Traumfaenger
Traumwald zurückzukehren.
»Ist schon gut«, murmelte ich und nahm die Suppe. Zaghaft schob ich mir den ersten Löffel in den Mund und war erstaunt, wie gut sie schmeckte. Dabei beobachtete ich verstohlen, wie sich Mr. Wang mit Bruce und Lee auf Chinesisch unterhielt. Ich verstand natürlich kein Wort. Im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen, bei denen ich aus diversen Wortfetzen manchmal erraten konnte, um was es ging, war ich hier völlig ahnungslos.
Ich sah, wie Bruce seinen Anhänger anhob und etwas sagte. Daraufhin nickte Mr. Wang zustimmend. Beeindruckt lauschte ich der seltsamen Sprache. In meinen Ohren klang es, als versuche jemand mit Kiefergymnastik, etwas zu lockern, das sich zwischen den Zähnen festgesetzt hatte. Als ich die Suppe ausgelöffelt hatte, stellte ich die Schüssel lautstark zurück auf den Nachttisch. Sofort verstummte das Gespräch.
»Hat es geschmeckt?«, wollte Mr. Wang wissen, der zufrieden registrierte, dass ich alles aufgegessen hatte.
»Ja, danke, es war sehr gut.« Er nickte und strahlte über das ganze Gesicht.
»Du solltest noch ein paar Stunden im Bett bleiben, danach kannst du aufstehen. Jetzt ist sowieso nicht die ideale Zeit, um etwas zu erledigen«, gab er zu bedenken. Ich war es zwar leid, hier zu liegen, aber Mr. Wang hatte recht. Ich wollte heute in die Klinik fahren und mich dort ein bisschen umsehen und dazu war es noch viel zu früh.
»Wie geht es deinem Knöchel?«, erkundigte er sich. Ich bewegte den Fuß vorsichtig und stellte fest, dass ich keinen Schmerz mehr spürte.
»Gut«, antwortete ich erfreut. Er nickte zufrieden.
»Wir bleiben bei dir und leisten dir Gesellschaft, bis es hell wird«, beschloss Lee und Bruce stimmte ihm nickend zu.
»Ich Glückspilz«, murmelte ich. Mr. Wang lachte kurz auf und wies die beiden Jungs zurecht, mir nicht unnötig auf die Nerven zu gehen, bevor er das Zimmer verließ.
»Willst du lieber noch etwas schlafen?«, erkundigte sich Bruce. Ich schüttelte den Kopf.
»Geschlafen habe ich in den letzten Tagen wirklich genug.« Es folgte wieder eine unerträgliche Stille. Schließlich brach Lee das Schweigen.
»Du willst Matt helfen, oder?« Ich sah ihn erstaunt an.
»Ihr kennt Matt?«
»Klar kennen wir ihn. Ist ein echt netter Kerl«, antwortete Lee. »Er sitzt ganz schön in der Scheiße, nicht wahr? Jedenfalls nach dem, was Onkel Wang uns erzählt hat.«
»Das kann man wohl sagen«, seufzte ich und verspürte wieder diesen kleinen Stich in der Herzgegend, wenn ich an Matt dachte. Wie es ihm wohl gerade ging? Hoffentlich war er wohlauf. Die beiden Jungen wechselten ein paar chinesische Worte, danach sahen sie zu mir und ihr Blick wirkte entschlossen.
»Wir würden Matt auch gerne helfen, wenn du einverstanden bist.« Ich sah die Zwillinge verdutzt an.
»Wie wollt ihr das anstellen?« Bruce beugte sich ein Stück nach vorn und warf einen prüfenden Blick zur Tür, dann flüsterte er:
»Onkel Wang hat erzählt, dass anscheinend jemand in der Klinik dafür verantwortlich ist, dass Matt nicht aufwacht. Stimmt das?«
»Es sieht ganz so aus. Worauf willst du hinaus?«, erkundigte ich mich und beugte mich nun meinerseits etwas näher zu meinem Gesprächspartner.
»Naja, während du wieder in die Traumwelt gehst, können wir hier etwas recherchieren. Und falls du etwas Interessantes herausfindest, kannst du es uns mitteilen und wir kümmern uns darum.«
»Und wie soll das funktionieren?«, fragte ich neugierig. Wenn es einen Weg geben würde, wie man zwischen beiden Welten miteinander kommunizieren konnte, dann hätte Matt mir das sicher verraten. Bruce hob einen kleinen Rucksack vom Boden auf und wühlte darin herum. Als er gefunden hatte, wonach er suchte, reichte er mir einen Stift.
»Was soll ich damit?«, fragte ich irritiert und drehte den Edding zwischen den Fingern.
»Uns eine Nachricht schreiben, was sonst?« Ich schloss kurz die Augen und atmete einige Male tief durch.
»Geht es vielleicht ein wenig präziser?« Die Zwillinge warfen sich einen genervten Blick zu.
»Wenn du in der Traumwelt bist und etwas damit ...«, er deutete auf den Stift in meiner Hand. » … auf deine Haut schreibst, können wir es hier sehen«, erklärte er. Stirnrunzelnd blickte ich auf den Edding.
»Ihr meint, wenn ich mir ein Wort auf den Arm schreibe, während ich mich in der Traumwelt befinde, taucht dieses Wort auch hier auf meinem realen Arm auf?«
»Sie hat es geschnallt«, bemerkte Lee zynisch. Ich bedachte ihn mit einem
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