Traumfaenger
erklärte er und legte bewundernd seine Hand auf den Flammenwerfer. »Die Reichweite beträgt über zwanzig Meter. Du kannst diese Kreaturen vernichten, ohne dass sie dir zu nahe kommen«, versuchte er mich zu überzeugen.
»Über zwanzig Meter?«, fragte ich sichtlich erstaunt. Lee nickte stolz.
»Genau.« Ich kaute auf einem Fingernagel herum, während ich nachdachte. Die Reichweite dieses Gerätes war ein Argument, das ich nicht ignorieren konnte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich auf Seelenfresser treffen würde. Einen solchen Flammenwerfer bei mir zu haben, wäre ein nicht zu verachtender Vorteil.
»Wie lange funktioniert der Flammenwerfer?«, erkundigte ich mich. Sofort wich das euphorische Lächeln aus Lees Gesicht und er trat unbehaglich von einem Bein aufs andere.
»Zwischen zehn und zwanzig Sekunden«, antwortete er kaum hörbar.
»Pro Strahl oder überhaupt?«
»Für die komplette Feuerdauer. Danach ist der Tank leer«, erklärte er sichtlich geknickt. Ich rieb mir erschöpft die Augen und versuchte abzuwägen, was ich tun sollte. Das Ungetüm war schwer, aber es könnte von unschätzbarem Wert sein, wenn ich auf die Seelenfresser traf. Dass sich die komplette Einsatzdauer des Flammenwerfers auf maximal 20 Sekunden beschränkte, war allerdings ein nicht unerheblicher Nachteil. Auf der anderen Seite hätte ich mit einer solchen Waffe sogar eine Chance, wenn mich mehr als nur eine Handvoll Seelenfresser angreifen würden. Aber die ganze Apparatur wog mehr als die Hälfte meines eigenen Körpergewichtes. Ich seufzte.
»Ok, ich nehme den Flammenwerfer mit«, entschied ich. Ich musste ihn ja nicht die ganze Strecke mit mir herumschleppen und konnte ihn jederzeit abnehmen und zurücklassen. Doch nun musste ich sorgsam auswählen, was ich noch mitnehmen würde, denn viel konnte ich nicht mehr tragen. Ich entschied mich für drei Dosen Haarspray, ein paar Feuerzeuge und einen kleinen Beutel mit Verbandszeug. Das musste genügen.
Nachdem ich fast fünf Minuten im Bett hin und her gerutscht war, um eine halbwegs erträgliche Position zu finden, reichte Bruce mir einen Stift.
»Vergiss den Edding nicht, und wenn du uns etwas mitteilen willst, weißt du ja, was du zu tun hast.« Ich nickte und verstaute den Stift bei den Feuerzeugen in meiner Jeanstasche. Mit den Tanks auf dem Rücken lag ich jetzt seitlich im Bett, einen kleinen Rucksack in meinen Armen und wartete auf Mr. Wang, der gerade den Sud zubereitete.
Wie ich mich mit diesem Gewicht auf den Beinen halten sollte, wusste ich allerdings nicht. Nur zu gut erinnerte ich mich an das letzte Mal, als ich mit einem riesigen Rucksack in die Traumwelt gereist und prompt nach hinten umgekippt war. Es würde mich nicht wundern, wenn sich dieses Szenario heute wiederholen würde.
Nebel um mich herum, nichts als Nebel. Er war so dicht, dass ich kaum die Hand vor Augen erkennen konnte. Ganz vorsichtig, mit wackeligen Knien, setzte ich einen Fuß vor den anderen. Der Flammenwerfer auf meinem Rücken war so schwer, dass ich nur langsam vorankam.
Die Luft wurde klarer und der dichte Nebel, der bereits einen feuchten Film auf meiner Haut hinterlassen hatte, verzog sich. Ich blickte mich um. Genau hier war ich gelandet, bevor ich Matt kennengelernt hatte. Es war wie ein Deja-Vu. So, als ob sich alles noch einmal wiederholen würde, nur mit dem Unterschied, dass Matt nicht hier war.
Beide Hände fest um das Rohr des Flammenwerfers gelegt und den Finger auf der Sicherung, schritt ich tiefer in den Wald. Als ich diesmal ein Heulen in weiter Ferne vernahm, zuckte ich nicht erschrocken zusammen, sondern lächelte wissend. Das waren meine Wölfe, und wenn ich sie erst einmal erreicht hatte, war ich für eine gewisse Zeit in Sicherheit.
Links neben mir im Wald knackten trockene Äste. Ich fuhr so schnell es mir mit dem Monster auf meinem Rücken möglich war, herum. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich in die Dunkelheit vor mir, konnte aber nichts Verdächtiges erkennen.
Auch heute schien wieder der Vollmond, wie in jeder Nacht, doch sein Licht drang nicht bis in die Tiefen des Dickichts.
»Ganz ruhig, Kylie. Alles wird gut. Du hast einen Flammenwerfer und wirst jeden Seelenfresser grillen, der dir zu nahe kommt«, murmelte ich mir selbst zu und ging weiter.
Nach zehn Minuten war ich derart aus der Puste, dass ich ernsthafte Zweifel hatte, wie ich mit dem Gerät auf meinem Rücken die ganze Strecke bewältigen sollte. Ich war schon so weit, dass ich
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