieren müssen.«
    »Wow, sie sieht aus, als ob sie dich gleich töten will«, bemerkte Bruce an seinen Bruder gewandt. Der schluckte laut und sah verlegen zu Boden.
    »Dann wäre das auch geklärt«, stellte ich zufrieden fest, nachdem es Lee anscheinend die Sprache verschlagen hatte. »Ich kann euch also eine Nachricht schicken, indem ich mir etwas auf die Haut schreibe, richtig?« Keiner der beiden Jungen traute sich etwas zu sagen, daher nickten sie nur zustimmend. »Das ist ja gut zu wissen«, murmelte ich mehr zu mir selbst. Ich wusste zwar im Moment nicht, wie mir diese Art der Verständigung weiterhelfen konnte, aber man konnte ja nie wissen.

 
     
    Nachdem ich in Mr. Wangs Bad geduscht hatte, fühlte ich mich erheblich besser. Ich nahm die Tasche, die ich fürs Studentenheim gepackt hatte, und suchte mir frische Kleidung heraus. Als ich fertig angekleidet war, ging ich in den Verkaufsraum der Reinigung, wo Mr. Wang und die Zwillinge sich unterhielten.
    »Ich werde jetzt gehen und mich ein wenig in der Klinik umsehen«, erklärte ich. Mr. Wang seufzte.
    »Ich bin immer noch der Meinung, dass dies keine gute Idee ist, Kylie«, gab er zu bedenken. Ich tat seinen Einwand mit einer Handbewegung ab.
    »Ich passe schon auf mich auf. Und wenn ich zurückkomme, schicken sie mich wieder in den Traumwald, nicht wahr?« Er nickte.
    »Ich werde alles vorbereiten. Versprich du mir, dass du vorsichtig bist«, bat er. Ich legte zwei Finger auf mein Herz und lächelte.
    »Ich verspreche es.«
     
    Das Mount Sinai Hospital lag direkt am Central-Park. Ich stand vor dem Eingang in der Madison Avenue und starrte auf das monströse Gebäude. Das, was für mich wie ein unpersönlicher Beton-Bunker aussah, war in Wirklichkeit eine der renommiertesten Privatkliniken im ganzen Land.
    Jetzt, wo ich vor dem gläsernen Eingang stand und einen Blick auf die Sicherheitsbeamten werfen konnte, die jeden akribisch untersuchten, der ins Innere ging, war mir doch ein wenig unwohl zumute. Ich war ohne einen Plan hier aufgetaucht und hatte keine Ahnung, wie ich in dieser riesigen Klinik, Matt, oder einen Hinweis auf ihn, finden sollte.
    Mein Blick schweifte umher und blieb an einem Sandwich-Laden gegenüber des Krankenhauses hängen. Einen kurzen Moment dachte ich angestrengt nach, dann marschierte ich direkt darauf zu.
     
    Mit einer braunen Papiertüte bewaffnet, in der sich ein italienisches Sandwich befand, stand ich in der riesigen Eingangshalle des Mount Sinai Hospitals. Zu meiner Rechten erkannte ich einen Informationstresen, auf den ich geradewegs zusteuerte. Ein Stück weiter dahinter standen die Sicherheitsbeamten.
    Ich ging zielstrebig auf die Information zu. Ein junger Mann sah auf und knipste sofort sein Arbeits-Lächeln an.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er freundlich. Ich hielt die Papiertüte in die Höhe und fummelte an dem weißen Beleg herum, der oben befestigt war. Ich tat, als müsse ich nachlesen, für wen die Lieferung bestimmt war.
    »Eine Lieferung für Dr. George Conner«, sagte ich schließlich. Der Mann nickte kurz, tippte etwas auf seiner Tastatur und sah dann auf einen Bildschirm. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust, als er aufsah.
    »Dr. Conner befindet sich noch in einer Sitzung. Sie können das ...«, er deutete auf die Tüte, » … aber bei seiner Sekretärin abgeben«, sagte er.  Als ich mich nicht vom Fleck rührte, fügte er hinzu: »Siebter Stock. Es ist ausgeschildert.« Ich nickte und bedankte mich höflich, dann schlenderte ich unter den wachsamen Augen eines der Sicherheitsbeamten zu den Aufzügen.
    Als ich im Aufzug stand und auf die blinkende Digitalanzeige starrte, die jedes erreichte Stockwerk anzeigte, hatte ich noch immer keinen Plan. Was sollte ich sagen, wenn ich Matts Onkel begegnen würde? Sollte ich ihm von meinen Ausflügen in die Traumwelt berichten und davon, dass Matts Seele beschädigt war? Oder sollte ich gleich auf den Punkt kommen, ihn zur Rede stellen und fragen, warum er seinem Neffen nicht half?
    Ein lautes "Bing" kündigte die Ankunft im siebten Stock

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